Flüchtlingsgipfel in Berlin: Bundesamt bekommt bis zu 2000 zusätzliche Mitarbeiter / Bundeswehr rettet Schiffbrüchige
Von Kristina Dunz
Berlin. Zur Bewältigung der steigenden Asylbewerberzahlen stockt die Bundesregierung massiv Personal auf. Das für die Bearbeitung der Asylanträge zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge soll bis zu 2000 zusätzliche Stellen bekommen, teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nach einem Spitzentreffen zur Flüchtlingspolitik im Kanzleramt mit. Derzeit hat die Behörde 2800 Mitarbeiter.
Ziel von Bund und Ländern ist eine Beschleunigung der Asylverfahren. 
Flüchtlinge wie aus Syrien mit großen Chancen auf eine Anerkennung 
sollen nun schneller integriert und Asylbewerber mit geringer Aussicht 
auf eine Bewilligung ihres Antrags schneller abgeschoben werden. 
Letztere sollen dafür möglichst in Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben und
 gar nicht erst in den Kommunen untergebracht werden. Ähnlich wie 
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte Nordrhein-Westfalens 
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD): "Die Botschaft von heute ist:
 Wir schaffen das." 200000 Asylanträge sind derzeit noch nicht 
bearbeitet. 
In diesem Jahr wird mit insgesamt 450000 Asylanträgen gerechnet - nie 
zuvor war die Zahl in Deutschland so hoch. Im Koalitionsvertrag von 
Union und SPD im Bund ist eine Verfahrensdauer von drei Monaten 
festgeschrieben. Im Durchschnitt warten Asylbewerber aber fast doppelt 
so lange auf eine Entscheidung. Ob der Bund der Forderung der Länder 
nach mehr Finanzhilfe nachkommen wird, ließ Merkel offen. Sie sagte: 
"Alles, was wir tun, ist mit zusätzlichem Mehraufwand verbunden." Sie 
nannte neben der Personalaufstockung Mittel für Wohnungsbau, Sprachkurse
 und Integration. "Wir haben nicht darüber gesprochen, wer übernimmt 
jetzt was", sagte Merkel. Die mit Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) und 
weiteren Bundesministern sowie mehreren Landesregierungschefs 
vereinbarten Schritte sollen bei der Ministerpräsidentenkonferenz am 18.
 Juni verabschiedet werden. De Maizière sagte, der Stellenzuwachs beim 
Bundesamt sei mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bereits 
besprochen. 
Vertreter der Städte und Gem einden saßen im Kanzleramt aber nicht mit 
am Tisch. Der Städtetag fordert die vollständige Erstattung der Kosten 
zur Unterbringung von Flüchtlingen in den Gemeinden sowie eine 
dauerhafte finanzielle Beteiligung des Bundes daran. 
Marinesoldaten der Bundeswehr haben unterdessen bei ihrem ersten Einsatz
 im Mittelmeer rund 430 schiffbrüchige Flüchtlinge gerettet. Die 
Fregatte "Hessen" nahm am Freitag nach Angaben des 
Einsatzführungskommandos in internationalen Gewässern etwa 250 Menschen 
an Bord, darunter 30 Frauen und fünf Kinder. Die Flüchtlinge sind mit 
einem Holzboot unterwegs gewesen.
