Break the silence! Haltestellen Umbennenung in Bonn

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Heute wurden in Bonn-Kessenich mehrere Bahn Haltestellen umbenannt. Sie tragen jetzt die Namen von Menschen, die aus rassistischen bzw. sozialdarwinistischen Motiven umgebracht wurden.


Auf dem Blog: www.erinnern.blogsport.de, ist eine kurze Erklärung zu dieser Aktion und den Personen, nach denen die Haltestellen neu benannt wurden, zu finden. Zwar steht dort nicht viel mehr, als dass mensch damit auf die, oft vergessenen, Opfer rechter Gewalt aufmerksam machen will, doch das Ganze ist auch ohne eine Erklärung aussagekräftig.
Im Bezug auf den aufgewärmten Extremismus-Quatsch, wird durch die Sichtbarmachung der Opfer rechter Gewalt, und die Grausamkeit die diesen Taten zugrunde liegt, deutlich, dass die Gleichsetzung von „links- und rechts Extremismus“ in der Realität nicht zutrifft. Die Motive aber auch ganz konkret die Form der gezählten Straf- und Gewalttaten unterscheiden sich sehr deutlich und machen den direkten Vergleich von nackten Zahlen zu einer Farce. So werden u.U. Morde, wie auf dem oben genannten Blog beschrieben, mit  strafbaren Handlungen auf Demonstrationen (Widerstand gegen die Staatsgewalt u.ä.) verglichen.
Gerade im Vorfeld der „nationalen Einheitsfeiern“, die dieses Jahr in Bonn statt finden, ist es sehr zu begrüßen, wenn an der Fassade der deutschen Glückseligkeit gerüttelt wird. Mit dem diesjährigen Motto:“Freiheit, Einheit, Freude“ wird versucht ein positives Bild der „deutschen Gesellschaft“ zu malen, wie es eigentlich nicht existiert.
„Anpassungsdruck, rassistische Ausgrenzung, Antidepressiva“ wäre sicherlich nicht halb so einladend, aber weitaus ehrlicher.
Über 130 Morde mit rechtem Hintergrund allein seit der Wiedervereinigung, führen eindringlich vor Augen, dass dieses Großereignis des „deutschen Wiedererwachens“ nicht zu feiern ist. Denn diese Gewalttaten können nur erwachsen, aus einer Gesellschaft, in der sich von „Der Linken“, über Sarrazin, bis hin zur NPD alle einig sind in einem positiven Bezug aufs Vaterland.

Das Schweigen zu brechen heißt auch, das Feiern zu stören!

 

 

 

Alberto Adriano

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Der 39-jährige Mosambikaner Alberto Adriano wird am 11. Juni 2000 in Dessau von drei Nazi-Skinheads schwer misshandelt und stirbt am 14. Juni 2010. Das Oberlandesgericht Halle verurteilt den 24-jährigen Enrico H. am 30. September 2000 zu lebenslanger Haft. Der 16-jährige Christian R. und der gleichaltrige Frank M. erhalten eine Haftstrafe von jeweils neun Jahren. Frank M. sagt während der Verhandlung: „Ich hab den Neger getreten, weil ich ihn hasse.“ Das Oberlandesgericht stellt fest: „Rechtsextreme Straftäter sind überdurchschnittlich gewaltbereit.“

Andreas Pietrzak

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In der Nacht zum 6. Mai 2006 tötet ein junger Neonazi im bayerischen Plattling einen 41-jährigen Obdachlosen Andreas Pietrzak. Nachdem der 19-Jährige erst mit dem Opfer getrunken hat, schlägt er mit einem Holzpflock auf ihn ein und tritt dann mit seinen Springerstiefeln auf den Kopf des wehrlosen Mannes. Anschließend beraubt er den Bewusstlosen, übergießt ihn mit Spiritus und zündet ihn an. Ein Bekannter habe vor der Tat gesagt, „dass man dem Polen eine Abreibung verpassen müsse“, gibt der Angeklagte vor Gericht zu. Das Opfer hatte die deutsche und polnische Staatsbürgerschaft. Schon früher hatte der Mörder Pietrzak gemeinsam mit einem Bekannten misshandelt. Obwohl im Urteil die „ausländerfeindliche Gesinnung“ des Täters ausdrücklich festgestellt wird, sieht der Richter darin nicht das führende Motiv für die Tat. Der Angreifer wird im Mai 2007 vom Landgericht Deggendorf zu neun Jahren Jugendstrafe wegen Raubmordes verurteilt.

Enrico Schreiber

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Drei rechte Skinheads misshandeln in der Nacht zum 29. März 2003 in Frankfurt (Oder) den ehemaligen Punk Enrico Schreiber (25) so schwer, dass er wenige Stunden später in einem Krankenhaus stirbt. Während der mehr als zweistündigen Folter in einer Plattenbauwohnung springt ein Täter, Stephan B. (20), auf Schreiber herum, schlägt ihn mit einer Metallstange und versetzt ihm Messerstiche in ein Bein. Die Brüder Marco S. (26) und Daniel S. (21) prügeln mit. Am Ende der Tortur stehlen die Schläger noch eine Playstation, Schreibers Handy und sein Bargeld. Im Prozess berichten mehrere Zeugen, die Skinheads hätten nach der Tat geäußert, „es war ja nur ein Punk“. Das Landgericht Frankfurt (Oder) wertet den Gewaltexzess als Mord und verurteilt im Dezember 2003 Marco S. zu zwölf Jahren Haft, Bruder Daniel erhält sieben Jahre Jugendstrafe, bei Stephan B. sind es acht Jahre. Das Gericht sieht keine Anzeichen für eine rechte Straftat, betont aber, dass die Gesinnung der Täter „nicht zu übersehen war“.

Karl Sidon

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Am 18. Januar 1993 geraten fünf Jugendliche im thüringischen Arnstadt mit dem Parkwächter Karl Sidon in Streit. Die der „Babyskin-Szene“ zugehörigen Jugendlichen verprügeln den 45-Jährigen, mit dem sie mehrfach Auseinandersetzungen gehabt hatten. Anschließend schleifen sie ihr regloses Opfer auf die viel befahrene Bahnhofstraße. Mehrere Autos überrollen den Mann. Im Krankenhaus erliegt er seinen Verletzungen. Zwei der Jugendlichen, 15 und 16 Jahre alt, verurteilt das Erfurter Bezirksgericht im August 1993 zu drei Jahren und neun Monaten Haft.