An die Substanz: Naziladen „Böhm Streetwear“ in Lägerdorf dichtmachen!

Antifaschist_innen 2007 vor dem Geschäft von Ragnar Böhm in der Dorfstraße 9 in Lägerdorf

Die Kampagne “An die Substanz!” scheint langsam an Fahrt aufzunehmen. Nachdem kürzlich die Hintergründe neonazistischer Geschäftswelten in Kiel, Neumünster und Plön thematisiert wurden und es im Rahmen einer antifaschistischen Fahrradtour schon erste Aktionen gab, beleuchtete die Antifa Pinneberg in einem Artikel die Hintergründe des Neonazi-Ladens “Böhm Streetwear” in Lägerdorf. Im Folgenden hier der Text:

 

In Schleswig-Holstein läuft gerade eine Kampagne unter dem Motto: „An die Substanz – rechte Infrastruktur aufdecken – Nazis in die Pleite treiben“.

Wir wollen hiermit die Kampagne um den Versandhandel und das Ladengeschäft von Ragnar Böhm in Lägerdorf (Kreis Steinburg) ergänzen.

Ragnar Böhm ist kein unbekannter im Internationalen-Neonazinetzwerk. Sein Ansehen innerhalb der Szene, genießt er auch wegen seiner Herkunft, er entstammt einer bekannten seit Generationen rechten Familie. Sein Großvater mütterlicherseits gehörte der SS-Division „Leibstandarte Adolf Hitler“ an und war bis zum Ende des Dritten-Reiches SS-Brigadeführer.

 

Nach 1945 arbeitete er, so wie seine Ehefrau, wieder als Lehrer. Ihre Tochter Ingeborg heiratete den Sozialpädagogen Rolf Dieter Böhm, Ragnars Vater. Seine Eltern waren überzeugte Rassisten, ihre sechs Kinder wurden im Sinne der NS-Idiologie erzogen. Mit dem zehnten Lebensjahr traten die ältesten Böhm-Kinder der Wiking-Jugend bei. In Schleswig-Holstein, Sandwehle bei Garding betrieb die Familie einen Pony-Ferienhof mit dem Namen „Thulehof“.
Zum Ende der 70er Jahre wurde Rolf Dieter Böhm wegen dem Vorwurf eine »terroristische Vereinigung« gebildet zu haben Verhaftet, vor dem Oberlandesgericht in Schleswig wurde er dann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

 

Im September 1978 überfielen Armin Peil und Jürgen Töpke in Husum ein britisches Militärfahrzeug, um Waffen zu erbeuten.
Statt Waffen fanden die Nazis in dem erbeuteten Panzerschrank geheime Dokumente der Nato, wie Raketencodes und Telefonlisten. Mit diesem Material wollte die sechsköpfige Nazigruppe, zu der auch Rolf Dieter Böhm und Ernst-August Möller aus Tönning bei Husum gehörte, Rudolf Heß freipressen. Mit den Worten „Tauschen Safe für die Freiheit Rudolf Heß“, meldeten sie sich als „Werwolf Deutsches Reich“ per Post an die britische Armee. Nach dem sich darauf niemand meldete versuchte Rolf Dieter Böhm die Dokumente für 10000 Mark an die Presse zu verkaufen. Auch dabei hatte die Gruppe keinen Erfolg und so versteckte Rolf Dieter Böhm die Dokumente auf seinem Reiterhof. Als im März 1979 die Gruppe einen Brandanschlag auf die Freimaurerloge in Hamburg vorbereitete und vier Tage lang die Loge und die Hausmeisterfamilie ausspionierte, um mit drei Propangasflaschen, 120 Litern Benzin und elektrischen Zeitzündern eine Anschlag zu verüben, wurde es Armin Peil zu heiß und er wandte sich an die Polizei. Armin Peil berichtete auch das die Gruppe für eine Bombenanschlag auf die Flensburger Staatsanwaltschaft so wie für mehrere schwere Diebstähle um „Geld für die Bewegung und Waffen zu bekommen“ verantwortlich sind.

 

Bei der Landtagswahl 2012 in Schleswig-Holstein war Jürgen Töpke für die NPD im Wahlkreis 2 Husum Kandidat.
Gegen Ernst-August Möller, den früheren Kreisvorsitzenden der NPD im Kreis Nordfriesland, ermittelte die Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Oder 2003 wegen des Verdachts auf Frauenhandel.

 

Anfang der 90er wanderte ein Teil der Böhm Familie nach Argentinien aus. Rolf Dieter Böhm arbeitete für die deutsche Handwerker- und Siedlergemeinschaft in der Provinz Cordoba, Ingeborg Böhm unterrichtete an einer deutschen Schule.

Nicht nur Ragnar Böhm ist weiterhin in der nationalistischen Tradition von Eltern und Großeltern verbunden.
In Brandenburg leben zwei Schwestern von Ragnar Böhm die beide kräftig in der Rechten-Szene mit mischen.
Holle Böhm war vor dem Verbot der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) HdJ-Bundesführerin der Mädchen, die HDJ war die nachfolge Organisation der Wiking-Jugend und wurde im März 2009 verboten.

Gesine Stein, geb. Böhm verheiratet mit dem ehemaligen „Gaufüher Berlin“ der Wiking Jugend Sascha Stein, die ältesten ihrer fünf Kinder waren bis zum Verbot in der HDJ. Sascha Stein ist bis heute im Umfeld der Jugendorganisation der NPD (JN) aktiv. Wie Ragnar Böhm hatte Sascha Stein in Brandenburg eine Ladengeschäft.

 

Schon im Mai 2007 machten Antifaschistinnen auf den Naziladen von Ragnar Böhm aufmerksam. Rund 50 Demonstrantinnen sind unter dem Motto “ Naziläden schlißen!“ durch Lägerdorf bei Itzehoe gezogen.

 

Nazistrukturen aufdecken und bekämpfen!