Wie ein Quartier verändert wird

Erstveröffentlicht: 
23.04.2011

Rund um die Langemarckstraße wächst die Unzufriedenheit.

 

WIEHRE. Es tut sich viel im Quartier westlich der Merzhauser Straße – und das sorgt für Unmut. 2005 hatte die Südwestdeutsche Bauunion die meisten der 120 Wohneinheiten gekauft, verwaltet werden sie von ihrem Partner Sauer Immobilien. Bei einigen Bewohnerinnen und Bewohnern wächst nun die Wut – erst recht, weil das Immobilienunternehmen für die Umgestaltung der Außenanlagen keine Bauanträge eingereicht hatte. Welche Konsequenzen hat das? Das Baurechtsamt prüft noch – und nimmt bis zum Abschluss des Verfahrens dazu keine Stellung.

 

Die grüne Wiese ist ungefähr um die Hälfte geschrumpft, vom Spielplatz ist nicht viel mehr als eine Rutsche übrig – aber es gibt nun reichlich Platz für Autos. So beschreibt Quartiersarbeiter Sebastian Klus das, was alle sehen. Die Bewohnerinitiative hatte zu einem Rundgang eingeladen, gekommen ist auch Uwe Kleiner, der Geschäftsführer der Südwestdeutschen Bauunion. Er steht mit einem Dauerlächeln mittendrin, mischt sich oft ein, genießt offensichtlich die Aufmerksamkeit.

Seine Aussagen sind klar: Langfristig soll die Hälfte der Wohnungen verkauft werden, bei der Umgestaltung richtet sich sein Unternehmen nach den Wünschen der Käufer, nicht nach den Mietern. Für die Eigentümer im Erdgeschoss entstehen Gärten, darum sieht Uwe Kleiner kein Problem darin, dass die Gemeinschaftswiesen geschrumpft sind. Statt dort könnten die Kinder bald in den Gärten spielen – die allerdings gehören dann nur noch einigen, nicht mehr allen. Auch die Balkone sind nicht für alle da: Viele sind vergittert, obwohl die Wohnungen nicht leer stehen. Dort wohnen Mieter, die Konflikte mit der Südwestdeutschen Bauunion haben. Geöffnet wird erst, wenn alles bereinigt ist.

 

Doch viele Auseinandersetzungen haben noch nicht einmal begonnen. Zurzeit läuft noch die Frist, in der die Mieter ihren erhöhten Mieten zustimmen sollen. Viele werden sich weigern, vermutet Sebastian Klus. Er erwähnt ein Beispiel, bei dem die Miete um 37 Prozent steigen soll. Einige Punkte der Begründungen – die sich auf die Sanierungen und den Mietspiegel berufen – sind strittig.

"Das hätte kein Schwein interessiert, wenn es nicht zur Stadt gelangt wäre"


Für Uwe Kleiner ist klar: "Der Mietpreis liegt hier nicht mehr bei sechs Euro pro Quadratmeter." Er will sieben bis acht Euro haben, bei privaten Kapitalanlegern, die sanierte Wohnungen vermieten, könne der Preis auf bis zu 9,50 Euro klettern. Das gebe der Freiburger Wohnungsmarkt nun mal her: "Ich stehe dazu, dass ich von der Wohnungsknappheit profitiere." Was aber wird aus den Geringverdienern und Hartz-IV-Beziehern, den großen Familien und WGs, die sich die Mieten nicht leisten und erst recht keine Wohnung zu einem Quadratmeterpreis zwischen 2000 und 2500 Euro kaufen können?

"Es tut uns weh, wenn Menschen, die viel arbeiten, aber wenig verdienen, wegziehen müssen, obwohl wir enge Kontakte untereinander haben", bringt es eine Frau auf den Punkt. Auf das ständige Nachbohren seiner Kritiker gibt Uwe Kleiner zu verstehen, dass er sich dafür nicht zuständig fühlt. Und räumt ein: "Es gibt Sonderfälle, bei denen es nicht geht, dass sie bleiben, zum Beispiel, weil die Arge sich restriktiv verhält." Zu diesen "Sonderfällen", die mit Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld leben, sagt er später auf BZ-Nachfrage, gehören nach seiner Einschätzung etwa zwei Drittel der derzeitigen Mieter.

Dass die Umgestaltung der Außenanlagen ohne amtliche Genehmigung lief, hält er für kein großes Problem: "Das hätte kein Schwein interessiert, wenn es nicht über die Bewohnerinitiative zur Stadtverwaltung gelangt wäre." Er könne sofort drei Beispiele nennen, bei denen so etwas nie aufgekommen sei. Er habe es schlicht und einfach vergessen, die Anträge rechtzeitig zu stellen.

Nun werden sie nachträglich geprüft – "aber alles ist genehmigungsfähig", glaubt Uwe Kleiner. Das betrifft seiner Meinung nach auch die besonders umstrittene Verkleinerung der Spielplätze, für die nicht die aktuellen Mindestflächen gelten würden, sondern diejenigen, die bei der Entstehung der Spielplätze gültig gewesen seien.