Tauschgeschäft für Kleinrentner

Erstveröffentlicht: 
08.04.2011

Die Grünen-Fraktion fordert Ersatz für die Wohnungen in der Bach-Straße / SPD kritisiert Stadtbau.

 

Die Gemeinderatsfraktion von Die Grünen/Junges Freiburg fordert nach dem Ende der Besetzung der Johann-Sebastian-Bach-Straße 36, dass die städtische Wohnungsgesellschaft Freiburger Stadtbau (FSB) Ersatz für die 95 "Kleinrentner"-Wohnungen für Senioren mit niedriger Rente schafft, die im Herbst abgerissen und durch teurere Miet- und Eigentumswohnungen ersetzt werden. Für dieses "Kompensationsprojekt" solle die Heiliggeistspitalstiftung ein anderes Grundstück zur Verfügung stellen, am besten in räumlicher Nähe, so der Vorschlag der Grünen-Fraktion an Oberbürgermeister Dieter Salomon, der auch Vorsitzender des Stiftungsrats ist.

Die Heiliggeistspitalstiftung ist Grundstückseigentümerin der Wohnungen in der Bach-Straße und hatte bislang auf eine Erbpacht verzichtet, da die "Kleinrentner"-Wohnungen dem Stiftungszweck – der Altenhilfe – entsprachen, künftig will sie aber Erbpacht verlangen. Die Stiftungsverwaltung solle deshalb der FSB – sie ist Besitzerin der 95 Wohnungen – ein Grundstück zu Konditionen überlassen, die "den Bau geförderten Mietwohnraums in relevantem Umfang und in naher Zukunft ermöglichen". Die Grünen-Fraktion schlägt konkret auch Baugrundstücke zwischen der Rheintalbahn und der Zähringerstraße vor, die im Bereich des Bebauungsplanes Lameystraße liegen, von der Stiftungsverwaltung erworben und der Stadtbau zur Nutzung für geförderten Wohnraum zur Verfügung gestellt werden könnten.

 

Die Freiburger SPD hat in einer Pressemitteilung kritisiert, dass mit dem Abriss der Wohnungen "preiswerter Wohnraum vernichtet" werde. "Ausgerechnet in einem wohlhabenden Quartier wie Herdern fördert die städtische Wohnungsbaugesellschaft damit die soziale Entmischung." Dabei wäre die FSB ein Instrument, "um Segretionsentwicklungen entgegenzuwirken" und für eine soziale Vielfalt in den Quartieren zu sorgen.

Die Hausbesetzer wollten sich gestern nicht dazu äußern, warum sie – anders als bei früheren Hausbesetzungen – das besetzte Gebäude verlassen hatten, als die Polizei mit einem Großaufgebot am Mittwochmorgen das Gebäude räumen wollte. Sie deuteten an, dass Angst vor Repressionen eine Rolle gespielt habe. Die für günstigen Wohnraum kämpfenden Besetzer kündigten an, im Bereich der Bach-Straße weiter Präsenz zu zeigen.

Werbung