BERLIN – Unbekannte haben in der Nacht zum Montag ein neu eröffnetes Hotel in Friedrichshain attackiert. Die Vermummten warfen zunächst Scheiben im Erdgeschoss in der Holteistraße ein. Danach kippten sie mehrere Eimer mit Teerfarbe gegen Fenster und Wand.
Sie kamen mitten in der Nacht. Kurz nach 2 Uhr war es mit der Ruhe vorbei im Haus an der Boxhagener Straße 83. „Es war ein Geräusch wie mehrere Explosionen gleichzeitig. Unsere Mitarbeiter dachten, Krieg sei ausgebrochen“, sagt Alexandra Müller-Benz. Sie ist die Chefin des Almodóvar Hotels in Friedrichshain. Auf das Hotel, das erst in der vorigen Woche eröffnet wurde, gab es in der Nacht zu Montag einen Anschlag. Mitarbeiter berichten von bis zu acht Vermummten, die mit einem Vorschlaghammer und Feuerlöschern Fenster attackierten und die Fassade mit schwarzer Farbe beschmierten. „Durch ein angekipptes Fenster wurde auch ein Eimer mit Teer in die Lobby gekippt“, so die Chefin.
Am Tag danach ist man noch immer fassungslos. Die hell verputzte Fassade mit den künstlerisch gestalteten Graffiti-Porträts ist großflächig verunstaltet, fast alle Fenster zur Holteistraße sind zersplittert, die Eingangstür ist demoliert, 15 Fahrräder, die am Haus abgestellt waren, sind beschädigt. Wieso diese Gewalt, diese Feindseligkeit, fragt man sich im Hotel. Vor allem, weil es sich nicht um ein „normales“ Touristenhotel handelt: Das Almodóvar, das nach dem spanischen Regisseur und Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar benannt wurde, ist das erste Hotel der Berliner Campus Naturalis GmbH.
Das Unternehmen ist in der Weiterbildung für Gesundheits- und Therapieberufe tätig. Altenpfleger und Sozialtherapeuten werden dort geschult. An insgesamt vier solcher Zentren – in Hamburg, München, Frankfurt am Main und Berlin – werden mehr als tausend Menschen ausgebildet. „Das Hotel ist eine Ergänzung für uns, dort wohnen auch Schulungsteilnehmer“, sagt Müller-Benz. Extra für diese gibt es einen Konferenzbereich und Seminarräume. Aber natürlich wohnen dort auch Berlin-Touristen, das Haus hat 60 Zimmer, vier Suiten, zwei Appartements und eine Penthousesuite. Im Herbst soll noch ein Wellnessbereich dazu kommen.
Wer die Attacke auf das Hotel verübt hat, das sich Bio-Hotel nennt und ausschließlich auf vegetarische Küche setzt, ist noch völlig unklar. Bei der Polizei weiß man nur, dass mehrere Personen nach dem Anschlag in Richtung Holteistraße flüchteten. Bekennerschreiben gebe es keine. Weil ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.
Alexandra Müller-Benz will niemanden beschuldigen. Aber sie berichtet von Problemen bei der Planung ihres Hotels. „Wir haben auf einer Kriegsbrache gebaut, auf der ein Gebrauchtwagenhandel war.“ Und knapp ein Dutzend alter Pappeln, die für den Neubau weg mussten. Um die Bäume habe es Diskussionen mit Kiez-Initiativen gegeben. „Gutachten hatten aber ergeben, dass die Pappeln von Schädlingen befallen waren und ohnehin hätten gefällt werden müssen“, sagt Müller-Benz. Das Unternehmen habe natürlich Ausgleichszahlungen für neue Bäume geleistet. Wann und wo diese gepflanzt werden, bestimmt das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.
