Hakenkreuze in Ochseberg und die eigentümliche Reaktion der Kirche

Erstveröffentlicht: 
11.09.2015

Das Freizeitheim wurde mit Hakenkreuzen beschmiert. Die Wand wieder überstreichen mussten am Ende aber Jugendliche, die mit der Tat rechter Gesinnung überhaupt nichts zu tun hatten.

 

Es klingt fast schon widersinnig, was eine Schmiererei am Freizeitheim zu Beginn der Sommerferien auslöste. Am Ende standen die, die es gut meinten, als Schuldige da und die Täter lachen sich vermutlich ins Fäustchen. Aber der Reihe nach: Am 30. Juli wurde bei der Polizei Anzeige erstattet, weil mit schwarzer Farbe zwei Hakenkreuze auf die Außenwand des Freizeitheims in Ochsenberg gesprüht worden waren. Hinweise auf den Täter gibt es keine, die Polizei ermittelt.

 

Besitzer des Gebäudes ist die evangelische Kirche, es diente seit 1979 als Freizeitheim. Das Ferienwaldheim vom 3. bis zum 29. August war die letzte Freizeitveranstaltung an diesem Ort, am 1. September wurde es dem Landkreis als Unterkunft für Flüchtlinge übergeben. Dass nun kurz vor Beginn der Ferienfreizeit Hakenkreuze auftauchten, mag man schon als rüden Protest gegen die neue Nutzung verstehen.

 

Als die Jugendlichen, die vom evangelischen Jugendwerk als Betreuer des Waldheims engagiert wurden, am Wochenende vor Beginn der Ferienfreizeit nach Ochsenberg kamen, entdeckten sie die Schmierereien und fanden, dass die Ferienkinder zwischen sechs und 13 Jahren nicht damit konfrontiert werden sollten. Also übermalten sie die Wand mit dem Schriftzug „Waldheim“ und einem Herz. Diese Aktion sei mit der Freizeitleitung abgesprochen gewesen, berichtet ein beteiligter Jugendlicher.

 

Als der erste Abschnitt der Freizeit zu Ende ging, packte wohl auch die Betreuer der Abschiedsschmerz und sie erweiterten den ursprünglichen Schriftzug noch mit ihren Namen. Das kam bei der evangelischen Kirchenpflege nicht gut an. Als Schmiererei und Sachbeschädigung wurde bezeichnet, was die Jugendlichen ursprünglich aus der guten Absicht begonnen hatten, eine schändliche Tat unsichtbar zu machen. Die Jugendlichen wurden in einer Rundmail dazu aufgefordert, ihre Namen mit dem Hochdruckreiniger von der Wand zu entfernen. In diesem Fall würde die evangelische Kirche den Maler und die Farbe für einen neuen Wandanstrich bezahlen. Falls die Jugendlichen nicht zum Putzen kämen, würden ihnen die Kosten für die Wandrenovierung vom Lohn für die Freizeitbetreuung abgezogen.

 

Die Jugendlichen haben geputzt und gestrichen, es lässt sich nur erahnen, dass die Wand eine Bemalung hatte, wenn man davon weiß. Hätte die evangelische Kirche aber nicht ohnehin die ursprünglichen Graffitis überstreichen lassen müssen? Vielleicht sogar schon vor Beginn der Kinderfreizeit? Trotz mehrfacher Telefonate und Nachrichten auf Anrufbeantwortern war eine Stellungnahme der Kirche zu dieser Geschichte nicht zu bekommen.