Göppingen - Die Überraschung stand Alex Maier vom Bündnis Kreis Göppingen nazifrei ins Gesicht geschrieben. Kurz zuvor hatte der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till dem Runden Tisch „Umgang mit Extremismus in unserer Stadt“ zwei Zusagen gemacht, mit denen in dieser Form wohl niemand gerechnet hatte. Zum einen versprach er dem Gremium, „dass wir Sie umgehend informieren werden, falls für den 11. Oktober doch noch eine Demonstration aus dem rechten Lager angemeldet werden sollte“.
Und zum anderen verlieh der Rathauschef seiner Hoffnung Ausdruck, „dass wir einen gemeinsamen Aufruf von Stadt und Bündnis für eine große Gegenveranstaltung hinbekommen“. Zudem erneuerte Till seine Zusage, bei der Kundgebung, die das Bündnis nazifrei auf dem Marktplatz in jedem Fall machen wird, als Redner zur Verfügng zu stehen. „Mir geht es um das Grundsätzliche. Wir wollen alledie Nazis aus unserer Stadt raushalten“, sagte er.
Haltung der Stadt in der Kritik
Keine Frage, der Runde Tisch im Göppinger Rathaus hätte an diesem Freitag auch einen anderen Verlauf nehmen können. Vor dem Sitzungssaal hatten sich junge Leute der Kampagne „Dran bleiben“ postiert. Auf ihren Plakaten war unter anderem die Parole „Nazis hetzen, Till bleibt still – nicht mit uns“ zu lesen. Damit wurde auf den Umstand angespielt, dass die Stadt jüngst eine Demonstration Rechtsextremer nicht im Vorfeld publik gemacht hatte. Auch bei Teilnehmern des Runden Tisches hatte die Schweige-Taktik der Verwaltung Verstimmung hervorgerufen. Christoph Weber (Grüne) machte allerdings deutlich, „keine rückwärtsgewandten Diskussionen“ führen zu wollen.
Dennoch herrschte auch während der Sitzung nicht nur eitel Sonnenschein. Christian Stähle (Linke) nannte es „den falschen Weg, das einfach laufen zu lassen“. Und Martin Reißmüller (Verdi) erklärte, „dass wir noch nicht viel erreicht haben, solange Göppingen ein attraktives Aufmarschgebiet für Faschisten ist“. Hubertus Högerle, der Leiter des Führungs- und Einsatzstabs der Ulmer Polizeidirektion, gab zwar bekannt, dass es bislang für den 11. Oktober keine Anmeldung eines Aufmarschs von Rechtsextremen gebe. „Ich persönlich rechne aber damit, dass die Nazis, auch wenn deren Strukturen hier in der Gegend zerschlagen worden sind, insgeheim etwas planen“, ergänzte er.
„Einen großen Schritt weiter“
Für diesen Fall ist aber nicht nur die Polizei gewappnet. Bereits jetzt sind für jenen Samstag etliche Versammlungen in der Hohenstaufenstadt angemeldet, unter anderem aus der Antifa-Szene. Die Runde Tisch wird sich deshalb aber nicht davon abhalten lassen, ebenfalls Flagge zu zeigen. Dies machte neben Helmut Dees (SPD) auch Felix Gerber (CDU) deutlich. Letzterer hatte kürzlich Kritik aus seiner Fraktion erfahren, nachdem er sich als „Antifaschist“ bezeichnet und verkündet hatte, am 11. Oktober dabei zu sein.
Ein derartiges Geplänkel spielte nach den Aussagen von Guido Till aber keine Rolle mehr. Der evangelische Dekan Rolf Ulmer war ebenso zufrieden wie Alex Maier: „Ich denke, wir sind jetzt einen großen Schritt weiter“, betonten beide.