[Sinsheim] Erfolgreiche Demo gegen Rassismus und Nazis

Fronttransparent des Antifa-Blocks

Über 300 Menschen demonstierten am Samstag in Sinsheim gegen Rassismus und Neonazis. Die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes/Bund der AntifaschistInnen (VVN/BdA) und das Bündnis für Toleranz Sinsheim hatten unter dem Motto "Für eine Welt ohne Ausgrenzung und Menschenverachtung" aufgerufen. Die Aktion richtete sich vor allem gegen die aktuellen Nazi-Strukturen und faschistischen Aktivitäten in Sinsheim und dem Kraichgau. Mehrere antifaschistische Gruppen aus dem Südwesten hatten im Vorfeld des 22. März zu einem Antifa-Block innerhalb der Demonstration aufgerufen.

 

Bei einer Auftaktkundgebung an der Sinsheimer Allee sprachen Jochen Dürr, Landesvorstand der VVN/BdA, und der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Funk. Jochen Dürr ging in seiner Rede auf die Ungereimtheiten im Zusammenhang mit den Ermittlungen zur Nazi-Terrorgruppe NSU ein und thematisierte die zwielichtige Rolle der Verfassungsschutz-Behörden.

Dann bewegte sich der Demonstrationszug - angeführt von einem Bündnis-Block mit Fahnen verschiedener Organisationen - lautstark durch die Sinsheimer Innenstadt. Die Polizei hielt sich über die gesamte Dauer der Demonstration dezent im Hintergrund, war jedoch mit starken Kräften vor Ort.


Auf die Arbeit des Bündnis für Toleranz Sinsheim und seine Schwierigkeiten vor Ort ging Stefan Seitz, Gemeinderat der Grünen, bei einer Zwischenkundgebung ein. Das Bündnis hatte sich vor einigen Jahren aufgrund zunehmender Aktivitäten von Neonazis in Sinsheim gegründet und organsiert seither unter anderem Aktionen gegen Nazi-Kundgebungen. Im Mittelpunkt der Bündnis-Arbeit steht aber auch die Bildungs- und Kulturarbeit. So wird beispielsweise immer wieder über die Nazi-Szene im Rahmen von Veranstaltungen informiert.


In einem zweiten Redebeitrag thematisierte ein Heidelberger Antirassist die unerträgliche Situation im Sinsheimer Auffanglager für Geflüchtete. Die Menschen müssen dort in heruntergekommenen Baracken und Containern leben - oftmals sind sechs Leute in einem Zimmer untergebracht. In diesem Umgang mit den Geflüchteten manifestiere sich der Rassismus staatlicher Organe und der kalte alltägliche Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft.

Eine weitere Zwischenkundgebung wurde am Synagogenplatz abgehalten. An der dortigen Gedenkstätte, die an die Pogrome der Nazis von 1938 und die Deportation der Sinsheimer Jüdinnen und Juden ins KZ Gurs erinnert, hielten die DemonstrantInnen inne und hörten Informationen zur Verfolgung während des NS-Regimes sowie zur Historie und Gegenwart des Gedenkorts.

Auf der Abschlusskundgebung sprach eine Vertreterin des DGB Nordbaden und betonte die Bedeutung die der antifaschistische Kampf für die Gewerkschaften hat. Die Nazi-Aktiviäten und -Strukturen im Kraichgau wurden abschließend in einem Redebeitrag der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD) thematisiert. Dabei kamen auch Kritik am Sinsheimer Oberbürgermeister und am Gemeinderat zur Sprache. Ihnen warf die AIHD Unfähigkeit und Untätigkeit im Kampf gegen Rechts vor.

"Die Demonstration werten wir als vollen Erfolg - vor allem auch, dass es trotz des Regenwetters fast 350 Leute nach Sinsheim geschafft haben. 200 TeilnehmerInnen waren angemeldet gewesen", so Clara Grube, Sprecherin der AIHD. "Von den Nazis war nichts zu spüren gewesen. Einzelne FaschistInnen bewegten sich zwar durch die Stadt, die aber gehörte heute klar dem antifaschistischen Protest. Mit der Demonstration haben wir ein deutliches Zeichen gegen rassistische Hetze und Nazi-Strukturen setzen können. Es gilt nun, daran anzuknüpfen und im Kraichgau nicht locker zu lassen."