Links- und rechtsextreme Jugendliche bekämpfen sich gegenseitig

Erstveröffentlicht: 
18.06.2011

Morddrohung im Vorstadtkrieg:

Links- und rechtsextreme Jugendliche bekämpfen sich gegenseitig

BOCHUM Norbert Busche, Bezirksbürgermeister im Bochumer Osten, spricht von „politisch Verwirrten“. Zumeist Jugendliche. Sie liefern sich derzeit einen Krieg auf den Straßen im Osten. Es gibt sogar eine Morddrohung.

Von Benedikt Reichel und Jürgen Koers

 

Parolen, Schmierereien, Drohungen und Übergriffe. Mit großer Sorge beobachten die Bezirksvertreter und die Menschen im Bochumer Osten, wie sich jugendliche Rechtsextreme und Linksextreme einen Schlagabtausch liefern. „Die scheinen sich gemüßigt zu fühlen, einen Krieg zu führen“, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Busche (SPD).

Was die Polizei bestätigen kann. „Wir verzeichnen seit etwa einem halben Jahr unter anderem vermehrt Hakenkreuz-Schmierereien“, sagt deren Pressesprecher Guido Meng. Doch dabei bleibt es nicht. Zuletzt wurde der Name eines bekannten linken Aktivisten auf ein Straßenschild geschmiert. Mit dem Zusatz: „Töten“.


Links- und rechtsextreme Jugendliche


Offen spricht die Polizei von einem Konflikt zwischen links- und rechtsextremen Jugendlichen. Es gebe „einige konkrete Leute, die wir im Auge haben“, so Meng weiter. Auf beiden Seiten, wohlgemerkt. Genutzt hat dies den Behörden bislang allerdings wenig. Alle Verfahren, etwa wegen Sachbeschädigung oder der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, laufen bislang gegen Unbekannt.


Kein Täter konnte gestellt werden. Eine direkte Verbindung zur vor allem in Wattenscheid aktiven NPD vermag die Polizei daher nicht ziehen – wegen „laufender Ermittlungen“. Die Möglichkeiten der Polizei sind begrenzt. „Wir setzen auf die Bevölkerung. Wir brauchen Hinweise oder Anzeigen“, sagt Meng. Man nehme das Problem aber sehr ernst, da Schmierereien „auffällig mehr“ geworden seien.


Auslöser: abgeschlagener Kopf eines Denkmals


Als Auslöser des aufgeflammten Konflikts gelten der abgeschlagene Kopf eines Kriegerdenkmals in Langendreer sowie Schmierereien im gesamten Stadtgebiet aus dem vergangenen November. Seitdem tobt der Mob.


„Wir werden erstmal die Maßnahmen der Polizei nicht stören“, betont Bezirksbürgermeister Busche. Füße stillhalten, bis nach der Sommerpause. „Dann müssen wir aktiv werden.“ Busche will den Rat der Stadt informieren, das Jugendamt einschalten. „Wir bekämpfen, verabscheuen und dulden keinen Rechts- wie Linksextremismus.“