1000 Jahre Leipzig? This Party is not our Party! - Parade der Unsichtbaren

Parade der Unsichtbaren

1000 Jahre Leipzig? This Party is not our Party! Zwar sind wir eingeladen, zu tanzen, aber kommen werden wir nur als ungebetene Gäste.

In was für einer Stadt leben wir hier eigentlich? Die Mieten steigen in Leipzig mittlerweile schneller, als das Realeinkommen wächst und auch die ersten Entmietungsschweinereien – Windmühlenstraße, Kantstraße, Holbeinstraße – haben bereits Menschen aus ihren Wohnungen vertrieben. Während immer noch das Mantra von der „Leipziger Freiheit“ seine Runden zieht, haben Bewohner*innen sogenannter Problemviertel unter der permanenten Belästigung durch Videoüberwachung und Gefahrengebieten zu leiden. Und mit der gerade bei den offiziellen LEGIDA-Gegendemonstrationen viel beschworenen Weltoffenheit hat man es auch nur soweit, wie die Asylsuchenden in der Torgauer Straße am Rand der Stadt nicht die Normalbevölkerung verärgern. Sie sind mehr als alle anderen vom urbanen Reichtum der Stadt ausgeschlossen, aber auch all die Prekären, Arbeitslosen und alternativen Freaks werden sich das Leipzig der Zukunft nicht mehr leisten können. Klar, noch lebt es sich hier gut, aber die Entwicklungen in anderen Städten zeigen wie der urbane Raum brav getrennt werden kann in arm und reich, weiß und migrantisch, kultureller Avantgarde und Tristesse.

Genau in dieser Situation feiert die Stadt Leipzig 2015 ihr 1000-jähriges Jubiläum. Der Höhepunkt: Ein Sternenmarsch am 30.05., an dem fünf riesige Löwenskulpturen die Stadt Leipzig repräsentierend durch die Straßen ziehen sollen. Die einjährige Werbeschleife ist Teil eines Projekts, das Leipzig fit machen soll für eine besser verdienende Mittelschicht, für gut ausgebildete Lohnarbeiter*innen und zahlungskräftige Konsument*innen. Gleichzeitig soll denen, die aufgrund dieser Entwicklungen zu leiden haben mit der charmanten Lüge „Wir sind die Stadt“ suggeriert werden, dass dieses Herrschaftsprojekt auch das ihre ist. Zwar sollen auch sie sich kräftig einschwören auf „ihr“ Leipzig, ausgeschlossen bleiben sie trotzdem. Doch dieses andere Leipzig soll nicht unsichtbar bleiben. Am 30.05. werden wir als unsere eigene Skulptur die städtischen Ausschlusserfahrungen auf die Straße tragen und der offiziellen Erzählung der Stadt widersprechen.


Ausgesperrte, Weggesperrte, Ungewollte, Anormale, Abgeschaffte. Für eine Stadt für Alle!

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