Ordnungshüter warnen vor verstärkten Auseinandersetzungen zwischen den Zuwanderern - wegen der Enge
Von Timo Lindemann
Kassel/Berlin. Die Gewerkschaft der Polizei fordert, Flüchtlinge stärker nach Ethnien und Religionen zu trennen. Polizeikollegen stellten "vermehrt weltanschauliche Motive" bei Streitigkeiten unter Flüchtlingen fest, sagte der stellvertretende Gewerkschaftschef Jörg Radek. Konkrete Zahlen konnte er allerdings nicht vorlegen: "Es gibt zurzeit kein statistisches Material." Auch zu den Motiven der Massenschlägerei in einem Flüchtlingslager am Sonntag in Kassel-Calden hat die Polizei bislang keine Angaben gemacht. Die Hauptursache für Streitigkeiten bis hin zu Prügeleien in Flüchtlingsunterkünften sieht Radek indes nach wie vor in den beengten Verhältnissen: "Die Enge macht aggressiv."
Radek bemängelte, dass weit mehr Menschen in den Unterkünften 
unterkommen müssten als eigentlich vorgesehen. Da seien dann zunächst 
keine weiteren Motive nötig, es könne schon das Anstehen an der 
Essensausgabe oder vor der Toilette ein Anlass für Streit sein. Solche 
Auseinandersetzungen können nach Ansicht Radeks aber in Streit über 
"religiöse und weltanschauliche Fragen" münden. Das würden Betroffene 
zwar "nicht unbedingt zugeben, aber die Wahrscheinlichkeit ist da", 
sagte der Gewerkschaftsfunktionär.
An der Schlägerei auf dem Gelände des alten Flughafens Calden waren 
Hunderte Flüchtlinge beteiligt, überwiegend Pakistaner und Albaner. Nach
 Polizeiangaben wurden 14 Menschen verletzt. In dem Lager sind rund 1500
 Menschen aus 20 Nationen untergebracht. Nach einem Bericht der 
"Hessischen Niedersächsischen Allgemeine" zeigte sich der Bürgermeister 
der Gemeinde Calden, Maik Mackewitz, über die Ausschreitungen vom 
Sonntag besorgt. Es sei zwar klar, dass ein Zusammenleben von Menschen 
aus 20 Nationen eine Eskalationsstufe beinhalte. Eine Auseinandersetzung
 in dieser Schärfe in der Zeltstadt sei jedoch für ihn etwas Neues. 
Indizien dafür, dass es auch Übergriffe auf die Bevölkerung in Calden 
geben könne, sehe er aber nicht, da sich zwei Gruppierungen gegenseitig 
attackiert hätten.
Eine getrennte Unterbringung unterschiedlicher Gruppen hatte Mitte 
August auch der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, 
gefordert. Zuvor waren bei einer Prügelei in der Erstaufnahmestelle in 
Suhl (Thüringen) elf Asylbewerber und sechs Polizisten verletzt worden. 
Auslöser soll ein Streit über den Koran gewesen sein.
Unterdessen hält die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner 
Leistungskürzungen für Asylbewerber für notwendig, wenn sie Regeln nicht
 einhalten. "Wer das Asylrecht in Anspruch nimmt, muss sich zu unseren 
rechtsstaatlichen Spielregeln, zu den Grundsätzen unserer 
Verfassungskultur bekennen", sagte sie und forderte ein Gesetz zur 
Integrationspflicht der Zuwanderer.
