[HN] Sommerfest Soziales Zentrum und Start W 47

Sommerfest 2014 Heilbronn: SZ Käthe und W 47

Mit einem ausgiebigen Fest feierten rund 100 Aktivist*innen und Freund*innen des Sozialen Zentrums Käthe am 13. September 2014 das einjährige Bestehen des selbstverwalteten linken Hauses in der Wollhausstraße in Heilbronn.  Nach vielen Jahren ohne eigene Infrastruktur waren der Beginn des Projektes im September 2010 und vor allem die Eröffnung des Zentrums im September 2013 ein wichtiger Schritt für die regionale Linke – und sicherlich auch ein positives Signal für Menschen in anderen Städten und Regionen.

 

Die erfolgreiche Umsetzung des Projekts zeigt: fortschrittliche politische Räume können auch gänzlich unabhängig von städtischen Geldern und in Städten ohne allzu große subkulturelle Szenen geschaffen werden.

Die „Käthe“ blickt auf ein bewegtes und aktives erstes Jahr zurück. Als Veranstaltungsort, als Anlaufpunkt für politische Akteure und Interessierte, als Platz für unkommerzielle Kultur und nicht zuletzt als Wohnprojekt konnte sie sich schnell etablieren.

Ob antifaschistische Kampagnen, feministische Initiativen, Anti-Kriegs-Aktivitäten oder Blockupy Heilbronn – sie haben alle das Zentrum in der Wollhausstraße genutzt oder sind hier erst entstanden.

 

Darauf gingen beim Fest am Samstag zwei Vertreterinnen des Hauses in einer kurzen Begrüßungsrede ebenso ein wie auf die Schwierigkeiten, die nach dem Kauf und dem Umbau des Hauses im ersten Jahr zu bewältigen waren. Dies waren vor allem finanzielle Engpässe, die auf noch ausstehende Renovierungskosten, aber auch auf eigene Fehler zurückzuführen waren.

 

Umso erfreulicher ist es, dass mit dem Fest nicht nur das einjährige Bestehen des Sozialen Zentrums, sondern auch der Start eines weiteren Hausprojektes gefeiert werde konnte. Auch das direkt angrenzende Nebengebäude in der Wollhausstraße 47 befindet sich seit dem 1. September 2014 in selbstverwalteter Hand.

Als das Haus im Frühjahr 2014 zum Verkauf stand, packten Aktivist*innen der „Käthe“ die Gelegenheit beim Schopf und entwickelten ein Konzept, um die Immobilie möglichst rasch dem Markt zu entziehen.

Dabei ging es vor allem darum, gemeinsam mit den Bewohner*innen den bereits seit langem bestehenden günstigen, zentrumsnahen Wohnraum in der Wollhausstraße 47 zu sichern und die eigenen Möglichkeiten zu erweitern.

 

Mit einer breit angelegten Mobilisierung unter dem Motto „Solidarisch wohnen in Heilbronn“ gelang es innerhalb von zwei Monaten, Direktkredite von UnterstützerInnen in Höhe von 90.000 Euro und eine Finanzierungszusage der ökologisch-sozial engagierten GLS-Bank für den Erwerb des Hauses zu erarbeiten. Anfang August 2014 erfolgte die Kaufvertragsunterzeichnung für die „W 47“, die wie das Soziale Zentrum Käthe Teil des bundesweiten Mietshäuser Syndikats ist.

 

Das Projekt W 47 stößt in eine wohnungs- und stadtpolitische Debatte hinein, die in Heilbronn bereits seit einiger Zeit geführt wird.

Es geht dabei um die Umgestaltung der Stadt im Zuge der Bundesgartenschau 2019, die Entwicklung durch den Ausbau der Hochschulen und die rapide steigenden StudentInnenzahlen, aber auch um teils massive Mietsteigerungen vor allem in der Innenstadt und den Mangel an Sozialwohnungen.

 

Im Selbstverständnis des Projektes W 47 heißt es dazu:

„Auch wenn wir von den aus anderen Großstädten bekannten drastischen Zuständen noch entfernt sind: auch in Heilbronn finden schleichende Verdrängungsprozesse statt und es besteht die Gefahr, dass ansprechender und zentrumsnaher Wohnraum zu einer Luxusware wird. Der auf Profitinteressen ausgerichtete kommerzielle Wohnungsmarkt ist nicht dazu geeignet, daran etwas zu ändern und das Grundbedürfnis nach sicherem und sozialen Wohnraum zu befriedigen.“

In der Mobilisierung für die W 47 ist es gelungen, viele Menschen, die sich aus einer kritischen Perspektive mit diesen Themen in Heilbronn beschäftigen, zu erreichen.

Die Auseinandersetzung mit der Stadtentwicklung ist mit dem Kauf des Hauses aber noch lange nicht zu Ende: aktuell bildet sich zum Thema „Wohnraum“ in der Stadt ein Netzwerk von verschiedenen Gruppen und Bürgerinitiativen, an dem auch das Soziale Zentrum Käthe und die W 47 beteiligt sind.

 

Insgesamt gab es also mehr als einen Grund, das gemeinsam Erreichte mit einem Sommerfest zu feiern. Für musikalische Unterhaltung sorgten das Acoustic-Punk-Duo „Ell `n`Wood“ aus der Region und die Ska-Band „T-Killas“ aus Aschaffenburg. Außerdem gab es ein reichhaltiges Kuchen-Buffet, verschiedenes veganes Essen, Informationstafeln und „Live Graffiti-Action“ im Hof der W 47.

Damit es auch im nächsten Jahr wieder genug Gründe zum Feiern gibt, gehen die Planungen bereits weiter. Neben dem alltäglichen Betrieb geht es jetzt unter anderem um notwendige Renovierungsarbeiten in der W 47, die Selbstorganisation der BewohnerInnen und die Verzahnung der beiden Projekte.

 

 

Infos zum Sozialen Zentrum Käthe: www.sz-kaethe.org

Infos zum Wohnprojekt W 47: www.w-47.org