Münster: Grawertstraße geräumt

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Gestern morgen um neun Uhr wurde das soziale Wohnprojekt in der Grawertstraße 34 in Münster von der Polizei geräumt. Nach fast drei Wochen, in denen viele Menschen vorbei kamen und sich über die Belebung der Straße freuten, hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Grawertstraße nun polizeilich räumen lassen. Die Bewohner_innen sind entäuscht und wütend, dass gerade jetzt, wo Verhandlungen mit der Stadt Münster, welche die Gebäude kaufen wollte, begonnen hatte, die Polizei hinzugezogen wurde. Mit dem Rausschmiss ist die Diskussion um die Grawertstraße jedoch nicht beendet, nach der Freigabe durch die britischen Streitkräfte, die bereits erreicht wurde, ist noch viel möglich.

 

Räumung

 

Zum Zeitpunkt der Räumung befanden sich drei Personen im Haus, alle wurden erkennungsdienstlich behandelt, aber bald danach wieder frei gelassen. Deutsche Polizei und britische Militärpolizei räumten das Haus leer, nun sieht die Straße wieder wie vorher völlig verlassen aus. Zu keinem Zeitpunkt trat die Besitzerin der Häuser, die BImA mit den Bewohner_innen in Kontakt, die Verhandlungsversuche gingen stets einseitig von den Bewohner_innen aus. Trotz der Unmöglichkeit einer sofortigen Nutzung bzw. eines Verkaufs (es gibt eine Kündigungsfrist von 90 Tagen durch die britischen Streitkräfte, welche die Häuser zur Nutzung hatten, aber nicht benutzten) reagierte die BImA nur mit Strafanzeigen und Polizei, ein Gespräch verweigerte sie sogar, als eine Delegation bei den Zuständigen in Dortmund auftauchte. Eine traurige Reaktion.

 

Demo nach der Räumung

 

Abends trafen sich dann Menschen am leeren Haus um ihre Wut zu bekunden. Um etwa 20 Uhr versammelten sich etwa 80 Menschen. Der Anblick der nun wieder leeren Wände und leeren Häuser war schwer, soviel erneuter Leerstand und bis auf Eigentumsrechte keine Begründung, warum wir gehen mussten. Kurz erzählten einige Menschen von dem Ablauf am Morgen und dann ging es hinter dem Transparent mit der Aufschrift „Ihr könnt die Blüten abschneiden, aber den Frühling nicht verhindern“ los – zunächst ohne Polizeibegleitung. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten ging es lautstark weiter mit „Miete verweigern, Kündiung ins Klo, Häuser besetzen sowieso“, irgendwann tauchte dann vorne und hinten Polizei auf, ohne jedoch groß zu stören. Weiter ging es über den Ring mit einem großen Stau hinter dem Demozug zum Polizeipräsidium, wo heute Vormittag die drei Geräumten erkennungsdienstlich behandelt wurden, Prognose „Wiederholungsgefahr“. Danach zogen die Menschen zur Grevener Straße, wo 2007 und 2009 jeweils Häuser geräumt und abgerissen wurden. Schließlich endeten die Demo nach Passieren der Frauenstraße 24, die nach zehn Jahren Tauziehen legalisiert wurde, vor dem Rathaus, aus dem die Politiker_innen nicht helfen wollten.

 

Wie weiter mit der Grawertstraße?

 

Nun steht die Grawertstraße weiter leer, was mit den Gebäuden geschehen soll, ist unklar. „Auch wenn wir nun nicht mehr vor Ort sind, werden uns doch weiterhin für die offene Beteiligung bei den Planungen zur Nutzung der Grawertstraße einsetzen.“, so ein Beteiligter. Nach ermutigenden Gesprächen mit verschiedenen kommunalen Vertretern freuen sich zahlreiche Menschen auf konstruktive Verhandlungen mit der Wohn+Stadtbau. Dort wünschen sie sich, dass das Gesamtkonzept von selbstbestimmtem Wohnen umgesetzt wird und sogleich der Aspekt des bezahlbaren Wohnraums für die gesamte Grawertstraße erhalten bleibt. Zu den wichtigsten Anliegen zählen ökologisches, integratives und generationenübergreifendes Wohnen und dass die Grawertstraße gemeinsam kreativ zu einer autofreien Siedlung umgestaltet wird.

 

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