Der Verband Deutsche Burschenschaft hat sich nun ein neues Quartier gesucht - Samstag in Innsbruck, alles Weitere bleibt vorerst geheim
Innsbruck - Am Samstag werden in Innsbruck bis zu 2000 Menschen vor einer leeren Halle demonstrieren. "Als Zeichen, dass wir den öffentlichen Raum zurückerobert haben", sagt Claudia Schütz vom Aktionsbündnis "Innsbruck gegen Faschismus". Die Großdemonstration wurde eigentlich gegen den Verbandstag der Deutschen Burschenschaft in der Messe Innsbruck organisiert - seit Mittwochabend liegt nun aber der offizielle Gesellschafterbeschluss von Stadt und Land vor. Die deutliche Anweisung: sofortige Vertragsauflösung.
Inzwischen hätten die Verbindungsbrüder auch schon neue Räumlichkeiten für ihr Treffen gefunden. Wo, soll aber vorerst ihr Geheimnis bleiben. Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) drohen die Burschenschafter nun jedenfalls mit straf- und zivilrechtlichen Schritten. Dass die Messe Innsbruck eine Pönale zahlen muss, stand bereits vorher fest, in welcher Höhe, ist jedoch unklar: "Wir wissen noch nicht, was uns für Zusatzkosten entstehen. Es handelt sich jedenfalls um einen Vertragsbruch und Amtsmissbrauch der Bürgermeisterin", sagt Walter Tributsch, Pressereferent der Deutschen Burschenschaft zum STANDARD.
Anmiete der Messe im Mai
Schleierhaft ist auch noch, warum mit der Vertragsauflösung so lange gewartet wurde. Die Messehalle wurde bereits im Mai diesen Jahres durch die Burschenschafter angemietet. Trotz mehrfacher Nachfrage wollte Oppitz-Plörer dazu nicht Stellung nehmen.
Organisiert wird das Treffen von den Innsbrucker Burschenschaften Brixia und Suevia. "Deutschnationale, antiösterreichische Verbindungen, die klar dem Rechtsextremismus zuzuordnen sind", sagt Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Anfang der Achtziger seien die Brixen noch daran gescheitert, dem Dachverband Deutsche Burschenschaft beizutreten, weil dieser sie für "Männer mit terroristischer Gesinnung" gehalten habe.
Unter deutschen Burschenschaftern gelten viele der österreichischen Verbindungen als Hardliner - "ihre Beitritte und insbesondere ihr Agieren im Dachverband führte zu einer Radikalisierung und einer Austrittswelle deutscher Verbände", sagt Peham.
Es ist inzwischen bereits das fünfte Mal, dass Vertreter der Deutschen Burschenschaft in Innsbruck einlaufen. 1987 war der damalige Tiroler Landeshauptmann, Eduard Wallnöfer (VP), noch selbst auf dem Treffen anwesend, im Jahr 2000 der heutige Tiroler Landtagspräsident und damalige Bürgermeister Herwig van Staa. Beim letzten Zusammentreffen in Innsbruck 2009 wollte vonseiten der VP niemand mehr kommen, Festredner war dafür Martin Graf (FPÖ).
Heute befürchtet die Tiroler FP einen nachhaltigen Imageschaden Innsbrucks durch die Demonstranten. Heinz-Christian Strache ortet in der Vertragsauflösung einen "Skandal ersten Ranges". Auch vonseiten der Deutschen Burschenschaft kann man die Aufregung nicht nachvollziehen. "Wir wollen dort nicht den Zweiten Weltkrieg, sondern die Zukunft Europas besprechen", sagt Tributsch. Um das zu beweisen, überlege man derzeit, doch Journalisten zum Treffen zuzulassen. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 29.11.2013)