Berlin - Schauspieler Tyron Ricketts („SOKO Leipzig“) hält viele deutsche Film-Drehbücher für rassistisch - und sucht daher nun nach Engagements in den USA.
„Was fehlt, ist Normalität. Man muss heutzutage, wenn 20 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben, die Möglichkeit haben, in einem Film als normaler Teil der Gesellschaft dargestellt zu werden - und das ist enorm selten“, sagte der 39-Jährige am Mittwoch. Der „Berliner Kurier“ hatte über Ricketts' Kritik berichtet.
„Dass ein Mensch mit Migrationshintergrund eine normale Hauptrolle spielt, ohne dass es um seine Herkunft oder einen Ehrenmord oder einen Abschiebungsgrund geht oder um die asiatische Prostituierte - das gibt es so gut wie gar nicht“, sagte der Schauspieler. „Ich sage nicht, die gesamte deutsche Filmbranche ist rassistisch. Aber auf etwa 50 Prozent der Drehbücher, die ich gelesen habe, trifft dies zu“, sagte Ricketts (39), der eine österreichische Mutter und einen jamaikanischen Vater hat.
Als Beispiel für eine „absurde Konstellation“ nannte der Schauspieler einen Film, in dem er einen deutschen Genforscher hätte spielen sollen, der mit seinem Kumpel Urlaub in Kenia macht. „Er lernt am Strand eine Frau kennen, die doppelt so alt ist wie er, verliebt sich - und gibt sich dann nicht als deutscher Genforscher aus, sondern als kenianischer Strandprostituierter.“
„Ich würde nicht sagen, dass ich resigniere. Ich werfe jetzt nicht die Flinte ins Korn“, sagte Ricketts. Wenn er ein gutes deutsches Drehbuch bekäme, stünde er zur Verfügung. Er habe aber vor eineinhalb Jahren Harry Belafonte kennengelernt und hoffe nun, dass dessen Familie ihm auf dem US-Filmmarkt die eine oder andere Tür öffnet.
Ricketts - Schauspieler, Musiker und einstiger Viva-Moderator - hatte sich in den vergangenen Jahren auch mehrfach bei Projekten für Toleranz engagiert; etwa beim Integrationspreis „Respekt 2010“ und dem Anti-Rassismus-Projekt „Brothers Keepers“.
dpa