NPD kommt in Ulm nicht zum Ziel

Erstveröffentlicht: 
30.07.2012

Ulm.  Mehrere hundert Demonstranten haben gestern Nachmittag eine Kundgebung der NPD auf dem Kornhausplatz verhindert. Polizei und Stadt agierten umsichtig und vertrieben die Rechtsextremen in die Au.

 

Sie kamen gar nicht erst an ihr Ziel: Eine Sitzblockade am Ende der Hoheschulgasse und damit am Eingang zum Kornhausplatz stoppte am Montagnachmittag den NDP-Lastwagen, mit dem die rechtsextreme Partei derzeit auf ihrer Deutschland-Tour Stimmung gegen den Euro und gegen Ausländer macht. Die Partei hatte die Kundgebung gerichtlich durchgesetzt, nachdem die Stadt Ulm diese zunächst verboten hatte.

 

„Ich hoffe, dass bald ein Verbot dieser Partei kommt“, sagte Oberbürgermeister Ivo Gönner, der trotz seines Privaturlaubs vor Ort war und sich freute, dass so viele „friedlich dagegenstehen“. Die Stadt hatte die Kundgebung auch deshalb untersagt, weil es bei öffentlichen Auftritten der NPD immer wieder zu Straftaten und Krawallen komme. Der OB sagte aber auch klar, dass die Ursache hierfür die NPD setze und Gegendemonstrationen „völlig berechtigt“ seien.

 

Die Stimmung gestern Nachmittag war schon früh aufgeheizt. Vom Gewerkschaftshaus waren gut 400 Gegendemonstranten durch die Stadt vor die Volkshochschule gezogen, wo Transparente mit Sprüchen hingen wie etwa „Nie wieder Nazis in der Stadt der Geschwister Scholl“. Als der „Flaggschiff“ genannte Lkw der NPD in die Gasse einbog, setzten sich gut 80 Personen auf den Boden, um die Weiterfahrt zu verhindern. Nach zwei Stunden hatten sie gewonnen, wenige Minuten nach 18 Uhr verkündete ein Sprecher der Polizei unter großem Jubel, dass die Kundgebung der NPD nicht stattfinden könne.

 

Mit Rufen wie „Nazis raus!“ schallte ihnen aus rund 400 Kehlen lautstarke Ablehnung entgegen. So viele waren dem Aufruf des Bündnisses Ulm gegen Rechts gefolgt, das übers Wochenende den Widerstand mobilisiert hatte. Sie setzten ein „lautstarkes und friedliches Zeichen“, sagte Maria Winkler, DGB-Chefin und Mitorganisatorin der Protest-Aktion. In der Sitzblockade waren auch zwei ehemalige Stadträte der Grünen zu finden. Zeitweise nahm der Protest humorvolle Züge an, als die Gegendemonstranten „Ihr könnt nach Hause fahren“ sangen oder den wenigen NPD-Angehörigen über Megafon große Lachsalven losließen.

 

Ein gellendes Konzert aus Trillerpfeifen, Vuvuzelas, Kompressor-Fanfaren, Tröten, Trommeln und Rätschen hielt mehr als zwei Stunden an und zeigte den aufrechten Willen der Ulmer gegen die Umtriebe der NPD. Vertreter von Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, Ausländerverbänden und viele andere Bürger aus Ulm und der Umgebung einten sich im Protest. „Haut ab! Haut ab!“-Rufe wurden immer wieder laut, ebenso wie „Wir wollen keine Nazischweine“ oder ein skandiertes „Ob Ost, ob West – wir wollen keine Nazi-Pest“. Der Protest blieb lautstark, hartnäckig – und friedlich.

 

„Die Innenstadt war für die NPD nicht möglich“, sagte Roland Häußler von den Bürgerdiensten. Einziger Wermutstropfen: Die Rechtsextremen bestanden auf einem Ausweichplatz, den die Stadt schließlich auf einem Parkplatz der Ulm-Messe in der Au fand.