Untergetauchter Herforder in Merida festgenommen

Erstveröffentlicht: 
21.07.2014

Herford / Merida

1995 soll er Sprengstoffanschlag in Berlin vorbereitet haben
Herford (dpa).  Fast 20 Jahre nach einem geplanten Sprengstoff-Anschlag in Berlin ist einer der mutmaßlichen Täter gefasst worden. Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise meldete, spürten Zielfahnder des Bundeskriminalamts (BKA) den heute 53-jährigen Bernhard Heidbreder aus Herford im venezolanischen Mérida auf. Örtliche Spezialkräfte hätten den Verdächtigen Anfang Juli festgesetzt.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte, dass der Gesuchte gefasst sei. Man bemühe sich um seine Auslieferung. Zu Hintergründen konnte eine Sprecherin der Behörde am Sonntag keine Angaben machen.

Heidbreder wurde seit 1995 mit Haftbefehl gesucht. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt ihn, gemeinsam mit zwei noch immer untergetauchten Gesinnungsgenossen der terroristischen Vereinigung "Das K.O.M.I.T.E.E." angehört zu haben.

Die anarchistische Gruppe soll in den 90er Jahren einen Anschlag auf die Justizvollzugsanstalt Berlin-Grünau vorbereitet haben. Die Männer wollten der Polizei zufolge ein Zeichen gegen die aus ihrer Sicht verfehlte Ausländerpolitik setzen. Die Justizvollzugsanstalt wurde damals zum Abschiebegefängnis umgebaut. Der Generalbundesanwalt führt das Ermittlungsverfahren.

Dass sich die Gruppe nach Südamerika abgesetzt haben könnte, vermutete das BKA schon länger. Man gehe davon aus, dass sich die Flüchtigen dort mit Unterstützung früherer Unterstützer der Roten Armee Fraktion (RAF) verborgen hielten, heißt es auf der Internetseite des BKA.

Heidbreders deutsche Anwältin zeigte sich überrascht - bislang sei sie von keiner Behörde kontaktiert worden, sagte sie dem Spiegel.


 

Zur Person

Bernhard Heidbreder wurde 1960 in Herford geboren und stammt aus einer Handwerkerfamilie. Nach dem Abitur trat er in den Dienst der Schutzpolizei des Landes Nordrhein-Westfalen ein, wo er zuletzt in Köln eingesetzt war. Aus gesundheitlichen Gründen musste Heidbreder aus dem Dienst ausscheiden und verdiente seinen weiteren Lebensunterhalt durch Kellnertätigkeiten.

Mitte der achtziger Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin, wo er einige Semester Psychologie studierte. In Berlin nahm er laut BKA an gewalttätigen Demonstrationen teil und knüpfte so Kontakte zu linksextremistischen Kreisen, wo er trotz seines ehemaligen Berufes (Polizeibeamter) akzeptiert wurde. Heidbreder lebte unter verschiedenen Adressen in Berlin Kreuzberg.