Ausnahmezustand am Samstag: Sechs Protestdemos in Leipzig gegen rechtspopulistisches Bündnis

Erstveröffentlicht: 
25.09.2015

Demo-Samstag: Die rechtspopulistische „Offensive für Deutschland“ wird sich am Nachmittag auf dem Augustusplatz sammeln. Zahlreiche Gegenveranstaltungen für eine weltoffene Stadt sind geplant.

 

Leipzig. In Leipzig formiert sich breiter Widerstand gegen die Samstag-Demonstration des rechtspopulistischen Bündnisses „Offensive für Deutschland“. Aus dem Norden, Osten und Süden der Stadt bewegen sich deshalb ab 11.30 Uhr Protestzüge für ein weltoffenes Leipzig und gegen Rassismus auf die Innenstadt zu, die vom Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ angemeldet wurden. Zwei weitere Kundgebungen gegen Rechts sind auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz und auf dem Burgplatz geplant.

 

Die Stadt Leipzig bestätigte am Freitag alle Veranstaltungen und Routen. So hat die „Offensive für Deutschland“, hinter der der ehemalige Legida-Chef Silvio Rösler steht, einen Aufzug mit 2500 Personen angemeldet. Die Netzwerke "No Legida" und "Leipzig nimmt Platz" ordnen die "Offensive" als radikalisierte *gida-Absplitterung ein.

 

Ab 15 Uhr sammeln sich die "Offensive"-Anhänger auf der Gewandhausseite des Augustusplatzes. Über die Stationen Moritzbastei und Schillerstraße führt die Route bis zum Neuen Rathaus und zurück. Die Stadt Leipzig betont, der Veranstalter sei darauf hingewiesen worden, dass die Ordnungsbehörde den Aufzug auflösen kann, wenn gegen Beschränkungen verstoßen oder von den Angaben der Anmeldung abgewichen werde.

 

Verkehrseinschränkungen


Die Verkehrslage in der Stadt ist am Samstag angespannt. Bis zum Sonntag ist der Hauptbahnhof Leipzig wegen Technik-Checks voll gesperrt. Bereits ab dem frühen Samstagmittag, so kündigt die Stadt an, sei außerdem mit größeren Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr, Autofahrer und Passanten zu rechnen.

Betroffen sind der Ring und die Zufahrtsstraßen. Vom Augustusplatz aus ist der Zugang zur City zwischen 14.30 Uhr und  Uhr „erschwert bzw. nicht möglich“, kündigte die Stadt an. Die Tiefgarage unter dem Augustusplatz bleibt allerdings ganztägig geöffnet und kann über die Zufahrt am Georgiring in Höhe der Oper angefahren werden. Die Leipziger Verkehrsbetriebe halten ihre Kunden über www.lvb.de und www.lvb.de/v über Änderungen und Einschränkungen bei Bus- und Straßenbahnfahrplänen auf dem Laufenden.

 

Das Schauspiel Leipzig geht außerdem am Samstag mit seinem aktuellen Stück über Flucht und Asyl an die Öffentlichkeit: Um 11 Uhr gibt der rund 30-köpfige Sprechchor der Inszenierung „Die Schutzflehenden“ in der Petersstraße, Höhe Petersbogen, etwa eine halbe Stunde lang Einblick in die Aufführung von Aischylos- und Elfriede-Jelinek-Texten. Um 13 Uhr findet die öffentliche Probe am Thomaskirchhof statt, teilte das Schauspiel am Freitag mit.

LVZ

Veranstaltungen und Routen im Überblick:


GEGENDEMONSTRATIONEN


„Willkommen in Leipzig - eine weltoffene Stadt der Vielfalt“,  Aufzug, 14 bis 20 Uhr mit circa 200 Personen: Nordplatz (vor der Michaeliskirche) → Pfaffendorfer Straße → Fußweg Richard-Wagner-Straße → Am Hallischen Tor → Reichsstraße → Neumarkt → Gewandgäßchen → Universitätsstraße → Grimmaische Straße → Platz vor der Neuen Universitätskirche.

 

„No border, no nation. Rassist*innen die Stirn bieten“ , Aufzug, 12 bis 14 Uhr, ca. 200 Personen: Wiedebachplatz (Sammlung & Auftakt) → Arno-Nietzsche-Straße → Karl-Liebknecht-Straße → Schenkendorfstraße → Bernhard-Göring-Straße → Riemannstraße → Bayrischer Platz → Windmühlenstraße - Markthallenstraße → Gehweg  zum Wilhelm-Leuschner-Platz, Freifläche am ehemaligen Bowlingzentrum, dort stationärer Verbleib bis circa 19 Uhr.

 

 „NachbarInnengemeinschaft gegen Nazis“ , Aufzug, 11.30 bis circa 14 Uhr mit ca. 1.000 Personen: Aufzugsroute: Rabet (Sammlung & Auftakt) → Konradstraße → Hermann-Liebmann-Straße → Wurzner Straße → Dresdner Straße → Dresdner Straße/Ecke Kohlgartenstraße (ZwiKu) → Dresdner Straße → Johannisplatz.

 

„Stärke, Vielfalt, Zukunft“ , Aufzug, ab 12 Uhr mit ca. 1.500 bis 2.000 Personen: Leipziger Messe → Merkurpromenade → Leipzig Bahnhof-Messe:

„NachbarInnengemeinschaft gegen Nazis“ , Kundgebung, 14.30 bis 21 Uhr mit ca. 15 Personen, kleiner Willy-Brandt-Platz.

 „STOP IT- gegen Rassismus und Hetze, Für Toleranz und Vielfalt“ , Kundgebung, 13 bis 20 Uhr mit ca. 200 Personen, Burgplatz.

 

DEMO-ROUTE DER  "OFFENSIVE FÜR DEUTSCHLAND"

15-19 Uhr, 2500 Personen angemeldet, Augustusplatz/Gewandhausseite (Sammlung & Auftakt) → Moritzbastei → Schillerstraße → Petersstraße → Martin-Luther-Ring (Innenring) → oberer Martin-Luther-Ring → Neues Rathaus → Schillerstraße → Moritzbastei → Augustusplatz/Gewandhausseite (Abschluss & Beendigung).


 

Unverständnis bei Markthändlern


Mit Blick auf die für das Wochenende angesagte Legida-Veranstaltung, wozu rund 5000 Teilnehmer und gut 10000 Gegendemonstranten erwartet werden, zeigte sich gestern der Markthändlerverband Leipzig beunruhigt, dessen Mitglieder für gewöhnlich ihre regionalen Produkte samstags auf dem Richard-Wagner-Platz anbieten. "Wir sehen in Veranstaltungen wie der für Sonnabend angesagten ein großes Gefahrenpotenzial. Ängste herrschen da bei Kunden und Händlern gleichermaßen. Wer hilft uns im Falle von Personenschäden weiter? Wer kommt für Sachbeschädigungen auf?", so der Verband gegenüber LVZ. Zudem äußerte er sein Unverständnis darüber, wie in Anbetracht der lang im voraus bekannten Markttage in der City eine solche Großveranstaltung überhaupt - relativ kurzfristig - für solch einen Tag anberaumt werden könne. (F.D.)