Dutzende Vermummte greifen Polizeiwache an

Erstveröffentlicht: 
08.01.2015

Dutzende Vermummte greifen Polizeiwache an

  • Etwa 50 vermummte Menschen haben in Leipzig eine Polizeiwache mit Steinen und Brandsätzen attackiert. Verletzt wurde dabei niemand.
  • In einem anonymen Bekennerschreiben im Internet begründen die Angreifer die Tat mit dem zehnten Todestag von Oury Jalloh.
  • Der an Händen und Füßen gefesselte Asylbewerber war 2005 in einer Zelle eines Polizeireviers verbrannt.
  • Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die Tat.

 

   

 

Attacke auf Polizeiwache

Dutzende Täter haben am Mittwochabend eine Polizeiwache in Leipzig angegriffen. Etwa 50 vermummte Menschen hätten die Fensterscheiben der mit zwei Beamten besetzten Außenstelle im Leipziger Stadtteil Connewitz mit Steinen, Farbbeuteln und Feuerwerkskörpern beworfen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Außerdem warfen sie einen Brandsatz in einen auf dem Hinterhof abgestellten Streifenwagen, der daraufhin Feuer fing.

Den Angaben zufolge hielt das in den Fenstern verbaute Sicherheitsglas stand, die beiden 35- und 43-jährigen Beamten in der Wache blieben unverletzt. Es sei jedoch erheblicher Sachschaden entstanden. Nach der etwa 30 Sekunden dauernden Attacke seien die Täter geflüchtet. Dabei verstreuten sie auf umliegenden Straßen sogenannte Krähenfüße, teilten die Ermittler mit. Ziel sei es gewesen, mit den spitzen, sternförmigen Metallteilen die Reifen von Polizeiwagen zu beschädigen.

Die Leipziger Polizei nahm nach dem Vorfall in Connewitz Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs auf. Sie lasse sich "von blindem Hass und nackter Gewalt nicht beeindrucken", teilte die örtliche Polizeidirektion mit. Die Wache bleibe geöffnet.

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Mögliche Hintergründe der Tat

Der Polizei zufolge handelt es sich um eine politisch motivierte Tat, die Angreifer seien linksextrem. Im Internet kursiert ein anonymes Bekennerschreiben, in dem die Täter ihre Attacke auf die Wache mit dem zehnten Todestag des Asylbewerbers Oury Jalloh begründen.

 

Jalloh war 2005 in der Zelle eines Polizeireviers in Dessau in Sachsen-Anhalt ums Leben gekommen, nachdem seine Matratze in Brand geraten war. Der Sachverhalt wurde in mehreren Prozessen bis zum Bundesgerichtshof aufgearbeitet. Die Richter kamen stets zu der Einschätzung, Jalloh habe die Matratze selbst angezündet. Das wird von seinen Angehörigen, Flüchtlingsorganisationen und innerhalb der linksalternativen Szene aber bezweifelt.

Innenminister Ulbig verurteilt den Angriff

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die Attacke auf die Polizeistation scharf. "Dieser Auswuchs von Gewalt gegen eine Gruppe der Gesellschaft ist nicht hinnehmbar. Der Rechtsstaat wird alles unternehmen, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen", erklärte er.