Politiker der Linkspartei zeigen Verständnis für den Mob, der auf Polizisten losgeht, vergleichen die Ausschreitungen in Frankfurt gar mit dem Majdan in Kiew - soviel Abgebrühtheit macht sprachlos. Was die Main-Metropole am Mittwoch erlebt hat, ist die blanke Zerstörungswut. Ein Kommentar.
18.03.2015, von WERNER D’INKA
Hundert Verletzte, das ist die schlimmste Nachricht aus Frankfurt. Das Zweitschlimmste ist nicht der hohe Sachschaden. Das Zweitschlimmste ist die Abgebrühtheit, ist die Mischung aus gespielter Naivität und kalter Berechnung auf Seiten der politischen Linken und bei manchen Gewerkschaften. Was die randalierenden Wanderkader mit Ziel Frankfurt im Sinn hatten, konnte jeder wissen. Es war nicht das erste Mal. Es sind Heuchler, die jetzt so tun, als hätte man Hass und Zerstörungswut nicht kommen sehen können.
Der Blockupy-Anmelder Wilken, der für die Linkspartei im hessischen Landtag sitzt, gab sich „entsetzt und bestürzt“ über die Gewalt, äußerte jedoch auch Verständnis „für die Wut und die Empörung“ der Demonstranten. Dass Feuerwehrfahrzeuge angegriffen werden, findet Wilken nicht richtig; dass ein Mob auf Polizisten losgeht, hält er hingegen für die übliche internationalistische Härte.
Die Linken-Bundesvorsitzende Kipping nannte das Polizeiaufgebot „erschreckend“. Den Hass der Linksradikalen fand sie keiner Erwähnung wert. Ein blinder Hass, der selbst vor einer Flüchtlingsunterkunft des Kolpingwerks nicht haltmachte.
Solche gehören hinter Schloss und Riegel
Die Linken-Bundestagsabgeordnete Hänsel hat die Frankfurter Ausschreitungen mit dem Majdan in Kiew verglichen. Darf man am Verstand von Leuten zweifeln, die so etwas sagen? Man muss es! Ein Blockupy-Sprecher schwadronierte von „massiver Polizeigewalt“, und der Vorsitzende der hessischen Grünen Klose, sonst ein ganz vernünftiger Mann, hielt es für angebracht, auch die Polizei zur „Besonnenheit“ aufzurufen. Wie bitte? Haben die Beamten ihre Autos vielleicht selbst angezündet?
Auch Gewerkschaften haben das böse Spiel mitgespielt. Als Mitte Februar die Blockupy-Aktivisten in Frankfurt ihre Pläne für den 18.März vorstellten, saß ein Vorstandsmitglied der IG Metall dabei. Da war längst klar, dass es nicht dabei bleiben würde, „Bandiera rossa“ zu singen und kraftvolle Reden gegen die „Verelendungspolitik“ der EZB zu halten.
Wenn sich doch wenigstens Gewerkschaftler noch an Helmut Schmidt erinnerten. Der wurde einmal gefragt, was er einem zornigen jungen Mann sagen würde, der mit einem Pflasterstein in der Hand vor ihm stünde. Gar nichts würde er dem sagen, war die Antwort – so einer gehöre erst einmal hinter Schloss und Riegel.
Linke kalkulieren mit Gewalt
Es mag Gründe geben, die Politik der EZB für falsch zu halten. Und eine offene Gesellschaft muss scharfe Proteste und machtvolle Demonstrationen nicht nur aushalten, sie muss geradezu stolz auf sie sein. Sonst wäre es ja wie in Russland. Eine Rechtfertigung dafür, Steine auf jemanden zu werfen, gibt es allerdings nicht und niemals.
Schon klar, die ehrlich Empörten sind in einer Klemme. Sollen sie sich ihr Demonstrationsrecht von Gewalttätern aus der Hand nehmen lassen? Das wäre eine Zumutung. Doch ist es zu viel verlangt, wenn jene, die so gerne von gesellschaftlicher Verantwortung reden, Folgen ihres Handelns bedenken – zumal dann, wenn sie so absehbar sind?
Einem schwärmerischen Neunzehnjährigen mag man die Naivität durchgehen lassen, er habe doch nur demonstrieren wollen, den Wilkens und Genossen aber nicht. Sie wussten genau, was sie taten. Sie nahmen Tote in Kauf. Erst brennen die Streifenwagen, dann die Menschen.