Zulauf von Flüchtlingen hält weiter an

Erstveröffentlicht: 
27.11.2015
Kommunen gegenTurnhallen als Dauerlösung
VON JöRG SCHURIG

 

Dresden. Der Zustrom von Flüchtlingen hält auch in Sachsen unvermindert an. In dieser Woche seien im Schnitt täglich knapp 690 eingetroffen, teilte das Innenministerium gestern mit. Rund 450 pro Tag kamen in Bussen aus Bayern – Asylbewerber, die über die für Deutschland festgelegte Verteilquote von den einzelnen Bundesländern aufgenommen werden. 200 bis 300 Menschen pro Tag landen direkt in Sachsen. Von derzeit etwa 2000 pro Woche soll die Zahl bis Jahresende auf 3200 steigen und auch im Januar in dieser Größenordnung liegen.

 

In allen Kommunen entstehe das Problem, dass man mit der Aufnahme von Asylbewerbern an Grenzen stoße, sagte Dirk Diedrichs, Leiter der Stabsstelle Asyl im Innenministerium. Die Kapazitätenin der Erstaufnahme sind auf rund 17 000 Plätze angewachsen, von denen momentan etwa 14 000 belegt sind. Einen gewissen Puffer brauche man auch mit Blick auf unvorhergesehene Zugänge und die Weihnachtstage, sagte Diedrichs. Man sei in den Kommunen auf Notlösungen wie Zelte und Turnhallen angewiesen. Sachsens Landkreise sprechen sich dagegen aus. „Es droht, dass das erforderlich ist“, sagte Wolf Groneberg vom Sächsischen Landkreistag. „Wir haben auch eine Verpflichtung gegenüber den Bürgern, dass Schul- und Vereinssport durchgeführt werden kann.“ Bislang dienen Turnhallen vor allem für die Erstaufnahme von Flüchtlingen, nicht für die Folgeunterbringung, für die die Asylbewerber auf die Kommunen verteilt werden.

 

Zugleich laufen die Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber weiter. Am Dienstag und Mittwoch wurden insgesamt 83 Betroffene in ihre Heimat zurückgeschickt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat seine Beratung für rückkehrwillige Asylbewerber wieder verstärkt und bietet sie inzwischen auch mit mobilen Teams in allen Erstaufnahmeeinrichtungen an. 2014 habe man 300 entsprechende Fälle betreut, sagte DRK-Chef Rüdiger Unger. 54 Menschen seien tatsächlich wieder zurückgekehrt. 2015 betrage die Quote bisher 150 Rückkehrer bei 500 Beratungen. Die Betroffenen bekämen keine Prämie bezahlt, aber beispielsweise die Reisekosten erstattet. Außerdem versuche man, jeden Fall einzeln zu betrachten und Hilfestellung zu geben. Schließlich hätten viele der Rückkehrer ihre Existenz in der Heimat zuvor völlig aufgegeben.