Lucke-Abend verlegt Razzia und AfD-Veranstaltung nach Farbanschlag

Erstveröffentlicht: 
09.06.2015

Nachdem eine Farbattacke den Auftritt von AfD-Chef Bernd Lucke in Freiburg verhinderte, hat die Polizei das Linke Zentrum durchsucht. Während der Razzia fand in Merzhausen der AfD-Abend mit Lucke statt – und mit internen Angriffen.

 

Der Staatsschutz hat das Linke Zentrum "Adelante" im Freiburger Stadtteil Wiehre am Montagabend zwischen 18 und 19 Uhr durchsucht. Eine Reihe von Uniformierten postierten sich vor dem Ladenlokal, Einsatzwagen versperrten die Glümerstraße. Der Polizeieinsatz stand im Zusammenhang mit der Farbattacke nachts zuvor auf das Hotel "Zum Schiff".

In dem Hotel in Freiburg-St. Georgen sollte am Montagabend eine Veranstaltung mit Bernd Lucke, dem Gründer der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD), stattfinden. Das Hotel war mit roter Farbe beworfen worden und dadurch ein geschätzter Schaden im fünfstelligen Bereich entstanden. Das Hotel hatte daraufhin der AfD aus Sicherheitsgründen abgesagt.

Antifa bekennt sich


Zum Farbanschlag hatte sich auf der Internetseite Indymedia die "Antifa St. Georgen" bekannt. Der gleichzeitige Farbwurf auf den Polizeiposten St. Georgen soll nach einem weiteren Bekennerschreiben ein Zeichen der "Solidarität mit Protesten gegen den G-7-Gipfel" gewesen sein.

Das Linke Zentrum sprach in einer Pressemitteilung davon, dass die Polizei den Zusammenhang von "Adelante" und Farbattacke konstruiert hätte. Demnach hätten Gruppen, die sich im Linken Zentrum treffen, dazu aufgerufen, die AfD-Veranstaltung zu stören. Ina Steinmayr vom "Arbeitskreis Antirepression" sprach von einer "fadenscheinigen Begründung".

Mehrere Gegenstände beschlagnahmt


Die Polizei habe eine Person kurzzeitig festgenommen und mehrere Gegenstände beschlagnahmt, darunter Laptops, Computer und Wandmalfarbe. Gegenstände, die im Zusammenhang mit der Farbattacke standen, seien "natürlich nicht" darunter gewesen, sagte Nils Bornstedt vom Linken Zentrum. Mit dem erklärte sich das Automone Freiburger Zentrum KTS solidarisch.

"Wir haben beweisrelevantes Material sichergestellt", erklärte dagegen Polizeisprecherin Laura Riske am Dienstag. Details nannte sie nicht. Und die Person sei nicht klassisch festgenommen, sondern nur kurz festgesetzt worden, um die Personalien zu klären. Der Mann habe sich zuvor nicht ausweisen wollen, so Riske.

Lucke sprach vor 80 Leuten


Während der Razzia begann trotzallem die Veranstaltung mit AfD-Chef Bernd Lucke – sie war ins Forum in Merzhausen verlegt worden. Zwischenfälle gab es keine. Vor rund 80 AfD-Mitgliedern und -Sympathisanten sprach Lucke ziemlich lang über die Griechenland-Krise, seine – differenzierte - Position zum TTIP-Abkommen und die Rolle, in der er die AfD in der deutschen Parteienlandschaft sieht. Erst danach ging es um den Richtungsstreit, der in der AfD derzeit tobt.

Dass er auch im Kreisverband Freiburg geführt wird, wurde deutlich, als der Rechtsanwalt Dubravko Mandic Lucke noch während seines Vortrags mit einer Zwischenfrage angriff: Warum er nichts dagegen tue, dass der Europa-Abgeordnete Olaf Henkel den rechten Flügel als rechtsextrem bezeichne, wollte er wissen. Lucke versprach Mandic eine Antwort am Ende seines Vortrags. Doch das war dem Rechtsanwalt offensichtlich zu spät: Er verließ die Veranstaltung wenig später, ebenso wie einige andere Teilnehmer.

Vermutlich gehören auch sie zu den Gegnern des liberalen Lucke-Flügels in der AfD. Lucke selbst führte eine längere Liste von den Holocaust leugnenden oder Israel verunglimpfenden Äußerungen von Mitgliedern der AfD in der letzten Zeit an und machte klar, dass er solche Positionen in der AfD nicht haben will. Dafür bekam er von Elke Fein, der Freiburger AfD-Sprecherin ebenso wie den anderen im Saal Gebliebenen Beifall.

Die Kriminalpolizei bittet Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu den Farbattacken geben können, sich rund um die Uhr unter  0761/XXX zu melden.