NS-Massaker in Sant' Anna di Stazzema: Verfahren gegen mutmaßlichen Mittäter eingestellt

Erstveröffentlicht: 
29.05.2015

Rund 70 Jahre nach einem NS-Massaker in einem italienischen Bergdorf hat die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg das letzte Ermittlungsverfahren gegen einen der mutmaßlich beteiligten Kriegsverbrecher eingestellt. Der heute 93 Jahre alte Beschuldigte sei demenzkrank und dauerhaft verhandlungsunfähig, teilte die Staatsanwaltschaft am 28.05.2015 mit. Er soll am 12.08.1944 als Kompaniechef an der Tötung von mehreren Hundert Zivilisten in der italienischen Ortschaft Sant' Anna di Stazzema in der Provinz Lucca beteiligt gewesen sein.

 

Ermittlungen gegen 17 Beschuldigte

 

Ursprünglich hatte in dem Fall die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen 17 Beschuldigte ermittelt – mehrere davon lebten oder leben in Baden-Württemberg. Die grün-rote Landesregierung stellte deswegen als Zeichen der Wiedergutmachung 30.000 Euro für die Gestaltung eines zentralen Erinnerungsortes in dem Ort Sant'Anna di Stazzema bereit. Angehörige der 16. SS-Panzergrenadierdivision hatten dort 560 Menschen umgebracht. Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg war den mutmaßlichen Tätern auf die Spur gekommen.

 

In Italien zu lebenslanger Haft wegen vielfachen Mordes verurteilt

 

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart stellte die Ermittlungen in dem Fall 2012 ein. Das Oberlandesgericht Karlsruhe urteilte 2014, dass zumindest gegen den damaligen Kompanieführer Anklage erhoben werden kann. Der 93-Jährige lebt in Hamburg. In Italien war er bereits in Abwesenheit zu lebenslanger Haft wegen vielfachen Mordes verurteilt worden.