Am 24.08.2012 kam es erneut zu Gesprächen zwischen Vertreter_innen des Vereins „Freunde unabhängiger Kultur in Aachen“ e.V., der Stadt Aachen und der IPEM AG bezüglich des möglichen Verkaufs des ehemaligen Gesundheitsamtes und des darunter liegenden Bunkers, in dem sich das Autonome Zentrum befindet. Bei dem ersten Treffen am 10.08.2012 wurde noch der ohne die Mitsprache des Vereins entworfene Plan vorgelegt, den Raum des Autonomen Zentrums auf die Hälfte zu reduzieren.
Bei dem letzten Treffen am 24.08.2012 wurde davon bereits Abstand genommen und dem Verein ein Mietvertragsentwurf mit der IPEM vorgelegt, der die gesamten Räumlichkeiten des Bunkers zum Gegenstand hat – dies waren die ersten tatsächlichen Verhandlungen, bei denen nicht ein fertiger Vertrag als ein scheinbar fairer Kompromiss präsentiert wurde.
Grundlegend bleibt für den Verein inakzeptabel, dass der Mietvertrag mit einem privaten Investor geschlossen werden soll. Denn eine Privatisierung des Bunkers würde längerfristig das Aus des Autonomen Zentrums bedeuten. Ein Mietvertrag mit einem privaten Investor, der primär wirtschaftliche Interessen hegt, birgt die Gefahr der Abmahnung und der anschließenden Kündigung, sobald das Autonome Zentrum für den Investor zu einem Hindernis wird (beispielsweise bei einem Weiter-Verkauf des Gebäudes). Der weitere Bestand des Autonomen Zentrums ist gefährdet, sobald nicht mehr die Stadt Aachen die Ansprech- und Vertragspartnerin des Vereins wäre.
Die Stadt Aachen darf sich hier nicht aus ihrer Verantwortung ziehen, Räume für sozialkulturelle und –pädagogische Arbeit, wie sie seit 20 Jahren im Autonomen Zentrum ehrenamtlich geleistet wird, zu sichern. Im Autonomen Zentrum werden Jugendlichen und jungen Erwachsenen vielfältige Möglichkeiten der kostenfreien Partizipation geboten.
Eigenverantwortlich können sie selbst Konzerte oder Partys auf die Beine stellen, mit ihren Bands proben, ihre Fahrräder reparieren, sich im Siebdruck oder der Fotoentwicklung üben, oder sich generell für diese Projekte engagieren. Diese positiven Erfahrungen führen zu einem zufriedenen Selbstverhältnis und einer selbstbewussten Haltung.
Am Tag der offenen Tür im Autonomen Zentrum, der im Anschluss an die Gespräche vom 24.08.2012 stattfand, zeigten sich auch die anwesenden Vertreter_innen der Parteien SPD, Die Linke und Die Grünen äußerst beeindruckt von der Arbeit des Vereins und sprachen sich für einen sicheren Erhalt des Autonomen Zentrums aus. Für die Stadtratssitzung am 05.09.2012 hat die Stadtratsfraktion der Partei Die Linke einen Antrag auf Bestandsschutz für das Autonome Zentrum im Bunker eingereicht – der Verein begrüßt diesen Antrag.
Ebenfalls wurde eine Prüfung beantragt, ob das gesamte Gebäude in städtischen Wohnraum für Student_innen umgewandelt werden kann. Der Verein erkennt dies als ein Vorhaben an, Verantwortung nicht nur für den Erhalt des Autonomen Zentrums im Bunker, sondern auch für die durch Wohnungsmangel geprägte Situation der Studierenden in der Stadt Aachen zu übernehmen.
Das Autonome Zentrum ist zu einer festen Institution in Aachen für viele Menschen geworden – sei es als Raum aktiver Mitgestaltung, sei es als Besucher_in. Gerade in Zeiten verfehlter Jugendarbeit, deren Folgen in vielerorts stattfindenden neo-faschistischen Übergriffen offenkundig sind, ist das Autonome Zentrum ein wichtiger Bestandteil sozialintegrativer Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen und ein Ort basisdemokratisch organisierten Engagements. Die Stadt darf diese Arbeit nicht aufs Spiel setzen, indem sie das Autonome Zentrum einem privaten Investor überlässt. Es gilt, die von uns geschaffene und in unserer Region einzigartige, freie soziokulturelle Einrichtung Autonomes Zentrum zu erhalten – Aachen ohne Autonomes Zentrum ist kein Kompromiss, sondern eine inakzeptable Perspektive.
Das nächste Treffen mit Vertreter_innen des Vereins, der Stadt Aachen und der IPEM AG findet am 28.09.2012 statt.
Mit freundlichen Grüßen,
Freunde unabhängiger Kultur in Aachen e.V., Autonomes Zentrum Aachen
Pressemitteilung des Autonomen Zentrums Aachen, 4. September 2012