Verhöhnung von NS-Opfern: Christel Humme erschien als Zeugin vor Gericht

Erstveröffentlicht: 
01.04.2011

Prominenter Besuch zu einem traurigen Anlass: Im Prozess um die Verhöhnung von NS-Opfern ist die Wittener Bundestagsabgeordnete Christel Humme (SPD) am Freitag als Zeugin vor dem Bochumer Landgericht erschienen.

Von Jörn Hartwich

 

 

„Das ist für mich eine ungewohnte Situation“, sagte die Politikerin im Gespräch mit unserer Zeitung. „Da rede ich lieber im Bundestag.“ Doch der Fall lag ihr am Herzen. „Es ist eine schlimme Sache, wenn Opfer des Nationalsozialismus verhöhnt werden.“

Es war der 15. August 2009, als sie sich in Witten einer spontanen Demonstration gegen einen NPD-Wahlstand angeschlossen hatte. „Wir wollten deutlich machen, welcher politische Hintergrund da vertreten wird.“ Mehrere Teilnehmer verlasen die Namen von 246 Zwangsarbeitern, die unter der Nazi-Herrschaft gestorben sind. Auch Christel Humme hat sich als Vorleserin zur Verfügung gestellt.

Hohn und Verachtung

Es hatte damals allerdings nicht lange gedauert, bis die Veranstaltung von zwei NPD-Sympathisanten gestört wurde. „Sie haben in sehr höhnischer Weise reagiert“, sagte Humme im Zeugenstand. „Ihre Körpersprache war voller Hohn und Verachtung.“ Außerdem hätten beide gelacht.

In einem ersten Strafverfahren waren die beiden 28 Jahre alten Männer vom Wittener Amtsgericht bereits im Oktober 2010 verurteilt worden. Gegen einen wurde das Verfahren inzwischen eingestellt, der andere wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Genau dagegen wehrt er sich nun in der Berufungsverhandlung.

Ausgang weiter offen

Die Verteidigung hat am Freitag noch einmal versucht, eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen, doch dazu war die Staatsanwaltschaft nicht bereit. Vor allem, weil der Angeklagte bereits mehrfach vorbestraft ist. Ihn selbst scheint die Haft aber nicht besonders zu belasten. In den Verhandlungspausen unterhielt er sich lachend mit Zuschauern. Wie der Fall ausgeht, ist weiter offen. Die Richter warten noch immer auf eine Zeugin. Der Prozess wird Mitte April fortgesetzt.