Mit einer Unterschriftenaktion will das Freiburger Friedensforum verhindern, dass sich ein Jagdbedarfsgeschäft in den neuen West-Arkaden ansiedelt. Zu spät.
Waffen in einem Wohngebiet? Für Aktivisten des Freiburger Friedensforums ist diese Vorstellung beängstigend. Mit einer Unterschriftenaktion wollen sie verhindern, dass sich das Jagdbedarfsgeschäft Frankonia im Stadtteilzentrum West-Arkaden ansiedelt. Doch die Kampagne kommt spät – Genehmigungen und Verträge sind längst unter Dach und Fach.
Sie versuchen es auf allen Kanälen. Mal stehen sie vorm Aldi im Stadtteil Mooswald, ein anderes Mal sammeln sie Unterschriften im Internet. Seit einigen Wochen arbeiten Mitglieder des Freiburger Friedensforums mit Hochdruck daran, ein Ladengeschäft zu verhindern. Der Jagd-Ausstatter Frankonia, der innerhalb der nächsten Monate ins neu gebaute Stadtteilzentrum West-Arkaden einziehen will, ist ihnen ein Dorn im Auge. Die Forderung: "Keine Waffen ins Wohngebiet."
Die Kampagne kommt reichlich spät
Seit Mitte Dezember läuft die Aktion, die nun allmählich an Fahrt gewinnt. Im Internet hatten bis Donnerstagabend bereits 107 Personen die Liste unterzeichnet, die am Ende an Oberbürgermeister Dieter Salomon übergeben werden soll. "Zusätzlich haben wir knapp 20 Unterschriften per Hand gesammelt", berichtet Uta Pfefferle vom Friedensforum. "Es hat uns erstaunt, wie viele sich beteiligen, obwohl wir noch gar nicht viel gemacht haben."Dass sie mit ihrer Kampagne reichlich spät kommen, räumen die Beteiligten selbstkritisch ein: Schon lange ist klar, dass Frankonia in die West-Arkaden strebt, die baurechtliche Genehmigung und der Mietvertrag liegen vor. "Das hält uns trotzdem nicht auf", sagt Pfefferle, die nun auf die Hilfe der Anwohner baut. "Viele wissen bis heute nicht, was da in ihre Nachbarschaft kommt. Besonders die unterirdische Schießanlage ist uns unheimlich."
"Was uns hier unterstellt wird, entspricht aber einfach nicht den Tatsachen." Frakonia-Sprecher Abeln Beim nahegelegenen Wentzinger-Gymnasium stößt das Friedensforum teilweise auf offene Ohren. "Wir haben uns Gedanken gemacht, ob ein solches Geschäft wirklich sein muss", sagt Birgit Schwacha-Eipper, Vorsitzende des Elternbeirates. Allerdings sei das Thema umstritten: "Es gibt auch viele Eltern, die kein Problem damit haben." Immerhin habe sich die Befürchtung zerschlagen, dass auf dem Schießstand wild herumgeballert wird: "Wir wissen jetzt, dass die Anlage nur zum Einstellen der Waffen dient."
So argumentiert auch die Firma selbst. "Wir respektieren das Recht der freien Meinungsäußerung", sagt Frankonia-Sprecher Simon Abeln. "Was uns hier unterstellt wird, entspricht aber einfach nicht den Tatsachen. Das ist absoluter Unsinn."
Der unterirdische Schießstand diene ausschließlich dazu, Waffen "einzuschießen". "Das ist eine interne Prozedur, die nur der Büchsenmacher vornimmt. Kunden dürfen, wenn überhaupt, nur in Begleitung unseres Personals in den Keller." Auch werde man im Schaufenster keine scharfen Waffen zeigen, "um Jugendliche nicht zu verführen."
Unverständnis bei Unmüssig
Beim Projektentwickler Unmüssig, der die West-Arkaden verwaltet, stößt die Unterschriftenaktion auf Unverständnis. "Ich kann diese Diskussion nicht nachvollziehen", sagt Sprecherin Christel Kotter. Frankonia sei ein renommiertes Unternehmen, das alle Vorschriften erfülle und den Mietvertrag bereits unterzeichnet habe. "Wir nehmen die Aktion zur Kenntnis, aber ändern wird das nichts."
Die Freiburger Stadtverwaltung weiß ebenfalls Bescheid. "Mitte Dezember kam im OB-Büro ein Blanko-Formular ohne Unterschriften an", heißt es aus dem Rathaus. "Wir wissen also, dass die ausgefüllten Listen bald nachgereicht werden." Wann es soweit sein wird, kann auch das Friedensforum derzeit noch nicht abschätzen. Aus Sicht der Stadtverwaltung sollten sich die Mitglieder aber keine allzu großen Hoffnungen machen: "Bei einem privaten Investorenprojekt wie den West-Arkaden ist unser Einfluss gering. Solange nicht gegen Vorschriften verstoßen wird, haben wir kaum eine Handhabe."