0,32 Millisievert amtlich prognostiziert - Gorleben-Grenzwert wäre damit überschritten

Geigerzähler

Die Diskussion über erhöhte Strahlenwerte am Zwischenlager Gorleben wird erneut befeuert. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat mit seinen Messungen aus dem ers-ten Halbjahr einen Wert für 2011 prognostiziert, mit dem der Grenzwert bereits überschritten würde. Das geht aus dem Protokoll einer Umweltausschuss-Sitzung im Landtag hervor. Der Grenzwert für die zusätzliche Jahresdosis liegt bekanntlich bei 0,3 Millisievert pro Jahr. Bisher hatte das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) immer nur den warnenden Prognose-Wert von 0,27 nach außen kommuniziert. In dem Protokoll ist jedoch ganz klar der Prognose-Wert 0,32 genannt.


Er setzt sich zusammen aus der Netto-Neutronendosis von 0,22 Millisievert und der Netto-Gammadosis von 0,10 Millisievert. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) hat kürzlich ebenfalls im Auftrag des NMU in Gorleben gemessen und kam auf einen Prognose-Wert von insgesamt 0,21 Millisievert.

Die PTB hatte allerdings einen höheren Wert an natürlicher Hintergrund-Strahlung abgezogen: 0,63 Millisievert statt 0,51, die der NLWKN in Abzug gebracht hat.

 

Jetzt warten alle auf die Messungen und Berechnungen des zusätzlich beauftragten TÜV.


Der umweltpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Kurt Herzog, hatte den NLWKN-Wert von 0,32 Millisievert bereits am 9. September auf einer öffentlichen Veranstaltung in Dannenberg genannt (EJZ berichtete). Er warnt jetzt vor diesem Hintergrund vor den Planungen für eine neue Konditionierungsanlage in Gorleben.

 

Die dort tätige Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) will eine zusätzlichen Verpackungsanlage für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll bauen, der im Fasslager aufbewahrt wird (EJZ berichtete). Dieser Atommüll soll in der neuen Anlage für das Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter konditioniert werden.

Kurt Herzog kritisiert an den Planungen: »Im Zusammenhang mit den überschrittenen Grenzwerten am Zwischenlager Gorleben entsteht eine veränderte Situation». Denn der Grenzwert von 0,30 Millisievert pro Jahr beziehe sich auf alle Atomanlagen in Gorleben. Dazu gehöre neben der Pilotkonditionierungsanlage für die hochradioaktiven Abfälle auch eine solche neue Verpackungsanlage.

 

Mit Blick auf den vom NLWKN prognostizierten Strahlenmesswert von 0,32 Millisievert meint der Linken-Politiker: »Damit ist klar, dass zusätzlich Freisetzungen aus den Konditionierungsanlagen den gültigen Genehmigungen widersprechen würden». Herzog fordert deshalb: »Der ganze Murks gehört jetzt transparent auf den Prüfstand. Es muss Schluss sein mit der Geheimniskrämerei. Dazu gehört auch die unter Verschluss gehaltene geheime Staatssache des Umstellens der Castor-Behälter in der Halle. Die Menschen im Wendland sind nicht bereit, diese Zustände hinzunehmen. Das zeigen auch die frischen Beschlüsse gegen die Grenzwert-Überschreitungen und für eine Absage des geplanten CastorTransportes im November, die in diversen Räten und im Kreistag vielfach mit den Abgeordneten der CDU gefasst wurden.»

Unterdessen erweist sich der erste Anlauf für einen Gorleben-Dialog des Bundesumweltminis-teriums (BMU) im Internet als Flop. Seit drei Wochen will das BMU dort über Gasvorkommen im Zusammenhang mit dem Endlager-Projekt Gorleben diskutieren. Bisher gibt es erst 15 Kontakte - allein sieben davon gehen auf ein und denselben Internet-Nutzer zurück.