Am Sonnabend marschierten knapp einhundert Neonazis in Buckau auf / Die Polizei hielt Gegendemonstranten weitgehend fern

Rund einhundert Rechtsextreme marschieren am Sonnabend in Buckau auf; eine Innenstadtroute wird ihnen verwehrt. | Foto: K. Tessnow
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Erstveröffentlicht: 
28.01.2013

Von Katja Tessnow

Parolen, Proteste, Platzverweise - Eindrücke vom Demogeschehen


Magdeburg l Knapp einhundert Rechte - überwiegend aus Niedersachsen, Berlin und Thüringen zugereist - und bis zu 70 Gegendemonstranten standen sich am Sonnabend in Buckau gegenüber. So weit die Zahlen der Polizei, doch krankt deren Bilanz am Umstand, dass weit mehr Gegner der Neonazis - mehr oder minder links - versuchten, dem Rechtenaufmarsch die Stirn zu bieten. Die Polizei ließ sie nicht zum Ort des Geschehens vor. Mehr als 50 Platzverweise wurden schon in weitem Umfeld an jene verteilt, die der polizeilichen Aufforderung zum Fernhalten nicht freiwillig nachkamen. Es ist - auch aus der persönlichen Erfahrung der Reporterin vor Ort - davon auszugehen, dass weit mehr Bürgern der Zugang zum Geschehen in Buckau verwehrt blieb. Der Autorin dieses Beitrages gelang dies nur mittels mehrfachem Vorzeigen des Presseausweises. So weit und insofern so verständlich die auf dem Fuß folgende, erneute Kritik des Bündnisses "Magdeburg nazifrei" an der Polizeistrategie, die auf konsequente Lagertrennung abzielt.

 

Gegen 11 Uhr treffen sich Gegner des Rechtenaufzuges am Hundertwasserhaus. Keiner weiß, ob und wo entlang die Rechten marschieren dürfen. Die Polizei gibt darüber keine Auskunft. Kurz vor 12 Uhr begeben sich viele Gegendemonstranten zum Hauptbahnhof. Dann sickert durch, dass die Rechten sich am Bahnhof Buckau versammeln. Den angemeldeten Weg durch die Innenstadt verwehrt ihnen die Polizei mit Verweis auf andere, hier angemeldete Aktionen. Die Polizei fängt auf dem Weg nach Buckau in der Folge alles ab, was irgendwie links aussieht. Busse und Straßenbahnen werden auf potenzielle Gegendemonstranten gefilzt. Wer aussieht, als könnte er einer sein, muss aussteigen.

 

In Buckau sichert großes Polizeiaufgebot den Bahnhof. Rund 50 Gegendemonstranten, die bis hierher durchgekommen sind, werden etwa 100 Meter von der Rechtendemoroute entfernt eingekesselt. Wer sich dem Entfernungsgebot widersetzt, muss mit Polizeigewalt rechnen. Es sei denn, er ist ein prominenter Grünen-Politiker, wie der Stadtrat und Landtagsabgeordnete Sören Herbst. Er darf sich plakatbewehrt mit zwei Parteikollegen und einem Jugendpartei-Mann an der Demoroute positionieren. Er schüttelt den Kopf, als Polizisten vor seinen Augen mit Körpereinsatz eine Handvoll Mädchen mit Megaphonen davon abhalten, protestierend hinter den Neonazis herzulaufen.

 

Die Rechten marschieren gegen 13 Uhr unter Polizeischutz von Buckau bis zum Landgericht. Blockadeversuche von Gegnern scheitern an der Polizei. Am Gericht halten die Neonazis eine kurze Kundgebung "gegen den EU-Wahn" ab, werden nach Buckau zurückeskortiert und in ihre Züge zur Heimfahrt gesetzt. Gegen 14.50 Uhr ist der braune Spuk vorbei. Auch die Gegendemonstranten lösen sich schnell auf.

 

Die Polizei bilanziert zufrieden einen ruhigen Ablauf. Vier Strafanzeigen kassieren Gegendemonstranten: Körperverletzung (noch unaufgeklärte Rangelei mit einem Passanten), Pyrotechnik- und Waffenbesitz (Schlagring), eine Beleidigung gegen Polizeibeamte.