Obwohl die extrem rechte Szene in Neumünster mit Mark Proch einen eigenen "Ratsherrn" hat, läuft es in der Stadt an der Schwale nicht rund. Von zentraler Bedeutung war immer die Frage, ob es gelingt, die Szene zu einen und eine enge Zusammenarbeit von NPD und Freien Kräfte zu erreichen. In diesem Kontext hatten die Kneipen "Club 88" und "Titanic" eine wichtige Funktion inne, zudem sollten hier auch unpolitische Kneipengäste an die extrem rechte Ideologie herangeführt werden. Der "Club 88" wurde allerdings im Januar 2014 geschlossen. Auch "Titanic"-Wirt Horst Micheel befindet sich im Clinch mit der Partei, die ihn 2013 erst zur Kandidatur für die Kommunalwahl gedrängt und dann auch noch ihre Treffen in eine andere Gaststätte verlagert hatte. Weil die "Titanic" im Fokus von antifaschistischen Gruppen und später auch von Medien sowie Polizei stand, suchte sich die extrem rechte Partei eine unauffällige Kneipe am Stadtrand, um wichtige Treffen durchzuführen. Hier wurden über Jahre Landesvorstandstreffen, Schulungen, etc. der NPD Schleswig-Holstein abgehalten, zuletzt fand hier im Dezember 2014 die landesweite Weihnachtsfeier der NPD statt. Nachdem der Wirt über seine Klientel aufgeklärt wurde, erklärte er nun kurz vor der Oberbürgermeisterwahl in Neumünster, den Nazis den Raum nicht mehr zur Verfügung zu stellen. Dahinter steckt wohl eher die Angst vor der Öffentlichkeit (vielleicht erinnert er sich an die Diskussion um das Rondo in Pinneberg, das der NPD Räumlichkeiten für Stammtische etc. bot und deshalb im Jahr 2013 Ziel antifaschistischer Proteste und medialer Berichterstattung wurde) als eine emanzipatorische Grundhaltung, aber immerhin verneinte er am 28.04.2015 eine Anfrage der Nazis: "Alles wird durchleuchtet... Möchte daher keine politischen Veranstaltungen hier haben.. Bitte um Verständnis, Ich kann kein medientrubel gebrauchen..." (Fehler im Original).
Eine Rückkehr in die "Titanic" ist unwahrscheinlich: Obwohl sich der NPD-Bundesvorstand in den Streit einmischte und sich bei Horst Micheel entschuldigte, erklärte dieser mit Unterstützung seines Nazikollegen Manfred Riemke den Austritt aus der Partei, darüber hinaus gründeten sie mit dem inzwischen wieder von der Bildfläche verschwundenen Bund für Deutschland (BfD) auch gleich eine Konkurrenzpartei. Riemke hatte sich von der NPD, deren Ratsherr Proch Kontakte zu den Hells Angels unterhält, u.a. wegen der unseriösen Verflechtungen mit der Rockerszene kritisiert, parallel sagten Horst Micheel und sein Sohn Björn Micheel, der vor einigen Jahren zum Bandidos Unterstützerclub "Contras Neumünster" gehörte, in einem Rockerprozess gegen den ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Peter Borchert sowie die "braunen Biker" Alexander Hardt und Nils Hollm aus. Ungünstig für das Image der "Titanic" ist allerdings, dass der im Prozess verhandelte Überfall auf einen verfeindeten Rocker ausgerechnet in Micheels Kneipe stattfand. Ob es den Micheels mit ihren heiklen Distanzierungensversuchen (wie die Bandidos bzw. die NPD die Aussagen ihrer vermeintlichen Kameraden gegen die Nazirocker bewerten, ist noch nicht bekannt) gelingt, den Ruf als "Nazi- und Rockerkneipe" loszuwerden, ist fraglich - Pascal Micheel, der wie sein Vater zur Kommunalwahl auf der Liste der NPD stand und in der Titanic hinter dem Tresen steht, ist inzwischen Mitglied der Nazirocker von der "Bruderschaft Nordic 12". Auf einem halbherzig anonymisierten, mit dem Schriftzug "Nordic 12 - Ortsgruppe Schleswig-Holstein" versehenem Photo posiert er zusammen mit anderen Nazis, u.a. mit dem bereits vorgestellten Florian Boysen, dem ehemaligen "Brigade 8"-Mitglied Gordon Luft aus Hohenwestedt, der u.a. am 01.05.2012 am Aufmarschversuch der NPD sowie am Nazikonzert in der "Titanic" am 12.07.2014 teilnahm, und Leon Krüger, der zuletzt durch einen Angriff auf das LINKEN-Büro in Neumünster von sich Reden machte. Sicher hingegen ist, dass der Streit zwischen Riemke und Proch immer weiter eskaliert und so auch NPD und "Titanic" sich nicht gerade annähern: Nach den "dilettantischen" Wahlkampfauftritten von Proch in der Neumünsteraner Innenstadt hagelte es Kritik von Riemke, Proch schrieb daraufhin: "Spalter brauchen wir nicht!Wer nicht für uns ist gegen Deutschland!" (Fehler im Original)
Den letzten Landesparteitag musste die NPD schon im mecklenburgischen Grevesmühlen durchführen, weil sie keine passende Lokalität in Schleswig-Holstein gefunden hatte. Die Zukunft wird zeigen, an welche Türen die NPD Segeberg-Neumünster bzw. der NPD Landesverband in Neumünster klopfen, um ihre Stammtische und weiteren Veranstaltungen durchführen zu können.
KEIN RAUM FÜR NAZIS - NICHT IN NEUMÜNSTER, NICHT ANDERSWO!