Hunderte versuchen, Naziparteitag zu blockieren / Ziviler Ungehorsam als Akt der Notwehr gegen Rechtsradikale / Auch Kundgebungen und Kulturfestival geplant
Update 15.35 Uhr: 130 verletzte Gegendemonstranten, 200 Festnahmen
Bereits am Nachmittag blicken antifaschistische Gruppen und die Polizei
auf den bisherigen Verlauf der Proteste gegen den NPD-Parteitag in
Weinheim zurück. In einer ersten Bilanz zählt das Aktionsbündnis gegen
Faschismus, Rassismus und Krieg Frankfurt am Main 130 verletzte
Gegendemonstranten und 200 festgenommene Antifaschisten. Bei der
Nachrichtenagentur dpa liest sich das so: »Stadt und Polizei rufen zu
Gewaltverzicht auf. Bei Demonstrationen gegen die NPD gibt es dennoch
Krawall und Verletzte.« Nach Angaben der Polizei wurden Beamte
attackiert und mit Steinen beworfen. Eine Polizeisprecherin sagte, ein
Polizist sei schwer verletzt worden.
Update 15 Uhr: Teilnehmerzahl auf rund 1.500 angestiegen
Die Zahl der Demonstranten, die in Weinheim gegen die neonazistische NPD
auf die Straße gehen, ist laut der Polizei auf rund 1.500 angestiegen.
Update 14.45 Uhr: Protest gegen NPD: Mehr als 1.000 ziehen durch Weinheim
Bei einer Demonstration gegen die neonazistische NPD haben sich am
Samstag mehr als 1.000 Menschen beteiligt. Videos im Internet zeigten
den Zug durch die Stadt, Antifa-Fahnen wehten. Die Polizei sprach zu
Beginn von 350 Teilnehmern und forderte dazu auf, Vermummungen
abzulegen. »Die Stimmung bei der Kundgebung am Marktplatz ist gut«,
twitterte die Polizei. »So kann es bleiben.«
Update 13.15 Uhr: Festgenommene Antifaschisten gefesselt abtransportiert
Die wegen ihrer Proteste gegen die neonazistische NPD in Weinheim von
der Polizei festgesetzten Demonstranten werden mit Linienbussen des
Kommualverkehrs in eine Gefangenensammelstelle nach Mannheim gebracht,
heißt es bei der Initiative Nazifreies Weinheim. Vor Ort ist inzwischen
von rund 150 Menschen die Rede, die wegen versuchter Blockaden gegen den
NPD-Parteitag festgenommen wurden, sie seien an den Händen gefesselt.
Versuche, die Busse mit den Gefangenen zu blockieren, sind von der
Polizei aufgelöst worden. Beim Aktionsbündnis gegen Faschismus,
Rassismus und Krieg war von einer »heftiger Polizeihauerei« die Rede.
Update 11.30 Uhr: Attacken auf Journalisten, massiver Schlagstockeinsatz
Laut dem Aktionsbündnis gegen Faschismus, Rassismus und Krieg Frankfurt
am Main hat die Polizei »gezielt einen kurdischen Journalisten«
attackiert und verletzt. Auch sei seine Kamera zerstört worden. Die
Initiative Nazifreies Weinheim meldet von Dutzenden von der Polizei
eingekesselten Demonstranten und einem »massiven Pfeffer- und
Schlagstockeinsatz«.
Die Polizei erklärte ihrerseits, »wir mussten Pfefferspray einsetzen«, da Demonstranten versucht hätten, »eine Sperre zu durchbrechen«. Auch sei »beim Versuch von Demonstranten«, eine »Absperrung zu durchbrechen«, ein Polizeibeamter »schwer verletzt« worden.
Die Strategie der Polizei, den Teilnehmern des NPD-Parteitags den Weg notfalls auch gewaltsam freizumachen, stieß im Internet auf Empörung. Der Politikwissenschaftler Hajo Funke sprach von einem »schwarzen Tag für die Demokratie« und forderte, man solle »Nazi-Treffen verbieten«.
Update 10.45 Uhr: 125 Festnahmen bei Protest gegen NPD
Die Polizei hat in Weinheim 125 Menschen in Gewahrsam genommen, die dort
gegen den Bundesparteitag der neonazistischen NPD protestierten. Bei
dem Versuch, den Neonazis den Weg zu versperren, griff die Polizei zu.
Die dpa formuliert es allerdings so: »Die Randalierer gehörten dem
linken Spektrum an und hätten versucht, Absperrungen zu durchbrechen,
sagte eine Polizeisprecherin am Samstag. Dabei seien Polizisten mit
Steinen beworfen und mit Händen und Füßen attackiert worden. Ein Beamter
wurde leicht verletzt, einige Angreifer erlitten Verletzungen durch
Pfefferspray der Polizisten.« Die Polizei will nun von den vorläufig
Festgenommenen die Personalien aufnehmen.
Ca. 8:45 WaWe-Einsatz Birkenauer Talstr., Verletzte, viele in Gewahrsam!
— ANK Frankfurt (@ank_ffm) November 21, 2015
Berlin. Im baden-württembergischen Weinheim protestieren zur Stunde Hunderte gegen die neonazistische NPD, die in der Stadt ihren Bundesparteitag abhalten will. An mehreren Punkten gibt es Blockaden von Antifaschisten, um den Rechtsradikalen den Weg zu versperren. Vor Ort ist von Gewahrsamnamen von Protestierenden und von Polizeikesseln die Rede, auch fahren bereits Wasserwerfer auf.
Die Nachrichtenagentur dpa meldete vorab zu den Protesten, »in sozialen Netzwerken hatten in den vergangenen Tagen verschiedene linke Gruppen und Bündnisse dazu aufgerufen, gegen die NPD zu protestieren. Auch Blockaden des Parteitags sind angekündigt.« Die Überschrift bei der dpa dazu lautete: »Ausschreitungen rund um NPD-Bundesparteitag befürchtet«.
Bei der Initiative Nazifreies Weinheim hieß es, man wolle versuchen, »den Parteitag der Nachfolgepartei der NSDAP durch zivilen Ungehorsam zu verhindern. Unsere Protestform setzt bewusst auf den aktiven Widerstand und ist aus unserer Sicht ein Akt der Notwehr gegen eine Partei, die willentlich in Deutschland ein Klima schaffen will, das fremdenfeindliche Übergriffe sowie Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge und Andersdenkende mehrheitsfähig macht.« Man setze aber gerade nicht »auf Gewalt und Eskalation, sondern wir stellen uns aus moralischen und menschlichen Gründen« der Neonazipartei in den Weg.
In der Stadt findet zeitgleich ein Kulturfestival statt. Daran beteiligen sich alle im Gemeinderat vertretenen Parteien, die Kirchen und Vereine. Zudem ist ein »Guck hin! Aktionscamp« geplant, mehrere Mahnwachen unter dem Motto »Stoppt den Bundesparteitag der NPD« wurden angekündigt. Ab dem Vormittag soll eine Kundgebung stattfinden, später wird es eine Demonstration gegen die Neonazis geben. nd/Agenturen
#nonpdwhm #blocknpd pic.twitter.com/daV7CPX64Y
— IL Rhein-Neckar (@ILRheinNeckar) 21. November 2015