Polizeiakademie Freiburg wird zur Befehlsstelle für den Natogipfel

Bullen-Akademie
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Erstveröffentlicht: 
26.02.2009

Seit Mitte Dezember steht der Lehrbetrieb der baden-württembergischen Polizeiakademie still. Während des Nato-Gipfels am 3. und 4. April in Baden-Baden, Kehl und Straßburg wird hier der gesamte Polizeieinsatz koordiniert.

 

Seit Mitte Dezember steht der Lehrbetrieb in der baden-württembergischen Polizeiakademie an der Müllheimer Straße still. Der Grund: Während des Nato-Gipfels am 3. und 4. April in Baden-Baden, Kehl und Straßburg ist dort die Befehlsstelle für den gesamten Polizeieinsatz untergebracht. Die Vorbereitungen laufen seit Monaten. Dass in der Akademie demnächst Wichtiges vor sich gehen wird, belegt auch der imposante neue Gitterzaun rund um das gesamte Areal.
Auf diesen 960 Meter langen Zaun und auch dahinter sind zusätzlich noch messerscharfe Nato-Drahtrollen montiert worden. Gewaltbereite Gipfelgegner dürften es da schwer haben, einzudringen. Details über die Sicherheitsvorkehrungen will bei der Polizei allerdings niemand verraten. Nur so viel sagt Karl-Heinz Schmid, einer der Pressesprecher aus dem Freiburger Gipfelstab: "Seien Sie sicher, das Areal ist geschützt." Teilweise wird das Gelände nach außen auch noch durch Sichtschutzwände abgeschirmt - so kann kein Passant entlang der Lörracher Straße sehen, wer die 800 Quadratmeter große Sporthalle der Akademie betritt. In der ist das Herz der Befehlsstelle untergebracht. Von dort aus werden Südbadens Polizeipräsident Bernhard Rotzinger und sein Stab den gesamten Polizeieinsatz - bereit stehen 14600 Beamte - während des Nato-Gipfels leiten.

 

An Fitnessübungen ist in der Sporthalle in diesen Tagen nicht zu denken. Der Boden ist mit grauem Büroteppich ausgelegt. In der Mitte der Halle steht bereits der Arbeitsplatz von Einsatzchef Rotzinger, rechts daneben der seines Stellvertreters Detlef Werner und drumherum die Schreibtische von rund 80 Polizisten.

 

Die große Fensterfront ist mit grauen Vorhängen zugehängt. Vor ihnen werden demnächst drei zwei mal drei Meter große Leinwände aufgestellt. Auf ihnen bekommt Einsatzchef Rotzinger mit seinem Stab eine Auswahl von dem zu sehen, was im Einsatzgebiet gerade passiert. Die Übertragung der Bilder sei technisch eine der härtesten Nüsse, die es zu knacken gilt, sagt Kriminalhauptkommissar Roland Herzberger, der dafür zuständig ist, dass die Akademie technisch und baulich gipfeltauglich ist. Gestern wurden in der Halle die ersten 40 von 80 Computern installiert. Insgesamt, rechnet Herzberger vor, werden für den Nato-Gipfel in der Akademie 500 Telefone, 450 Computer und bis zu 100 Beamer benötigt.

 

Dass die oberste Einsatzleitung sich so weit weg von den Gipfel-Schauplätzen befindet, sei angesichts der heutigen Kommunikationstechnik kein Problem, findet Herzberger: "Es ist egal, ob die Einsatzleitung 50, 100 oder nur ein Kilometer entfernt ist."

 

Seit November wird die Akademie aufgerüstet. Das bedeutet einen enormen logistischen und technischen Aufwand. Pressesprecher Schmid spricht von einer "gewaltigen Herausforderung". Da die Stromversorgung nur auf den gewöhnlichen Akademiebetrieb ausgerichtet ist, mussten dickere Leitungen verlegt werden. Zwei Generatoren sorgen dafür, dass bei einem Stromausfall die Monitore nicht schwarz werden. Was das alles kostet, kann das Innenministerium noch nicht sagen; von einem siebenstelligen Betrag ist aber auszugehen. Ministeriumssprecherin Alice Loyson-Siemering betont, dass die technischen Geräte entweder nur für den Gipfel angemietet seien oder später von der Polizei weiter genutzt werden können.

 

Insgesamt werden an den Gipfeltagen in der Akademie mehr als 400 Polizisten in Schichten arbeiten.

 

In der letzten Märzwoche beginnt in der Akademie die heiße Phase, dann wird es voll in den Gebäuden. Fünf Wochen vor Gipfelbeginn ist die Akademie noch nicht fertig ausgestattet. Es braucht noch Fantasie, aber wenn alles fertig eingerichtet ist, wird einen die Sporthalle an eine Kommandozentrale erinnern, wie man sie aus Katastrophenfilmen kennt.

 

Nato-Gipfel-Hotline: Tel. 01805/628609; Internet: http://www.polizei-natogipfel2009.de