Dieses Haus spaltet Laubegast

Erstveröffentlicht: 
13.11.2015

Bis Ende des Jahres ziehen Flüchtlinge ins frühere Hotel „Prinz Eugen“ ein. Die Proteste dagegen bleiben.

 

Mancher hatte wohl befürchtet, dass die Veranstaltung so enden könnte wie die Leubener Ortsbeiratssitzung vor einem Jahr, als es schon einmal um die geplante Asylunterkunft im Laubegaster Hotel „Prinz Eugen“ ging – mit Tumulten. Doch die gestrige Informations- veranstaltung in der Leubener Operette dominierte einmal nicht der Krawall, sondern sachliche Diskussionen, nachdem Sozialbürgermeisterin Kris Kaufmann (Linke) die Unterkunft vorgestellt hatte. „Wir werden alle Flüchtlinge, die die Stadt zugewiesen bekommt, ohne wenn und aber unterbringen“, sagte sie.

 

Bis Jahresende sollen in dem früheren Hotel 94 Flüchtlinge einziehen. In Laubegast war es bereits zuvor zu Protesten gegen die Asylunterkunft in der Gustav-Hartmann-Straße gekommen. Ein erster Versuch der Stadt, im Februar Asylbewerber dort unterzubringen, scheiterte am Widerstand vieler Anwohner – getragen von der Initiative „Mein Laubegast“. 

 

Platz für 115 Asylbewerber


Eigentümerin des Hauses war bis vor Kurzem die Berlinhaus Verwaltungsgesellschaft. 2014 hatte die Firma der Stadt das Hotel zur Miete angeboten. Nach rechten Schmierereien am Hotel und Gewaltdrohungen in sozialen Netzwerken zog Berlinhaus sein Mietangebot jedoch zurück. Ende Oktober kaufte die Rathaustocherfirma Stesad das Gebäude für über drei Millionen Euro. Bis zu 115 Asylbewerber können in die 47 Zimmer einziehen, zunächst sollen jedoch nur 94 kommen. Wie lange das Hotel als Übergangswohnheim dienen wird, ist offen. Künftig könnten im Haus auch Sozialwohnungen entstehen. Gestern ging es vor allem um praktische Dinge, etwa um ein Betreiberkonzept und Sicherheitsfragen. So sollen neben dem Heimleiter jeden Tag zwei Sozialarbeiter vor Ort sein, um die Asylsuchenden zu betreuen. Sicherheitsleute werden das Gebäude rund um die Uhr bewachen. Betreiben wird die Einrichtung das Deutsche Rote Kreuz.

 

Das Bürgernetzwerk „Laubegast ist bunt“ will einen großen Teil der Betreuung der Flüchtlinge übernehmen. „Wir hatten ein Jahr Zeit, uns vorzubereiten“, sagt Netzwerk-Chef Claus Dethleff. Es seien eine Reihe von Aktivitäten für die Asylbewerber geplant. Noch im Dezember soll eine Fahrradwerkstatt öffnen, in der Flüchtlinge mitarbeiten können. Parallel starte ein Sportangebot. Vom Netzwerk organisierte Deutsch-Kurse für Asylbewerber aus anderen Einrichtungen gibt es bereits seit sechs Monaten. Nach dem Einzug der Flüchtlinge soll ein Willkommensfest gefeiert werden.

 

Dennoch scheint es immer noch viele zu geben, die ihre Sicherheit gefährdet sehen, sobald Asylbewerber in das ehemalige Hotel einziehen. Ein Anwohner sagte, er habe eine 16 Jahre alte Tochter, die nun jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit am Heim vorbeimüsse. „Wer unterschreibt mir, dass ihr nichts passiert?“ Andere befürchteten, dass die Kriminalität im Stadtteil generell ansteigen könnte. Stefan Dörner von der Polizeidirektion Dresden trat solchen Gerüchten entschieden entgegen. „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass es im unmittelbaren Umfeld von Asylunterkünften zu einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit kommt“, sagt der Polizeioberrat. 

 

Bürgerinitiative ruft zum Boykott auf


Die Bürgerinitiative „Mein Laubegast“ hatte im Vorfeld zu einem Boykott der Veranstaltung aufgerufen. Sprecher Kenneth Köth kündigte gegenüber der SZ an, der Protest gegen die Unterkunft werde nicht mit der Einquartierung der Asylbewerber enden. Er wirft der Stadt eine verfehlte Informationspolitik und Konzeptlosigkeit bei der Eröffnung neuer Heime vor. Außerdem gebe es in dem ehemaligen Hotel schwere Baumängel, die die Stadt aber bestreite. Bis Ende Oktober waren dort täglich Hotelgäste untergebracht. Eine Sperrung wegen Baumängeln ist nicht bekannt. Auch wenn wegen des Boykottaufrufs einige Protestler weggeblieben waren, kam es dennoch immer wieder zu Störungen, mancher auf dem Podium wurde ausgepfiffen, während er Fragen aus dem Publikum beantwortete. Nach der Veranstaltung versammelten sich einige Dutzend Anwohner vor dem Hotel.

 

Inzwischen gibt es erneut Proteste gegen Asylunterkünfte in Übigau. Ein Lampionumzug am Mittwochabend läutete diesen ein. Heute soll vor der Turnhalle in der Thäterstraße ein Protestzelt aufgebaut werden. Morgen sind Aktionen vor der Halle und an zwei Hundetrainingsplätzen an der Washingtonstraße geplant. (mit noa, nis)