Demokratie heißt... Poster-Serie (CrimethInc.)

Demokratie heißt Polizei

Unsere Vorfahren überwanden Könige und Diktatoren, schafften aber nicht die Institutionen ab mit denen Könige und Diktatoren herrschten: sie demokratisierten sie. Wer auch immer diese Institutionen benutzt – sei es ein König, eine Präsidentin oder ein Gewählter – die Erfahrungen am unteren Ende sind grob die gleichen. Gesetze, Bürokratie und Polizei gab es vor der Demokratie; sie funktionieren in einer Demokratie genau wie in einer Diktatur. Der einzige Unterschied ist, dass, weil wir drüber abstimmen können wie sie angewendet werden sollten, von uns erwartet wird, sie als unsere zu erachten selbst wenn sie gegen uns verwendet werden.

 

Wir stellen euch hier eine Reihe von Postern des CrimethInc. Kollektives zur freien Verfügung – alle Plakate einzeln als PDF gibt es auf crimethinc.blogsport.de
Die Originale finden sich auf crimethinc.com

 

Demokratie heißt Gefängnisse


Diejenigen, die nicht die Autorität des Staates akzeptieren, müssen isoliert werden, sonst würde sich ihr Ungehorsam auf den Rest der Bevölkerung übertragen. Uns wird erzählt, Gefängnisse würden uns schützen, aber die einzige Konstante seit deren Erfindung ist, dass sie den Staat vor denen schützen, die ihn bedrohen könnten. Praktisch gesehen zerstören sie Gemeinschaften und fördern unsoziale Tendenzen; sie gefährden uns bloß – sogar die von uns, die nicht hinter Gittern sind.

 

Ohne Gefängnisse gäbe es Anarchie: Die Leute müssten ihre Konflikte direkt klären, anstatt nach den Autoritäten zu rufen, und es wäre nicht länger möglich die Ungleichheiten dieser Gesellschaft unter den Teppich zu kehren

 

Demokratie heißt Polizei


Demokratie bedeutet nicht nur öffentliche Beteiligung bei Entscheidungen. Sie setzt voraus, dass alle Macht und Legitimität in einer entscheidungs-treffenden Struktur zusammengefasst ist und benötigt einen Weg, diese Entscheidungen durchzusetzen. So lange irgendjemand sich widersetzt, muss es bewaffnetes Personal geben, das reguliert, diszipliniert, kontrolliert.

 

Ohne Polizei gäbe es Anarchie: Menschen würden aufgrund ihrer eigenen Bedürfnisse handeln, nur Entscheidungen umsetzen, die ihren Wünschen entsprechen. Konflikte müssten dann zur gegenseitigen Befriedigung aller Beteiligten gelöst, und nicht von einer Gang mit Gewaltmonopol unterdrückt werden.

 

Demokratie heißt Grenzen


Demokratie zieht Grenzen zwischen Teilnehmenden und Ausgeschlossenen, zwischen legitim und illegitim. Nur eine Gruppe von Männern durfte im antiken Athen wählen; die Gründerväter besaßen Sklaven. Staatsbürgerschaft impliziert eine Grenze zwischen eingebunden und ausgeschlossen und hält so viele Menschen ohne Papiere davon ab, an den Entscheidungen teilzunehmen, die ihr Leben bestimmen.

 

Die liberale Antwort ist, die Linien der Eingebundenen zu erweitern, Rechte und Privilegien zu stärken bis alle in ein riesiges demokratischen Projekt integriert sind. Aber so lange alle Macht durch einen Flaschenhals fließt, gibt es zwingend Ungleichheiten und Ausgeschlossene. Die Alternative wäre Anarchie: Die Abschaffung aller zentralen Machtstrukturen und aller implizierten Grenzen. Ohne Grenzen würden die Menschen aus freiem Willen zusammen leben und arbeiten, könnten sich frei zwischen Gemeinschaften ohne Top-Down Kontrolle bewegen.

 

Demokratie heißt Überwachung


Demokratie setzt Transparenz voraus: ein Marktplatz der Ideen, auf dem Entscheidungen öffentlich getroffen werden. Natürlich werden in einer ungerechten Gesellschaft Leute durch Transparenz gefährdet – die Angestellte die gefeuert wird, weil sie die falsche Meinung äußert; der Immigrant der Deportation befürchtet – während die Mächtigen Transparenz vorgeben wenn sie Deals hinter geschlossenen Türen machen. In der Praxis ermächtigt politische Transparenz schlicht Geheimdienste dazu, die Bevölkerung auszuhorchen und Repression vorzubereiten, sobald Dissidenten außer Kontrolle geraten – und welche Regierung kann ihre Autorität ohne Geheimdienste aufrecht erhalten?

Ohne Überwachung gäbe es Anarchie: Die Leute würden sagen und tun woran sie wirklich glauben. Die Verteidiger_innen zentralisierter Macht fürchten nichts mehr als Privatsphäre – den Schutz von Geheimnissen – was sie als Verschwörung bezeichnen.

 

Demokratie heißt Krieg


Demokratie bedeutet unaufhörlichen Wettkampf. So wie Unternehmen um Ressourcen im Markt wetteifern, kämpfen Regierungen und Politiker um Macht. Wenn Macht zentralisiert wird, müssen die Leute andere dominieren, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Die an der Spitze der Macht können sie nur beibehalten, indem sie andauernd Kriege führen, gegen ihre eigene Bevölkerung oder die anderer Länder: Die Nationalgarde wurde nach diesem Schema aus dem Irak zurückgebracht, um heimische Proteste zu unterdrücken.

 

Solange wir entfernt sind von unserem eigenen Potential, regiert werden anstatt frei zu handeln, repräsentiert werden anstatt aufgrund unserer eigenen Bedürfnisse zu handeln, versuchen wir uns gegenseitig zu dominieren als Substitution für Selbstverwirklichung. Die Alternative wäre Anarchie: eine Welt in der Menschen für sich selber kämpfen – nicht für Königreiche, Flaggen oder Götter – und in der Konflikte keine Unterdrückung bedeuten.