Hamburg: Senat droht Eigentümer der Roten Flora mit Zwangsverkauf

Erstveröffentlicht: 
14.01.2014

Überraschende Entwicklung im Streit um die Rote Flora und deren umstrittenen Investor Klausmartin Kretschmer: Die Stadt Hamburg hat angekündigt, mit juristischen Mitteln ihr Wiederkaufsrecht für das Gebäude geltend zu machen.

 

Hamburg - Hunderte Demonstranten und Polizisten wurden verletzt, als es im Dezember 2013 in Hamburg zu Krawallen im Zusammenhang mit dem Kulturzentrum Rote Flora kam. Aus Sicht des Hamburgischen Verfassungsschutzes hat der Eigentümer des linksalternativen Kulturzentrums in Hamburg, Klausmartin Kretschmer, mit dazu beigetragen, die Demonstranten zu mobilisieren, in dem er eine Räumung des Gebäudes und Umbaumaßnahmen ankündigte. Er habe die Stadt damit in Bedrängnis gebracht, sagte ein Sprecher der für das Geschäft mit Kretschmer zuständigen Finanzbehörde SPIEGEL ONLINE. Nicht nur aus diesem Grund hat der Hamburger Senat nun angekündigt, ihr Wiederkaufsrecht für das Gebäude vor Gericht geltend zu machen.

 

Im Jahr 2001 hatte Kretschmer die Rote Flora für umgerechnet 190.000 Euro gekauft. Im Kaufvertrag werden Umbauten des Gebäudes untersagt. Sollte der Eigentümer seine bereits gestellten Bauvoranfragen für das Gebäude nicht bis Anfang Februar zurücknehmen, werde die Stadt ihr Wiederkaufsrecht juristisch durchsetzen, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD). Kretschmers Immobilienberater Gert Baer sprach von einem "unanständigen Angebot".

 

Die Stadt hatte Kretschmer bereits vor Monaten 1,1 Millionen Euro für den Rückkauf der Roten Flora angeboten. Das Angebot sei am Dienstag noch einmal bekräftigt worden, sagte der Sprecher. Doch Kretschmer sei die Summe zu wenig gewesen.

 

Erst am Montag hatte die Stadt die sogenannten Gefahrengebiete aufgeboben. Am 3. Januar war als Reaktion auf Krawalle und Angriffe auf Polizisten ein großes Gefahrengebiet eingerichtet worden - betroffen war ein Areal in St. Pauli, Altona und der Sternschanze.

 

Anlass waren Ausschreitungen rund um eine Demonstration zum Erhalt der Roten Flora und Attacken auf Polizeiwachen. Wegen der umstrittenen Maßnahme war auch der Hamburger SPD-Senat unter Druck geraten. Für Kritik sorgte zudem, dass ein Angriff auf Polizisten der Davidwache womöglich nicht so verlief, wie es die Polizei anfangs dargestellt hatte.

 

kha/dpa