[Westbank] Freitagsdemonstrationen und Riots in Jerusalem

Demo heute in Nilin. Photo by Svenson Berger

Auch am heutigen Freitag, den 06.09.2013, haben in der Westbank verschiedene Demonstrationen gegen die Besatzung des Westjordanlandes, die Mauer und die Apartheid stattgefunden. An mehreren Orten kam es zu Zusammenstößen mit den israelischen Sicherheitskräften. Insbesondere auf dem Tempelberg in Jerusalem gab es massive Riots.

 

Nach Siedlerangriff Riots vor der Al-Aqsa Moschee in Jerusalem


Nachdem am Mittwoch auf dem Tempelberg eine Gruppe Siedler aufmarschiert war und unter Begleitung und aktiver Unterstützung von Grenzpolizei und Soldaten alle Moslems und arabisch aussehenden Menschen vor der Al-Aqsa Moschee vertrieben haben, ist es am Mittwoch, sowie am gestrigen Donnerstag und auch heute zu massiven Riots auf dem Tempelberg in Jerusalem gekommen.

 

Die Riots heute starteten nach dem Freitagsgebet, nachdem sich hunderte Protestierende versammelt hatten um gegen die Vorfälle vom Mittwoch, sowie gegen die Festnahmen im Zuge der Proteste der vergangenen Tage zu demonstrieren. Dutzende israelische Soldaten fielen daraufhin in das Gebiet um die Moschee ein, um die Demo aufzulösen. Die israelischen Besatzungstruppen setzten massiv Tränengas, Blendschockgranaten und Stahlgeschosse gegen die Menschen ein. Es gab 15 Festnahmen und über 55 verletzte Demonstranten. Nach Behördenangaben wurden zwei der eingesetzten israelischen Sicherheitskräfte verletzt.

 

Hintergrund: Seit dem Beginn des jüdischen Neujahrsfestes Rosh Hashanah am Mittwoch, hatten die israelischen Behörden massiv ihre Kräfte rund um den Tempelberg verstärkt, an dem nicht nur die Al-Aqsa Moschee, die zweit heiligste Stätte der Muslime in der Welt, sondern auch die Klagemauer, die heiligste Stätte der Juden in der Welt, befindet. Der Tempelberg war schon in der Vergangenheit immer wieder ein Ausgangspunkt für Spannungen, nicht zuletzt weil rechtsradikale Siedler immer wieder fordern die Al-Aqsa zu zerstören und statt dessen einen Schrein zu errichten. Israel hatte Ostjerusalem 1967 annektiert und zum Teil seiner Hauptstadt Jerusalem erklärt. Ein Schritt gegen den viele Palästinenser, aber auch viele andere Muslime weltweit, bis heute protestieren. Die palästinensischen Verhandlungsführer in den laufenden Friedensverhandlungen um Mahmmud Abbas wollen, im Zuge einer Zweistaatenlösung und eines eigenen palästinensischen Staates, Ostjerusalem als Hauptstadt zurück. Wohingegen Israel Jerusalem weiterhin ungeteilt als seine Hauptstadt behalten will. Nicht zuletzt die Frage um Jerusalem dürfte die Friedensverhandlungen erneut scheitern lassen, meinen viele BeobachterInnen und Menschen vor Ort.

 

Demos gegen die Mauer

 

In Bi'lin und Ni'lin habe heute, wie in der Woche zuvor, zwei Demonstrationen gegen die Mauer stattgefunden. Gegen 13.00 Uhr zog eine Demonstration von Ni'lin in südlicher Richtung zur Richtung Mauer. Als der Protestzug dort ankam versuchte ein Demonstrant die Mauer zu erklettern, woraufhin die Soldaten Blendschockgranaten und Tränengas gegen die Protestierenden einsetzten. Anschließend wurden Molotowcocktails auf die Soldaten geworfen. Auf diese Attacke reagierten die Soldaten mit einer Salve Schüsse scharfer Munition, sowie etlichen Salven gummi-ummantelter Stahlgeschosse. Verletzt wurde durch die scharf geschossenen Schüsse niemand. An der Demo beteiligt waren die Youth for Peace einer palästinensischn Graswurzelgruppe aus Ni'lin und einige AktivistInnen von Anarchist Against the Wall aus Israel.

 

Fotos aus Ni'lin von heute findet ihr hier: https://secure.flickr.com/photos/99662663@N08/sets/72157635405296499/

 

Auch in Bi'lin gab es Zusammenstöße mit dem Militär. Der 21-jährige Fotograf Mohammad Basman Yassin wurde durch eine Tränengasgranate am rechten Bein verletzt, während mehrere andere Demonstranten durch das eingesetzte Tränengas Erstickungsverletzungen erlitten. Des weiteren setzte das Militär einen „Skunk Truck“ (Wasserwerfer mit stinkender Flüssigkeit), Blendschockgranaten und gummi-ummantelte Stahlgeschosse ein. Die Demonstration wurde durch das Popular Struggle Commitee (PSCC) organisiert und findet jeden Freitag in Bilin statt. Insbesondere gegen der Siedlerangriffe auf die Al Aqusa Moschee in Jerusalem vom Mittwoch und gegen die Inhaftierung von tausenden palästinensischen Aktivisten in israelischen Gefängnissen richtete sich die heutige Demonstration in Bilin. Mehrere internationale und israelische AktivistInnen beteiligten sich auch hier solidarisch an den Protesten.

 

Demo in Nabi Saleh gegen Enteignung des örtlichen Brunnens

 

In Nabi Saleh fand die wöchentliche Demonstration gegen die Enteignung des Dorfbrunnens durch die nahe gelegene iraelische Siedlung statt. Viele Anarchist Against the Wall und internationale Aktivisten beteiligten sich an dieser von palästinensischen Graswurzelgruppen organisierten Demo. Wie auch in der Woche zuvor blieb es weitestgehend friedlich.

 

Demo in Kafr Qaddoum gegen die Sperrung der Straße nach Nablus

 

In Kafr Qaddoum zog, wie in den Wochen zuvor (1 / 2), eine lautstarke und kämpferische Demo Richtung der Apartheidstraße, die von den israelischen Behörden für Palästinenser gesperrt wurde, und die diese zurückfordern. Noch vor Beginn der Demo rückte das israelische Militär ins Dorf ein verschoss massiv Tränengas. Die Riots die sich nun entwickelten dauerten knapp drei Stunden. Mehrere AktivistInnen wurden verletzt.

 

06.09.2013, Svenson Berger für Indymedia, Ramallah

nospam.svenson_berger@riseup.net