Kinderpornos und Weltverschwörung: Die krude Welt im Kopf von Franziskas Mörder

Erstveröffentlicht: 
19.02.2014

Die Spuren, die der mutmaßliche Mörder der zwölfjährigen Franziska im Internet hinterlassen hat, sind mehr als irritierend: Der 26-Jährige war Mitglied in rechtsextremen Gruppen, glaubte an eine Weltverschwörung - und suchte gezielt Kontakt zu jungen Mädchen.

 

Nach dem Mord an der zwölfjährigen Franziska aus dem kleinen oberbayerischen Ort Möckenlohe sucht die Polizei nach dem Motiv des mutmaßlichen Täters. Der 26-Jährige hat nach Angaben der Polizei bereits gestanden, das Mädchen getötet zu haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er die Schülerin davor vergewaltigt. Gegen den mutmaßlichen Täter habe es bereits mehrfach Ermittlungen wegen Körperverletzung und Sexualstraftaten. Doch die Spuren zeigen noch mehr: Offenbar war der 26-Jährige ein Neonazi und Verschwörungstheoretiker und besaß Kinderpornografie.

 

Auf Facebook bewegte sich der mutmaßliche Täter im Umfeld rechtsextremer Gruppen, sympathisierte mit der NPD und den „Patrioten Österreichs“ und hatte sogar selbst mit Gleichgesinnten eine „Nationale Vereinigung“ gegründet. Dennoch sagte Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Ingolstadt dem „Donaukurier“: „Er ist uns bisher nicht als Neonazi bekannt“. Seine Gesinnung versteckte der 26-Jährige nicht, zitierte gerne Rechtsrockbands wie „Landser“.

 

Darüber hinaus war er wohl auch Fan der „Reichsbürger“, einer rechten, revanchistischen Gruppe, die Bundesrepublik Deutschland ablehnt und das "Deutsche Reich" wiedererrichten will. Nah verwandt sein Interesse für Verschwörungstheorien wie der „Widerstand gegen die NWO“: die „New World Order“, die angeblich im Hintergrund die ganze Welt steuert. In diese krude Weltsicht mischen sich Gewaltfantasien und frauenverachtende Ansichten. Und mittendrin plötzlich ein „Gefällt mir“ für die Initiative „Finger weg von unseren Kindern“, die gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern kämpft.

 

Gezielte Jagd auf 12-jährige Mädchen

Die sexuellen Interessen des 26-Jährigen stehen nach der mutmaßlichen Vergewaltigung des Mädchens im Blickpunkt. Nach Angaben der „Bild“-Zeitung soll er bereits wegen des Besitzes von Kinderpornografie eine Jugendstrafe verbüßt haben. Und auch danach soll der offenbar Arbeitslose ehemalige Bäckerlehrling seine Gelüste ausgelebt haben. Er habe „stundenlang im Internet gestöbert“, erzählte die Mutter einer Ex-Freundin dem „Donaukurier“. „Dabei hat er gezielt den Kontakt zu kleinen Kindern und ganz jungen Mädchen gesucht, höchstens 12 oder 13 Jahre alt.“

 

Die 47-Jährige habe das damals nicht ernstgenommen, der mutmaßliche Täter habe jedoch versucht, ihrer zweiten, jüngeren Tochter näherzukommen – erfolglos. „Wie man sich nur so in einem Menschen täuschen kann“, äußerte sich die Mutter gegenüber dem „Donaukurier“ entsetzt. Dabei hat der 26-Jährige bereits zwei eigene Kinder aus früheren Beziehungen. Dass ihm letztendlich Franziska zum Opfer fiel, war offenbar reiner Zufall. Er kannte die 12-Jährige aus dem Nachbarort nicht.

 

Die Polizei hatte der mutmaßliche Vergewaltiger und Mörder regelmäßig im Haus: wegen Gewalt- und Verkehrsdelikten. Deswegen war er am Sonntag auch sofort vor der Polizei geflüchtet. Seine Mutter habe ihn bisher immer gedeckt, erzählte ein Nachbar der Münchner „tz“. Doch auch ihr ist es nun zu viel geworden. „Mein Sohn ist für mich nicht mehr vorhanden“, sagte sie der Zeitung. Die Polizei suchte inzwischen den Tatort nach weiteren Spuren ab. Obwohl der Verdächtige den Mord gestanden habe, blieben immer noch viele Fragen offen.