Seit vier Jahren tobt in Syrien ein blutiger Bürgerkrieg, der aus der Revolte des Arabischen Frühlings hervorgegangen ist. Nach Angaben der UNHCR sind aufgrund dieses Krieges über vier Millionen Menschen auf der Flucht. Das Nachbarland Türkei hat 1,7 Millionen von ihnen aufgenommen und ist damit derjenige Staat auf der Welt, der die meisten Geflüchteten beherbergt.
Statt demokratischer Rechte gegen den Autokraten Assad durchzusetzen, 
wird der bewaffnete Konflikt in Syrien mittlerweile von Warlords und 
islamistischen Milizen bestimmt, die ethnisch und religiös begründete 
Kriege gegen den syrischen Reststaat und gegeneinander führen. Diese 
Eskalation trat ein, weil der Bürgerkrieg gegen Assad zum 
Stellvertreterkrieg regionaler Mächte (Türkei, Iran, Golfstaaten) wurde.
 Zudem ist der Krieg in Syrien zum Tummelplatz für Dschihadisten aus der
 ganzen Welt geworden.
Seit 2013 ist in Syrien mit dem IS, vormals ISIS, ein neuer und noch 
brutalerer Akteur auf die Bühne getreten. Nach Terroranschlägen und 
großen Landgewinnen im benachbarten Irak breitete sich der IS, verstärkt
 durch Zusammenschlüsse mit weiteren Gruppierungen, immer weiter in 
Syrien und im Irak aus und versucht, in den eroberten Gebieten einen 
Gottesstaat zu errichten. Wo der IS einfällt, massakriert er seine 
Gegner und andere Religionsgruppen, vergewaltigt und versklavt.
Mitten in diesem Wahnsinn, mitten in diesem Meer aus brutaler Gewalt und
 religiösem Fanatismus wird im nordsyrischen Rojava, dem kurdisch 
dominierten Gebiet an der Grenze zur Türkei, versucht, auf der Basis des
 „Gesellschaftsvertrag von Rojava“ eine multiethnische Selbstverwaltung 
aufzubauen.
Allein schon dadurch wurde die „Kommune von Rojava“ zum Ziel der 
Angriffe des IS. Der Kampf um die Stadt Kobanê wurde allerdings auch zu 
einem Symbol des Widerstandes und der Behauptung gegen den IS und seinen
 Terror.
Doch nach dem Bombenanschlag von Suruç auf Unterstützer_innen eines 
Wiederaufbaus von Kobanê erklärte der türkische Präsident Erdogan nicht 
nur dem IS, sondern auch den kurdischen Gegnern des IS den Krieg. 
Tatsächlich trifft die Gewalt des türkischen Staates nun vor allem die 
kurdische Bewegung in der Türkei und im Nordirak. Gleichzeitig wird die 
türkisch-syrische Grenze dichtgemacht – die Auseinandersetzung um das 
Projekt Rojava und das Leid der Menschen vor Ort gehen in die nächste 
Etappe.
Wir wollen bei dem Podiumsgespräch am 16. September im SO 36 über die 
humanitäre und politische Situation vor Ort informieren und darüber 
diskutieren, wie von hier aus den Menschen geholfen werden kann.
Was können Hilfsorganisationen leisten und unter welchen Bedingungen 
arbeiten sie? Welche Forderungen sind an den deutschen Staat zu stellen?
Wie können wir als Linke praktische Hilfe leisten und uns solidarisch verhalten?
Auf dem Podium: Gregor Gysi (LINKEN-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, besuchte die Region im November 2014), Nûjiyan Günay (HDP-Berlin, Ezidischer-Frauenrat ), Sebastian Jünemann & Nina Röttgers (PHNX e. V./ Cadus – redefine global solidarity; organisiert medizinische Hilfe und Trinkwasserprojekte in Rojava)
Moderation: Fabian Kunow
Einlass: 18:30; Beginn 19:00
