MUSIKVERSTÄNDNIS
Haben Trommeleien einer Polit-Sambagruppe "schädliche Umwelteinwirkung"
? FREIBURG taz Sambagruppen
gehören bei vielen linken Demos dazu. Sie sorgen für gute Laune und
wohlwollende Aufmerksamkeit. Nur im grün regierten Freiburg müssen die
Musiker mit Beschlagnahme ihrer Instrumente rechnen. Begründung: Die
Trommeln seien zu laut. Sambasta heißt die linke
Sambagruppe in Freiburg. Ihr gesamtes Equipment lagert allerdings beim
Amt für Öffentliche Ordnung - seit Mitte Dezember. Damals trafen sich
Angela Merkel und Nicolas Sarkozy zum deutsch-französischen Gipfel in
der Stadt. Linke Gruppen wollten gegen die "Festung Europa"
demonstrieren und proklamierten einen "Carnaval de résistance". Mit
dabei war Sambasta. Doch nach wenigen Minuten wurden die 13 Trommler
gestoppt und eingekesselt, ihre Instrumente wurden beschlagnahmt.
Die Beschlagnahme sollte, so die Stadtverwaltung, eine bevorstehende "Störung des Gipfels durch Ruhestörung" verhindern - obwohl dieser weiträumig abgesperrt war. Außerdem liege eine "schädliche Umwelteinwirkung" auf Passanten vor.
Die
Polizei hatte einen Schallpegel von bis zu 110 Dezibel gemessen, so
laut ist eine Kettensäge. Die Polizei ermittelt zudem wegen
"Körperverletzung". Für die Sambagruppe und ihre
Anwältin Katja Barth erscheint das Vorgehen von Stadt und Polizei völlig
unberechenbar. Im Juni 2010 waren die Instrumente schon einmal auf
einer Demo beschlagnahmt worden, meist aber kann Sambasta unbehelligt
trommeln. Die Stadt verlangt nun für die Herausgabe der Instrumente 50
Euro pro Person. Die Trommler wollen das Geld jedoch nicht zahlen, weil
sie die Beschlagnahme für rechtswidrig halten. Inzwischen forderten
zwanzig Gemeinderäte - von FDP, Grünen, Linken und SPD - den OB Dieter
Salomon (Grüne) auf, die Trommeln ohne Rechnung herauszugeben. Doch die
Stadt will hart bleiben. Anwältin Barth bereitet
deshalb eine Klage beim Verwaltungsgericht vor: "Der Einsatz von
Trommeln ist vom Grundrecht auf Versammlungsfreiheit geschützt." CHRISTIAN
RATH