Die Lage für das Kommando Rhino wird ernst: Die Wagenburg muss das Eingangsgelände zum Freiburger Stadtteil Vauban bis 31. Juli räumen. Jetzt gibt es in dem Konflikt zwei Bewegungen im Quartier – eine pro, eine contra Rhino. Gleichzeitig wird das autonome Zentrum KTS Thema auf höchster Ebene im Rathaus: Die Bürgermeister beraten am Dienstag wegen einer Abmahnung und Beschwerden.
Ein Runder Tisch will den Rhinos helfen, einen neuen Platz zu finden.
Die Zeit drängt. Die Runde hat OB Salomon eingeladen, seine Referentin
Annette Schubert aber hat abgesagt: Alle Optionen seien ausgelotet. Der
Gemeinderat hat 1996 beschlossen, dass es keine neuen Wagenburgplätze
auf städtischem Gelände gibt, sagt das Rathaus. Man habe mehrfach mit
Rhino gesprochen und will das am 5. Juli wieder tun. Man habe guten
Willen gezeigt und, weil Wagen im Weg standen, für Bauvorbereitungen
20.000 Euro mehr ausgegeben. Ab August wird auf dem Gelände ein Wohn-
und Geschäftshaus mit integrativem Hotel gebaut.
Beschluss hin, alternatives Wohnen her: "Das ist eine gesellschaftliche
Entwicklung, und der wollen wir uns stellen", so Patricia de Santiago
von der Quartiersarbeit. Deren Beirat hat den Runden Tisch initiiert und
gibt an, einen großen Teil der Bewohner zu repräsentieren. "Wir wollen
Möglichkeiten diskutieren, dieser Lebensform Raum zu geben." Vauban habe
mit Wagenburgen angefangen. Die Unterstützung soll vom Widerstand gegen
die geplante Bebauung auf dem M1-Gelände getrennt werden.
Die CDU in Vauban ärgert sich über Rhino. Der Ortsverband ist mit fünf
Mitgliedern der kleinste der Nation, meint aber, für die meisten
Bewohner zu sprechen. Die Rhinos sollen abziehen, sagt CDU-Chef Martin
Braun. Anfangs, meint er, wollten sie Baupläne verhindern, bald nur noch
bleiben. City-, Natur- und Tramanschluss, "solche Annehmlichkeiten
kosten Geld, die Wagenburgbewohner haben das zum Nulltarif". Die Stadt
dürfe kein Ersatzgelände zur Verfügung stellen. Es gebe bereits Flächen
für Wagenburgen. Und Angebot schaffe Nachfrage.
Die Nachfrage ist da, sagt Rhinosprecher Hans, das Angebot hinkt
hinterher. "Bei den Schattenparkern ist es überfüllt." Der Beweis für
beide Seiten: Eine neue Wagenburg versucht derzeit, sich in Freiburg
niederzulassen. Die gut 30 Rhinos aber wissen nicht, wohin: "Wenn die
Stadt einen Alternativstandort bietet, lässt sich auf jeden Fall neu
verhandeln." Konfrontation hält Hans für relativ aussichtslos, aber
einfach gehen würden sie nicht. "Wir werden uns was Lustiges einfallen
lassen." Derweil gebe es erste Zusagen für Nullzinskredite, um M1 zu
kaufen – doch das steht nicht zum Verkauf. "Nur Show", meint Braun, "wie
das Angebot, den Platz zu mieten, es gibt ja auch andernorts einen
Vertrag, aber es wird keine Miete bezahlt." Er meint die KTS.
Dort gab es eine Abmahnung: Die Stadt, die das Gebäude an der Basler
Straße für das autonome Zentrum mietet, hat Post von der Bahn bekommen.
Die Vermieterin beklagt, dass KTS-Gäste den Bahndamm als Zugang nutzen.
"In Sachen Sicherheit hat die Bahn keine Toleranz", erklärt
Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach. Zudem geht es um Scherben auf
dem Gelände. Die KTS sagt, sie hat Bauzäune aufgestellt, um das Betreten
des Damms zu verhindern, was die Bahn aber ebenfalls beanstandet habe.
Sie findet eine Abmahnung nicht gerechtfertigt. Derweil hat die
Stadtverwaltung das Gelände sauber machen lassen. Die einmalige Aktion
hat 2500 Euro gekostet.
"Die Abmahnung darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen", sagt
Kirchbach. 2004 hatte die Bahn den Vertrag bereits einmal gekündigt, es
gab eine Räumungsklage, dann aber eine Einigung. Die KTS bemüht sich,
meint Kirchbach. Am Dienstag tagt die Dezernentenrunde. "Neben der
politischen Linie geht es darum, wer welche Gespräche führt." Etwa mit
der CDU. Nachdem sich KTS-Nachbarn beschwert hatten, der Bürgerverein
von "rechtsfreiem Raum" sprach und wogegen sich die KTS verwehrt, fragte
die CDU an, ob die Stadt den Zuschuss von 90.000 Euro im Jahr kürzen
kann.