Burschenschaft Germania: Extreme Rechte in Marburg

Erstveröffentlicht: 
23.01.2014

Die Marburger Burschenschaft Germania kann es nicht lassen: Zum wiederholten Male hat sie sich Referenten aus dem rechtsextremen Umfeld in ihr Verbindungshaus eingeladen.

 

Von Till Conrad

 

Marburg. Die Burschenschaft Germania gehört dem Dachverband Deutsche Burschenschaft an, der als offen rechtsextrem gilt. Die Deutsche Burschenschaft diskutiert unter anderem den Ariernachweis als Voraussetzung für die Aufnahme in ihre Mitgliedsbünde.

Die Deutsche Burschenschaft gilt deswegen seit längerem als Sammelbecken für rechtsextreme. Ein Beispiel: In Wien werden heute Abend schwere Auseinandersetzungen erwartet, weil Rechtsextreme aus ganz Europa sich an einem „Akademikerball“ Wiener Burschenschaften in der Hofburg beteiligen. Auch die Marburger Germanen machten unteranderem mit ihrem „Marburger Diskurs“ verschiedentlich unrühmlich auf sich aufmerksam. Regelmäßig tauchen auf dem Haus in der Lutherstraße Referenten aus dem rechtsextremen Spektrum auf. Der „Marburger Diskurs“ im Jahr 2012 setzt an dieser Tradition an. Am Samstag soll es ab 14 Uhr um das Thema „Alternativen zur EU“ gehen - aber das harmlos erscheinende Thema wird referiert von drei Referenten, die, so die Einschätzung der „Antifaschistischen Gruppe 5“, die auf die Veranstaltung aufmerksam macht, die „nicht ohne nationalistische, rassistische und antisemitische Ideologien auskommen“ werden.

Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur der neonazistischen Zeitschrift „Zuerst“. Kostproben aus der Ausgabe für Februar/März: „Zweierlei Maß - Urteil: das Bestreiten des Völkermords an den Armeniern ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Für den Holocaust gilt das nicht“. Oder, ähnlich widerlich: „Idyll der Illegalen - Lampedusa: Die Bewohner fürchten die Ruhe vor dem nächsten Sturm.“

Erik Lehnert ist Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik (IfS), das regelmäßig Kontakte zur NPD unterhält, und Redakteur der zugehörigen Zeitung „Sezession“. Das IfS gilt als „Denkfabrik“ der Neuen Rechten.

Felix Menzel schließlich, der dritte Referent, ist Gründer und Chefredakteur des nationalistischen Jugendmagazins Narzisse und gehört ebenfalls zum Umfeld des IfS.

In rechten Blogs und auf Facebook bewirbt etwa Menzel die Veranstaltung, zum Beispiel mit der zynischen Bemerkung, dass die Germania „ob ihrer im Rahmen des Marburger Diskurses gezeigten Freiheitlichkeit im Visier der Antifa“ sei.

Laut Polizeisprecher Martin Ahlich ist die Polizei von der Veranstaltung informiert. Nähere Auskünfte machte er nicht.

Bis gestern Abend gab es nach OP-Informationen noch keine Planungen für Protestaktionen gegen das Auftreten der Rechtsextremen in Marburg.