Zu einer Kundgebung gegen Hetze und Fremdenfeindlichkeit in Öhringen und Hohenlohe trafen sich am Samstag rund 300 Menschen auf dem Öhringer Marktplatz. Wenige Meter davon entfernt versammelten sich rund 150 Gegner der deutschen Asylpolitik.
Es ist kurz nach 17 Uhr am Samstag, als sich der Hafenmarkt leert und die Gegner der deutschen Asylpolitik Lautsprecher und Plakate in den Kofferraum verstauen. Und auch auf dem gegenüberliegenden Parkplatz löst sich die etwa 30-köpfige Ansammlung um die Organisierte Linke aus Heilbronn auf. 50 Polizeibeamte - aus Hohenlohe, aber auch von der Bereitschaftspolizei - hatten die Stunden davor dafür gesorgt, dass sich beide Gruppierungen ausschließlich verbal austauschten.
Aufrufe
Etwa 150 Menschen waren dem Aufruf der Asylgegner gefolgt und hatten sich auf den unteren Parkplätzen des Hafenmarktes versammelt. Die Sparkasse Hohenlohekreis hatten ihre obere Reihe Parkplätze gesperrt. Unter den Rednern der von Michael Koppenhöfer aus Untersteinbach angemeldeten Versammlung war Brit Berger aus Öhringen, die die bundesdeutsche Asylpolitik kritisierte. Die Kriminalitätsstatistik schnelle nach oben, sie fühle sich nicht mehr wohl und sicher, sagte sie. Heidi Förnzler aus Kupferzell, die zuvor am Stand der AfD in der Fußgängerzone gestanden hatte, griff ebenfalls zum Mikro und sagte: "Unsere Regierung arbeitet für Konzerne. Das ist das Problem".
Auf dem Öhringer Marktplatz hatten sich zuvor Vertreter der Kirchen und aller Parteien auf der von SPD-Stadt- und Kreisrätin Irmgard Kircher-Wieland angemeldeten Versammlung für ein friedliches Miteinander stark gemacht. "Die Gedanken sind frei", ertönte aus den Lautsprechern. "Hohenlohe ist bunt", sagte Irmgard Kircher-Wieland.
Vertreter von SPD, CDU, Grüne, der Linken, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, dem Freundeskreis Asyl, der Kirchen und von der Moschee traten ans Mikrofon und erklärten: "Menschlichkeit ist gefragt. Wir treten ein für einen offenen und ehrlichen Dialog in einem toleranten und weltoffenen Öhringen und Hohenlohe - auf der Basis unseres Grundgesetzes. Wir sprechen uns aus gegen Verleumdung und Fremdenfeindlichkeit."
Pfarrer Hannes Wössner sprach für den Freundeskreis Asyl, aber auch für alle Öhringer Kirchen und freute sich, dass so viele Menschen gekommen waren. Etwa 300 Hohenloher hatten sich auf dem Marktplatz versammelt und hielten Plakate hoch, die sagten: Hohenlohe ist bunt, nicht braun. An diesem Nachmittag allerdings zeigte Hohenlohe nur wenig seiner bunten Färbung. Vielmehr war der Himmel düster grau. "Wenn wir ganz eng zusammen stehen, dann wird es wärmer", sagte denn auch Wössner symbolisch. Und weiter: "Das Grundgesetz ist uns wichtig. Dafür treten wir ein." SPD-Landtagsabgeordnete Annette Sawade zog ihr kleines aus der Manteltasche.
Geister
Wössner: "Das Grundgesetz ist unser Limes." Daran, sagt er, scheiden sich die Geister. Er und alle Redner wünschten sich eine gute Atmosphäre in der Stadt. Menschlichkeit sei gefragt und ein Eintreten für Menschen, die viel Unmenschliches erfahren haben. "Wir alle haben Sorgen und Ängste", sagte Wössner. "Aber heute wehren wir uns gegen Angstmache und Verleumdung." Nicht als Redner, aber als Zuhörer unterstützte Öhringens OB Thilo Michler die parteienübergreifende Veranstaltung. "Es war völlig richtig, was hier gesagt wurde", sagte Michler. Er hoffte mit Blick auf die vielen unbekannten Gesichter, dass alle Menschen an diesem Nachmittag das hohe Gut der Meinungsfreiheit respektieren und friedlich miteinander umgehen.