Brandstifter zünden Autos von Graffiti-Reinigungsfirma an

Erstveröffentlicht: 
17.04.2012

Offenbar ist eine Graffiti-Reinigungsfirma ins Visier der Autobrandstifter geraten. Der Chef vermutet einen Zusammenhang mit dem 1. Mai.

 

Sie sind bunt. Manche sehen darin eine Kunst. Für viele sind sie aber einfach nur ärgerlich: Graffitis. Gerald Schramm verdient mit ihnen seinen Lebensunterhalt. Mit seiner Firma „Graffiti Frei“ hat er sich darauf spezialisiert, beschmierte Hausfassaden, bemalte Brückenpfeiler oder angesprühte S-Bahn-Wagen zu reinigen. Seine Dienstleistungen bewirbt er auf seiner Homepage mit einem lockeren Spruch: „Graffiti Frei - und der Ärger hat ein Ende.“ Doch damit lockt er nicht nur Auftraggeber an, sondern auch Gegner.     

 

In der Nacht zu Montag haben Brandstifter auf Schramms Firmengelände die halbe Fahrzeugflotte angezündet. Laut Polizeiangaben entdeckten die Mitarbeiter einer Wachschutzfirma gegen 1.50 Uhr auf dem Gelände an der Köpenicker Straße das Feuer. Trotz eines Feuerwehreinsatzes brannten vier von acht Firmenfahrzeugen komplett aus.     

 

Geschäftsführer Schramm glaubt dabei nicht an einen Zufall. „Ich denke, dass das Feuer mit dem 1. Mai zusammenhängt“, sagt er.

 

Seit 1999 entfernen seine zehn Mitarbeiter auf Kundenwunsch jegliche Farbschmierereien innerhalb von 24 Stunden - egal ob in Mitte, Hellersdorf oder eben Kreuzberg, wo seit 1987 oftmals die traditionellen Mai-Kundgebungen der linken Szene stattfinden und wo es seit dem häufig zu Ausschreitungen mit der Polizei kommt.     

 

„Vor einiger Zeit gab es schon einmal kleine Ärgernisse mit der Antifa“, berichtet Schramm. Es komme halt nicht gut an, wenn seine Firma die linken Parolen wieder verschwinden lasse. Er habe aber keine Beweise. Es sei nur eine Vermutung.       

 

Polizei schließt politische Tat nicht aus  

 

Die Ermittler der Polizei sehen das ähnlich. Es lägen bislang keine genauen Erkenntnisse über die Hintergründe der Attacke vor, sagte eine Polizeisprecherin. Dass ein Zusammenhang zwischen dem Brandanschlag und dem 1. Mai bestehe, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden. Die Ermittlungen gingen in alle Richtungen. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt prüfe derzeit, ob es sich um eine politische Tat handelt.     

 

Seit Jahren kämpft die Berliner Polizei mit Autobrandstiftungen. Allein 2011 brannten in der Hauptstadt mehr als 700 Fahrzeuge nieder. Neben Einzeltätern und jugendlichen Trittbrettfahrern sollen auch gewaltbereite Mitglieder der linken Szene für die Taten verantwortlich sein.     

 

Trotz der neuen Attacke will sich Schramm nicht kleinkriegen lassen. Zwar falle seine halbe Fahrzeugflotte aus. „Aber wir können den Ausfall sicherlich irgendwie kompensieren“, sagt der Geschäftsführer. Die beschädigten Fahrzeuge seien schließlich versichert gewesen, die Details müsse er noch mit der Versicherung klären. Aber in der Zwischenzeit werde man sich Ersatzfahrzeuge organisieren.     

 

Schließlich erwartet Schramm in nächster Zeit viel Arbeit. Die Ereignisse um den 1. Mai bescheren auch seiner Firma einen Großkampftag. Wenn die Demonstranten abziehen, bleiben häufig neue Graffitis an den Hauswänden in Kreuzberg zurück. Rund um den Feiertag hat Schramm deshalb vorsorglich einen Notrufdienst eingerichtet.