Ein Verletzter bei Demo gegen NPD

Erstveröffentlicht: 
21.03.2011

Rund 200 Menschen demonstrierten am Samstag in Villingen gegen die Nationaldemokratische Partei Deutschland (NPD). Landesweit dazu aufgerufen und organisiert wurde die Demo vom „Aktionsbündnis gegen Rechts VS“, das sich vor kurzem in der Doppelstadt gegründet hat und der Linken Aktion Villingen-Schwenningen.

 

Etwa 200 Personen demonstrieren am Samstag gegen die NPD. Diese Aufnahme zeigt die Demonstranten des „Aktionsbündnisses gegen Rechts“ beim Start am Villinger Bahnhof.

Eine Sprecherin sagte, man habe mit mindestens 500 Personen gerechnet. Doch wohl aufgrund des schlechten Wetters fiel die Kundgebung deutlich kleiner als geplant aus.

Die Demonstration „Keine Stimme der NPD“ richtete sich neben der als menschenverachtend bezeichneten Politik der NPD im Allgemeinen insbesondere gegen den in Villingen-Schwenningen wohnhaften baden-württembergischen Vorsitzenden der NPD und Mitglied des Kreis- und Gemeinderates, Jürgen Schützinger. Außerdem richtete sich die Demo gegen das Gasthaus Bertholdshöhe, das nach den Aussagen der Aktivisten seine Räumlichkeiten für NPD-Versammlungen zur Verfügung stellt. Wie der SÜDKURIER bereits berichtete, bestreitet der Wirt die Vorwürfe.

Während an dem Aufzug auch einige Bürger friedlich gegen den Faschismus und gegen Nazis demonstrierten, machte sich bei den überwiegend jugendlichen Mitgliedern des Aktionsbündnisses eine aggressive Stimmung breit. Offenbar, weil sie Rachezüge der politisch rechten Szene fürchteten, verhüllten sie ihre Gesichter vor den Fotografen mit Kapuzen und Schals. Selbst gegenüber der Polizei, die mit einem starken Aufgebot dafür sorgte, dass die Kundgebung in geordneten Bahnen verlief, verhielten sich die Aktivisten äußerst unkooperativ.

So verweigerten sie Polizeichef Roland Wössner für eine organisatorische Durchsage die Lautsprecheranlage zu benutzen. Auch versuchten einzelne gewaltbereite Demonstranten, Polizisten zu provozieren. Sie wickelten Beamte mit ihren Bannern ein und versuchten, sie mit den Stöcken der Banner zu attackieren und zu verletzen. Offensichtlich waren die Aktivisten auf Krawall aus. Auf einem Flugblatt, das unter den Demonstranten verteilt wurde, wurden Instruktionen für den Fall des polizeilichen Gewahrsams gegeben.

Wie Polizeichef Roland Wössner sagte, habe er die Aktion zwar als friedlich eingestuft, dennoch hielt er neben den Polizisten, die die Demonstration begleiteten, vorsorglich einen kompletten Einsatzzug in Bereitschaft im Hintergrund. Der bezog beim Gasthaus Bertholdshöhe Stellung und bewachte das Gebäude auch lange nach Ende der Kundgebung vor eventuellen „Besuchen“ der aufgebrachten Aktivisten.

Im Verlauf der Kundgebung, bei der die Demonstranten vom Bahnhof Parolen grölend durch die Innenstadt zunächst auf den Marktplatz und anschließend vor das Gasthaus Bertholdshöhe zogen um dort ebenfalls zu protestieren, gab es etliche Sachbeschädigungen. Teilnehmer der Demo zerstörten mehrere NPD-Wahlplakate entlang der Strecke. Dass die Aktivisten durchaus gewaltbereit waren, zeigte sich am Schluss.

Als die Kundgebung bereits zu Ende war, kam es zu einer gefährlichen Körperverletzung. Ein junger Passant, der die Annahme eines Flugblattes verweigerte, wurde laut Polizei von fünf aufgebrachten Aktivisten gegen 15.10 Uhr in der Niederen Straße verprügelt. Der Mann erlitt eine Platzwunde, die im Krankenhaus genäht werden musste. Trotz sofort eingeleiteter Suche konnten die Täter nicht dingfest gemacht werden. Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich beim Revier Villingen zu melden (07721-601-0).

Bereits vor der Demonstration hatte die Polizei zu tun. Vor einer Bäckerei direkt vor dem Bahnhof sowie in der Nähe des Marktplatzes kam es zu Schlägereien zwischen Demonstranten und Mitgliedern des politisch rechten Spektrums. Zehn Personen erhielten von der Polizei einen Platzverweis.