Wer hat das linksautonome Zentrum überwacht?

Erstveröffentlicht: 
31.01.2014

Freiburg Die Kultur- und Tagungsstätte soll offenbar über längere Zeit mit einer Videokamera ausgespäht worden sein.

 

Von Heinz Siebold

 

Wurde das linksautonome Zentrum KTS in Freiburg heimlich mit einer Videokamera ausgespäht? Für Unterstützer und Betreiber ist das erwiesen. Sie haben Fotos vorgelegt, die eine Kamera im 12. Stockwerk eines 260 Meter Luftlinie entfernt liegenden Hochhauses zeigt: Tagsüber kaum zu sehen, aber abends hätten sich die Beschatter durch die Lichtreflexion verraten. Die Kamera sei in einem Funktionsraum auf dem Dach des Wohnhauses aufgestellt worden - mit freiem Blickfeld direkt auf den Eingang des KTS-Zentrums jenseits der Bahnlinie.

 

Die Abkürzung KTS steht für 'Kultur- und Tagungsstätte'. Der Name stammt noch aus den späten 1980er Jahren. So sollte eigentlich das umstrittene Konzerthaus in Freiburg einmal heißen. Zur Befriedung der linksradikalen Szene hatte die Stadt Freiburg 1999 das ehemalige Betriebswerk der Bahn an den Verein vermietet.

 

Die KTS ist Szenetreffpunkt, Veranstaltungsraum und Konzertbühne. Am vergangenen Samstag, 25. Januar fand eine Informationsveranstaltung zum Thema 'Rechtspopulismus in Deutschland und Europa' statt. Anschließend gab es ein Konzert, das Geld für Anwalts- und Gerichtskosten einspielen sollte. Ein ursprünglich angekündigtes Treffen von Aktivisten des Internetdienstes 'Indymedia linksunten' war verlegt worden.

 

Nicht nur Konzertbesucher, sondern auch Kunden eines 'Umsonstladens' sollen ins Visier der Kamera geraten sein. Aber wer hat draufgehalten? Und mit welcher Absicht? Das bleibt unklar. Der Funktionsraum im Hochhaus ist nicht frei zugänglich. Auch die Hausverwaltung weiß von nichts. Für den Betrieb der Kamera hätte ein Stromkabel in den Raum gelegt werden müssen. Die Freiburger Polizei verweist auf das Landeskriminalamt. Das LKA aber will aber nichts sagen. 'Wir äußern uns nicht', meint ein Sprecher. Auch das Innenministerium gibt sich zugeknöpft. 'Wir äußern uns doch nicht zu Detaileinsätzen, wenn irgendwo ein Polizeiauto rumfährt', sagt der Sprecher.