Marcel Schilf-Memorial

Erstveröffentlicht: 
03.03.2015

„Blood&Honour“-Skandinavien plant für den 2001 verstorbenen Neonazi und Musikhändler ein Gedenkkonzert mit internationaler Beteiligung, mit dabei ist die deutsche Band „Kraftschlag“.

 

Für den 14. März kündigt die „Blood&Honour“-Sektion Skandinavien auf schwedischem Boden ein Gedenkkonzert  für Marcel Schilf an. Der 2001 an einer Stoffwechsel- und Hautkrankheit verstorbene Aktivist genießt in der militanten rechten Szene Heldenstatus, insbesondere im internationalen Netzwerk der besagten Rechtsrock-Bewegung und dessen terroristischem Ableger „Combat 18“. Auch altbekannte Musikgäste aus Deutschland werden an dem Samstag zu dem Event erwartet.

 

Schilf, geboren 1972 in Brandenburg, besaß die dänische Staatsbürgerschaft und baute mit dem Valhalla-Club im schwedischen Helsingborg einen wichtigen Verbindungsort für den von B&H betriebenen lukrativen Musikhandel auf. Dort gab es ein Ton- und Aufnahmestudio, aber auch einen Saal für Konzerte.

Schilf war mit dem Dänen Jesper Hartmann Betreiber des 1994 in Hilleröd bei Kopenhagen aus der Taufe gehobenen Videovertriebs „NS 88“ und des neonazistischen CD-Labels NS Records. Deren Aktivitäten übersiedelten einige Jahre später nach Helsingborg, weil der behördliche Verfolgungsdruck gegen Schilf in Dänemark zu groß wurde. Im Frühjahr 1999 liefen die Machenschaften dann über die konspirativ agierende B&H-Sektion Skandinavien, zu deren Gründern Schilf zählt. Zu dem Zeitpunkt wirkte bereits der international bestens vernetzte, aber meist nur aus dem Hintergrund operierende Erik Blücher aus Norwegen als führender Kopf im Rechtsrock-Business mit. Schilf selbst zog in den kleinen südschwedischen Ort Klippan. Sein dänischer Label-Partner war Jesper Hartmann. In Helsingborg war es dann nach einem Bericht der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ Ronald Schröder aus Berlin, der als Weggefährte von Schilf nach dessen Tod all dessen Geschäfte fortführte.

 

Zahlreiche der über 100 in den Umlauf gebrachten Videotitel, deren bekannteste Reihe unter dem Namen „Kriegsberichter“ firmierte, stammten von der Initiative „Ainaskin Musiikkii“ aus Helsinki, hinter der Petteri Räesäen steckte. Der andere Schwerpunkt waren meist in Schweden gefilmte Rechtsrock-Konzerte. Die Pressung der Tonträger erfolgte unter anderem in Taiwan, Polen und Tschechien. Die Verbindung von Dänemark nach Helsingborg war nicht dem Zufall geschuldet. Dort residierte bereits das Rechtsrock-Label Wasakaren Ragnarock Records um Hans Himmler Petterson, der mit Blücher zusammenarbeitete.

 

Song und Gedenkkonzert für den „Szene-Helden“

Schilf, der schon im Alter von 17 sein rechtsextremes Gedankengut auslebte, galt als Computerfachmann. Der ein Jahr ältere Thomas Derry Nakaba baute derweil in Dänemark eine rechtsterroristische Zelle auf. Schilf fand auch bei ihm Anschluss ebenso wie bei der „Dänischen National-Sozialistischen Bewegung“ (DNSB). Im Zuge der Ermittlungen wegen Briefbombenattentate auf Linke in den frühen 90er Jahren geriet auch Schilf in Verdacht. Allein ihm konnte nichts nachgewiesen werden.

 

Die Bedeutung von Schilf in der rechtsextremen Szene zeigt sich auch darin, dass zu dessen Huldigung nach dem Tod die Band „Hets Mot Folkgrupp“ eigens einen Song unter dem Namen „Marcel Schilf“ komponierte und einspielte. Sieben Wochen nach Schilfs Tod gab es bereits ein Gedenkkonzert für den „Szene-Helden“, bei dem auch die Dortmunder Band „Oidoxie“ auf der Bühne stand. Die 1989 in Itzehoe gegründete Band „Kraftschlag“ war eine der ersten, die ihren Tonträger bei NS Records herausbrachten. Sänger Jens-Uwe Arpe war eng in die Vertriebsmechanismen des Labels eingebunden, hatte zeitweise in Schweden gewohnt und sich dort Kontakte aufgebaut. Zuletzt verortete der Verfassungsschutz ihn in Weißenfels (Sachsen-Anhalt). Im Juli 2012 spielte „Kraftschlag“ bei einem B&H-Konzert in Finnland.

 

Die Aktivitäten der Netzwerk-Gruppierung finden weiterhin mit altbekannten deutschen Seilschaften statt. So richtete die Sektion Skandinavien zuletzt am 6. September des vergangenen Jahres ein Konzert aus, bei dem neben der schwedischen Band „Endless Pride“ auch „Oidoxie“-Sänger Marko Gottschalk auftrat. Das wurde jedenfalls auf der eigenen Homepage berichtet, auf der neben dem Kürzel C 18, das für „Combat 18“ steht, die Losung „Brüder schweigen, what ever it takes“ zu lesen ist. Vermerkt wird auch, dass es am 31. Oktober des Vorjahres ein Strategietreffen von B&H gegeben habe.

 

Für das Schilf-Memorial am 14. März werden „Kraftschlag“ angekündigt, außerdem die seit 1997 aufspielende finnische Band „Sniper“. Als Vorgruppen werden „Kommando S 3“ sowie „N.A.Z.I. „beworben. Der Name der letztgenannten Combo soll die Abkürzung für „Nordic Anti Zionists Incorporation“ sein.