[Broschüre] Vom Kampf auf den Straßen und in den Knästen gegen das griechische Guantanamo - Chronologie März - August 2014

Vom Kampf auf den Straßen und in den Knästen gegen das griechische Guantanamo

Auf den folgenden Seiten haben wir eine kleine und leider sehr unvollständigen Chronologie des Kampfes gegen einen neuen Gesetzesentwurf der die Situation für alle Häftlinge in den griechischen Höllenlöchern drastisch verschärft zusammengestellt. Die Chronologie beginnt März diesen Jahres und erwähnt Angriffe und Interventionen diesseits und jenseits der Mauern die einen Bezug zu dem Plan der Regierung nehmen ein „griechisches Guantanamo“ zu einzurichten.

 

Nicht unerwähnt bleibt die Tötung des Gefangenen Irali Kareli der nach den tödlichen Stichen gegen einen Schließer von den Kerkermeistern der Justiz zu Tode gefoltert wurde und die daraus entstandene Spannung in den Knästen, von dort geht es bis hin zu dem größten Hungerstreik in den griechischen Höllenlöchern seit jemals, der ehrlicher Weise letztlich der eigentliche Antrieb war diesen kleinen Versuch zu unternehmen die Gefangenen und deren Situation dort, aber auch hier nicht alleine und ungehört zu lassen. Wir werden neben der Chronologie, einige Dokumente wie Flugblätter und Kommuniques, aber auch Briefe von gefangenen Anarchisten selbst zu der Thematik der Gefängnisse einbeziehen.

 

Griechenland mag eine weiter verbreitetere Praxis der Enteignungen und der bewaffneten Guerillagruppen haben, die ökonomische Misere in die das Land geraten ist mag auch eine wesentlich größere Schicht Menschen mit einen Fuß in den Knast gebracht haben, weil die Frage des Überlebens und vor allem des „Wie-überleben“ eine andere Bedeutung hat als Hier, aber dessen ungeachtet sollten wir deshalb die Frage der Einsperrung nicht in die dunklen Hinterzimmer unserer Gedanken und Kämpfe verschieben, weil wir vielleicht Angst vor den Konsequenzen unserer eigenen Ideen haben oder lieber erst mal abwarten bis es soweit ist sich damit konfrontieren zu müssen. Als Anarchist ist es selbstredend eine Selbstverständlichkeit Feind jeder Freiheitsberaubung, Einsperrung und somit Raub jeglicher Individualität und Selbstbestimmung zu sein und das ohne Ausnahme. Das Innere definiert das Äußere und vice versa (ein Innen kann es nur geben wenn es ein Außen gibt), und so muss ein Kampf gegen Gefängnisse notwendiger Weise auch Bedingungen außerhalb der Käfige in die Umwälzung einbeziehen, was wiederum jegliche Reform überflüssig macht. Wenn wir uns die Lebensumstände anschauen die Außerhalb regieren so wird klar das der Übergang immer fließender wird. Denn überall wird an einer Ausdehnung der Kontrolle gearbeitet, Technologien entwickelt, die selbst in ihrem zivilen Gebrauch immer stärker der Konditionierung dienen und die soziale Kontrolle direkt an das Individuum bringt, diese bezwecken auch eine immer stärkere Isolierung und das Erschaffen individueller Käfige, wenn auch nicht direkt physischer Natur so doch mit realer Auswirkung. In den Städten patroullieren immer mehr Uniformen und auch die Mentalität zu verpfeifen und zu verkaufen und zu bespitzeln findet aufgrund der staatlichen Propaganda Verbreitung. Die in beiden Sphären (diesseits und jenseits der Mauern) vorhandene und fundamentale Fremdbestimmung der Tagesabläufe und der Verwendung der eigenen Fähigkeiten, hat im Knast Lichtjahre mehr mit beinahe absoluter Unfreiwilligkeit und unmittelbaren Zwang zu tun als auf dem freien Markt.

 

Und angesichts dieser Verhältnisse hat jegliche Trennung in politische, soziale oder normale Gefangene schon längst ausgedient soweit sie je aktuell war. Wir sind allesamt und unweigerlich Teil eines Kriegszustands den die Herrschaft gegen alle und jeden Einzelnen erklärt hat, dessen Sieg für sie in dem Bruch jeder Individualität und dem absoluten Gehorsam liegt. Somit gibt es lediglich Gefangene in einem sozialen Krieg und die einzige „Trennung“ muss zwischen denen gemacht werden die rebellieren und denen die zusehen, weil wir auf der Suche nach Komplizen sind um den Angriff auf die bestehende Ordnung vorzubereiten und nicht um einen Kampf im Namen von irgendjemand anderem außer uns selbst zu führen.

 

Wir wollen keinerlei Einsperrung und Zwang, und der Knast ist das letzte Glied in der Kette der Bestrafung und Aufrechterhaltung in und der heutigen Welt, weil der Knast die gesamte Justiz und ihre Logik voraussetzt und Einsperrung und das Brechen der Individuen daraus die logische Konsequenz ist. Doch der Parole „Feuer allen Knästen und der Welt die sie benötigt“ muss angehängt werden das diese Welt – zumindest Teile – auch ohne Knäste in dem Sinne wie wir sie jetzt kennen existieren können. Wenn es Verhaltensregeln gibt, gibt es auch Menschen die ihnen aus was für Gründen auch immer nicht folgen und daher Instrumente mit denen Zwang ausgeübt und gemaßregelt werden kann, aber auch rehabilitieren kann – mit Gewalt zurechtstutzen und gefügig machen – und diese Arbeit entwickelt sich parallel mit dem „Bewusstseinsstand“ einer geknasteten Gesellschaft die sich immer mehr versucht den Anstrich von „Humanität“ zu verleihen und sich immer mehr von der „Barbarei“ abzugrenzen versucht, die die Stärke und Erhabenheit besitzt zu heilen und zweite Chancen zu vergeben, aber auch die immer wachsende Zahl an Ausgebrannten, Verrückten, Hoffnungslosen und Unzurechnungsfähigen zu „beherbergen“. Deswegen wird diese Welt zukünftig so weit es ihr möglich ist, Knäste durch andere Einrichtungen der Kontrolle und „Bestrafung“ ersetzen. Statt Wärter sind es dann weiße Kittel, statt Knast die Psychatrie und statt Knüppel, von Ärzten verabreichte Drogen.

 

Als Feinde der Autorität die nichts weniger als die kollektive Freiheit als Summe aller individuellen Freiheiten wollen, sind wir ständig auf der Suche nach Wegen und Mitteln die Herrschaft direkt und tödlich anzugreifen, so ist es letzten Endes immer noch unsere kompromisslose aufständische Methodik die den Stein ins Rollen bringen könnte. Wenn wir uns immer mit der Perspektive der sozialen Revolution in unsere Kämpfe stürzen so sind es doch auch Kämpfe, wie die der Gefangenen in Griechenland, die in ihrer fordernden Natur nicht in den Worten aber in ihren Taten, die Art und Weise zu kämpfen transportieren, deren Verbreitung unserer Analyse nach die Prämisse jedes aufständischen Bruchs mit der herrschenden Ordnung ist. Im Knast sowie außerhalb müssen wir auf Strukturen Wert legen die autonom und informell „organisiert“ sind um ihre Agilität und Sicherheit zu bewahren, aber sich auch in einer ständigen Konflikthaltung befinden um die Unberechenbarkeit gegenüber dem Staat aufrecht zu halten und den Angriff suchen, weil es nichts weniger als der Angriff ist der verbreitet werden muss. Wenn wir ernsthaft dieser Welt ein Ende setzen wollen, müssen wir anfangen die der Herrschaft tödlichsten Samen bereits in die heutigen Tage hineintragen, nämlich die der Freiheit. Weil diese Freiheit als Grundlage die eigene Verantwortung und die individuelle Initiative braucht, gibt es keine Ausreden mehr hinter denen man sich verstecken kann und sein eigenes Verhalten – wie auch immer geartet – rechtfertigen kann. Was in Griechenland seit langem Praxis ist und auf eine ungemein ausgeprägten Kommunikationsfluss zurück zu führen sein kann, sind die Angriffe auf die Strukturen und Personen die das Gefängnis ausmachen. Einerseits ist es wichtig die Bauunternehmen, die Sicherheitsdienste, Justizgebäude,... anzugehen, aber dabei bleibt immer eine Restanonymität all der widerlichen Gestalten die die Schlösser schließen, die Pläne für die Knäste entwerfen, die daran verdienen, oder die Politiker die für diese Verschärfung, wie nun in Griechenland, abstimmen,...

 

Aber auch bloße Listen von Namen anzulegen, ergibt nicht den Sinn in sich selbst, die Listen sind dafür da, eben genau diese Angriffe zu begünstigen, weil sie ein Stück weit Wissen über Verantwortliche vermitteln, aber wenn keine Taten folgen, bleiben es einfache Listen die in all den Statistiken, Sterbe- oder Kontaktanzeigen untergehen.

 

Es sind die tausenden namenlosen Angriffe und Sabotageakte, die verbreitete Selbstorganisierung der Kämpfe der Ausgebeuteten, die generalisierte Zurückweisung jeglichen Verhandlungsversuchs (von freundlichen Handlangern oder den Herrschenden selbst) sowie die immer drohende Ausdehnung genau dieser Viren und der vitalen Idee das alles möglich ist, die die Herrschaft erstarren lässt.