Nach 18 Jahren: „Club 88“ ist Geschichte

Erstveröffentlicht: 
04.04.2014

Neonazi-Treff in Neumünster

 

Die Wirtin der Neonazi-Kneipe „Club 88“ hat ihre Gaststätte geschlossen. Das Gewerbe wurde von der Stadt „von Amts wegen“ abgemeldet. Stadtpolitiker zeigen sich erleichtert. Jetzt will der Stadtteil die „Schmuddelecke“ aufwerten.

 

Neumünster | Er ging so leise, wie er gekommen war: Der Neonazi-Treffpunkt „Club 88“ ist geschlossen und offenbar endgültig Geschichte. „Die Stadt hat das Gewerbe von Amts wegen abgemeldet“, sagte Neumünsters Stadtsprecher Stephan Beitz gestern zum Holsteinischen Courier.

 

Bereits per Ende Januar soll die Mieterin und Betreiberin der Gaststätte den Mietvertrag gekündigt, die Schlüssel beim Vermieter abgegeben und das Objekt gegenüber der Schule geräumt haben. Die Stadtverwaltung fragte schriftlich nach, was aus der Gaststättenkonzession werden solle. „Als keine Antwort kam, haben wir gehandelt“, sagte Beitz.

 

Rund 18 Jahre lang gab es die kleine Gaststätte an der Kummerfelder Straße, die immer wieder im Mittelpunkt von Auseinandersetzungen zwischen Links und Rechts, zwischen Anhängern und Anwohnern, zwischen Demonstranten und Polizisten stand. Diverse Versuche der Stadt, die Konzession mit juristischen Mitteln zu entziehen, waren gescheitert.

 

„Ich bin hocherfreut! Es gibt jetzt das große Aufatmen in Gadeland“, war die Reaktion des Stadtteilbeiratsvorstehers Dr. Volker Matthée. Er könne sich vorstellen, dass sich nun baulich etwas tue, um diese „Schmuddelecke“ aufzuwerten. Denn dies sei ein „Sahnestück“ im Stadtteilkern.

 

Innenminister Andreas Breitner (SPD) sagte, „auch wenn die Bedeutung des 'Clubs 88' für die rechtsextreme Szene in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen war, setzt diese Schließung den erwünschten Schlusspunkt für einen seit den 90er Jahren bundesweit bekannten Treff von Neonazis, der zeitweise sogar als 'National befreite Zone' bezeichnet worden war“.

 

„Ich bin sicher, dass auch das zivilgesellschaftliche Engagement vieler Neumünsteraner gegen den Club zu dessen Untergang beigetragen hat“, sagte Breitner. Die Schließung sei jedoch kein Anlass, Entwarnung vor rechtsextremen Strömungen in Schleswig-Holstein und insbesondere in Neumünster zu geben. Dies zeige der Einzug von Rechtsextremisten in die Ratsversammlung der Stadt. „Die rechte Szene wird auch weiterhin ihre Treffpunkte haben.“

 

Auch Landtagsabgeordneter Wolfgang Dudda (Piraten) sieht noch kein Ende des Problems. „Aufatmen oder erleichtert sein, können wir allerdings deswegen noch lange nicht“, schreibt er in seinem Blog. „Die Nazis haben sich in der Innenstadt von Neumünster mit der Gaststätte Titanic einen für ihre widerlichen Ziele wesentlich besser geeigneten Stützpunkt geschaffen.“