Unverhohlene Nachfolge

Erstveröffentlicht: 
26.03.2014
26.03.2014 - Im vergangenen September sind die soldatischen Groschenromane „Landser“ nach öffentlichen Protesten eingestellt worden – eine neue Reihe „Weltkrieg. Erlebnisberichte“ ist jetzt auf dem Markt.

 

Die kriegsverherrlichende Heftromanreihe „Der Landser“, ein pseudodokumentarisches Abenteuerheft für Weltkriegsbegeisterte, wurde nach öffentlichen Protesten im September 2013 eingestellt. Wenige Wochen später gingen neue Kriegsroman-Reihen mit dem Titel „Weltkrieg. Erlebnisberichte“ an den Start. Diese knüpfen unverhohlen am alten „Landser" an.

5000 Ausgaben des „Landserheftes“, teilweise in einer Auflage von bis zu 500 000 Exemplaren hatte der Pabel-Moewig Verlag (Bauer Media Group) im Zeitraum von 1957 bis 2013 wöchentlich verbreitet. Im Sommer letzten Jahres veröffentlichte das renommierte Simon Wiesenthal Center (SWC) in Los Angeles eine Studie, in der dokumentiert wurde, dass in den soldatischen Groschenromanen der Holocaust und die Waffen-SS verharmlost sowie der Nationalsozialismus verherrlicht werde. Als Fazit forderte das SWC ein Verbot der „Landser-Hefte“, dem die Bauer Media Group schließlich durch Einstellung des „Landser“ zuvorkam.

Zu den Autoren der „Landser“-Serie gehörten unter anderem Kurt Ziesel und Wilhelm Tieke. Ziesel, Ex-NSDAP-Mitglied, arbeitete als Journalist von 1931 bis 1945 bei NS-Propagandablättern. Er war einer der Gründer der rechtsextremen „Gesellschaft für freie Publizistik“. Tieke war Ehrenmitglied des Waffen-SS-treuen Kameradenwerkes Korps Steiner.

Am 17. Dezember 2013 gingen die ersten Hefte der neuen Kriegsroman-Reihen „Weltkrieg. Erlebnisberichte“ in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien (Südtirol) und Luxemburg in den Handel. In den drei Reihen sollen alle zwei Wochen ein „Weltkrieg“-Originalband und je alle vier Wochen ein „Weltkrieg“-Doppelband und ein „Weltkrieg“-Flieger erscheinen. Weitere Reihen sind für dieses Jahr geplant.

 

„Freunde der ehemaligen Landser-Reihen dürfen sich freuen“

 

Erschienen sind seitdem unter anderem die Hefte „Krieg im Mittelmeer“ von Hajo Herrmann und „Luftschlacht von Oschersleben“ von Walther Dahl. Oberst a.D. Dahl wurde am 26. Januar 1945 von Hermann Göring zum Inspekteur der Tagjäger ernannt. Dahl gehörte später dem Funktionärsgremium „Freiheitlicher Rat“ im Umfeld der Deutschen Volksunion (DVU) an. Noch Anfang der 80er Jahre amtierte Dahl als Ehrenvorsitzender des „Unabhängigen Freundeskreises aller Waffengattungen“. Der im November 2010 im Alter von 97 Jahren verstorbene Oberst a.D. Hajo Herrmann war bis 1945 Inspekteur der Nachtjäger und Vertrauter Görings. Der über Jahrzehnte in Düsseldorf wohnhafte Rechtsanwalt Herrmann war eine der letzten noch lebenden Größen aus der NS-Zeit und damit ein vielgefragter Gesprächspartner in rechtsextremen Kreisen. Mehrfach trat der bekennende NPD-Wähler als Referent auf Veranstaltungen der DVU und der NPD in Erscheinung.

Der Leserschaft der „Weltkriegs“-Reihen wünscht der im schweizerischen Stans ansässige Verlag Mediavari „ein ungetrübtes Lesevergnügen mit den Landser-Erlebnissen der drei Weltkrieg-Romanreihen“. Die Reihe „Weltkrieg“, so schreibt die extrem rechte „Deutsche Militärzeitschrift“ aus dem Verlagsimperium Lesen & Schenken des norddeutschen Rechtsextremisten Dietmar Munier, sei „ein würdiger Nachfolger am Markt“: „Freunde der ehemaligen Landser-Reihen dürfen sich jedenfalls wieder alle vierzehn Tage auf neue Geschichten freuen.“