Facebook-Party in Backnang - Polizei kündigt „härtere Gangart“ an

Erstveröffentlicht: 
26.07.2012

Backnang - Mehr als 3000 Personen sind offenbar nach wie vor entschlossen, das Verbot einer Massenfreiluftparty in Backnang zu ignorieren. So viele haben jedenfalls auf der Internetplattform Facebook ihr Kommen für Freitagabend im örtlichen Plattenwald angekündigt. Nachdem es bereits vor vier Wochen zu einem Aufeinandertreffen zwischen einem Großaufgebot von Ordnungskräften und zum Teil stark alkoholisierten Jugendlichen am Rande der vereinbarten Lokalität gekommen war, rüstet sich die Polizei nun, eine mögliche Folgeveranstaltung kompromissloser zu unterbinden.

 

Während man beim ersten Mal auf ein deeskalierendes Konzept gesetzt habe, sei nun eine „härtere Gangart“ erforderlich, heißt es seitens der Polizei. Der Grund für die Änderung des Einsatzverhaltens seien nicht nur die Erfahrungen vom 30. Juni, als am Ende Straftaten wie Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Beleidigungen und massive Verunreinigungen registriert wurden. Ankündigungen auf Facebook wie „Ich lass es Steine regnen“ oder „Dieses Mal ist Aldi dran“, ließen befürchten, dass es den Teilnehmern nicht um ein friedliches Feiern gehe.

 

Zusätzlich zu zahlreichen Polizeibeamten sollen am Freitag deshalb nun auch vier Bereitschaftsrichter im Dienst sein, „um gegenüber völlig uneinsichtigen Personen schnell und effektiv Entscheidungen zur Gewahrsamnahme treffen zu können“, wie es in einer Mitteilung der Polizei heißt. Auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft werde erreichbar sein, um etwaige Durchsuchungen und Beschlagnahmungen schnell durchführen zu können.

 

Schon im Vorfeld hat die Polizei versucht, ihre Androhung von Konsequenzen an die richtigen Adressen zu richten. Mehr als 130 „Zusager“ seien identifiziert, ein Großteil zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Schule von Beamten aufgesucht worden. Den Partywilligen wurden erkennungsdienstliche Maßnahmen, Platzverweise, Bußgelder und weitere Kosten, Jugendlichen eine Überstellung an ihre Eltern in Aussicht gestellt. Das bestätigen auch Eintragungen auf Facebook wie „Die Bullen waren gestern bei mir im Job. Gab Druck wegen meiner Facebookpartyanmeldung. Mein Meister hat mir den Arsch aufgerissen. Tierisch Stress.“ Gegen einen 17-Jährigen aus Murrhardt ist darüber hinaus ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, weil er die Polizei auf Facebook beleidigt haben soll. Sein Handy wurde beschlagnahmt, und er muss mit einer Anzeige rechnen. Wie berichtet, ist bereits in der vergangenen Woche ein 15-Jähriger als ursprünglicher Initiator der Folgeparty festgestellt worden. Sein Aufruf indes ist schon länger von einem bisher noch nicht identifizierten Nachfolger übernommen worden.

 

Ebenfalls noch nicht gefasst hat die Polizei den Initiator der ersten verbotenen Party im Plattenwald. Ihm wollen die Stadt und die Ordnungshüter die Kosten für den Großeinsatz, der mit 140 000 Euro beziffert wird, in Rechnung stellen. Eine neunköpfige Ermittlungsgruppe arbeite nach wie vor an dem Fall, betont die Polizei.

 

Dessen unbeeindruckt scheint die anonyme Projekt-X-Party-Propaganda für den Plattenwald in Facebook nicht zu stoppen zu sein: „Die Party findet statt am 27.07 – Backnang Hauptbahnhof Treffpunkt 18:00 Weiter sagen! FUCK THE COPS!“. Die Waiblinger Polizeidirektion, die anlässlich des erneuten Partyaufrufs eine eigene Seite (facebook.com/polizeidirektionwaiblingen) eingerichtet hat, muss sich mit kleineren Facebook-Erfolgen trösten: Immerhin haben dort bis Donnerstagabend 156 neue „Freunde“ einen erhobenen Daumen – „gefällt mir“ – angeklickt.